Jetzt Grabsteine von GEPA

Kommentar vom 30. November 2009: Wenn Zeitunglesen bildet.

Wie sich hier ja schon herumgelesen hat, scheine ich die Zeitungen nur dazu zu benutzen, um eine Schüppe voll Ironie und Ärger über die meisten Artikel zu werfen. Heute erlebte ich mal ein erfreuliches Gegenbeispiel. Ich wurde nämlich durch einen kleinen Text auf etwas aufmerksam, dessen ich mir überhaupt nicht bewusst war. Was vielleicht daran liegt, dass ich in der guten Tradition meines Elternhauses auf Beerdigungen und alles, was dazu gehört, nicht viel Wert lege.

Die Überschrift des entsprechenden Artikels lautet „CDU fordert zertifizierte Grabsteine.“ Mein erster Gedanke war – oh nein! Das darf doch wohl nicht wahr sein, hier in Deutschland geht wohl gar nichts mehr ohne Bescheinigungen und Zertifikate, und die Remscheider CDU ist sich für nix zu schade, um ähnlich wie manche Bürgervereinigungen nur um Aufmerksamkeit zu buhlen. Dennoch las ich weiter, um mich in Ironie ergehen zu lassen.

Dann aber zeigte sich, dass hier doch etwas steht, was ich für bemerkenswert halte. Die CDU nimmt den Totensonntag zum Anlass darauf hinzuweisen, dass „ein großer Teil der [Grab-]Steine, die in Deutschland verwendet werden“ aus Indien kämen. „Dort herrschen miserable Arbeitsbedingungen auch Kinder müssten schwer schuften, heißt es in der Pressemitteilung.“ Und dann wird noch auf das Siegel „Xertifix“ verwiesen. Auf der entsprechenden Homepage gibt es schon einiges Interessantes zu lesen, die junge Organisation (Gründung 2006, wenn ich das richtig gesehen habe) informiert ausgiebig auch über Kinderarbeit: klick.

Fair Trade kann uns also durchaus durch das ganze Leben bis ans Ende und förmlich darüber hinaus begleiten 🙂

7 Gedanken zu “Jetzt Grabsteine von GEPA

  1. theomix 30. November 2009 / 19:47

    Als Fan fairer Produkte hätte ich energisch protestiert.
    Gerade hörte ich, dass sich die Stadt Neuss um fair produzierte PCs bemüht. sie ist da wohl Vorreiter geworden, weil bisher niemand auf diese Idee kam.
    Und wie sich manches verändert: Noch vor 15 Jahren waren CDU-Leute nur mühsam für fair gehandelte Produkte zu gewinnen.

    • onebbo 30. November 2009 / 20:22

      Auch die Zeit weiß den Zeitgeist zu schätzen 🙂

  2. Margerite 1. Dezember 2009 / 09:10

    Es ist schon ein Wahnsinn, wie gnadenlos das Geld vermehren auf dieser Welt praktiziert wird.
    Auch, aber nicht nur, deshalb kommt für mich selbst eines Tages wirklich nur eine Bestattung in einem Friedwald in Frage.

    • onebbo 1. Dezember 2009 / 09:15

      Was ist eine Bestattung in einem Friedwald? Habe ich noch nie etwas von gehört.

  3. Margerite 1. Dezember 2009 / 10:10

    Es ist eine, wie ich finde, sehr naturnahe Bestattungsform in extra dafür ausgewiesenen Waldgebieten. Gibt es noch nicht so lange und auch nicht überall in Deutschland. Leider kann ich keinen Link setzen, aber man kann sich darüber gut im Internet informieren, einfach das Suchwort „Friedwald“ eingeben oder auch „Ruheforst“.

  4. Marienkäfer 1. Dezember 2009 / 12:23

    Mit den Bestattungen in einem Friedwald habe ich mich auch beschäftigt. Ich finde es ärgerlich, welche immensen Kosten inzwischen für die Hinterbliebenen bei einer normalen Friedhofsbestattung enstehen, sei es für die Grabstätte, den Stein, die Bepflanzung oder die Pflege. Als Einwand höre ich dann, dass sei immerhin unsere Kultur. Was für eine armselige Kultur, die anscheinend nur noch auf Kommerz ausgerichtet ist.

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