Eine schöne Belohnung

Kommentar vom 23. April 2010: „Zucker als Belohnung“

Ist das nicht eine tolle Überschrift? Zu finden am 21. April in meiner Tageszeitung. Es war im Lokalteil und handelte sich um eine Aktion, bei der Schüler einer Grundschule Apfelküchlein backen.

Eine Frau Dr. Scharwächter hatte den Kindern mehrere Theoriestunden zum Thema „gesunde Ernährung“ gegeben. Die Frau ist Patenschaftsärztin dieser Grundschule, welche Fachrichtung wird also nicht genannt. Und wo sie ihre Ernährungskenntnisse her hat, auch nicht. Wobei dies ein frevelhafter Gedanke von mir ist, habe ich etwa vergessen, dass Ärzte alles, einfach alles wissen? Der weiße Kittel heißt ja schon „allwissend“, oder?

Bei der Zubereitung der Apfelküchlein, deren Gesundheitswert mir jetzt so auf Anhieb nicht verständlich ist, aber ich bin ja auch nur eine Vollwertlerin, halfen dann auch noch Kochprofis aus Remscheider Restaurants. Die spendierten auch die Zutaten! Hoffentlich haben sie das Glutamat nicht vergessen.

Und wer steckt letztendlich hinter der Aktion? Die AOK. Eine Krankenkasse, oder wie man sagen könnte: eine aus der Reihe der Krankmacherkassen. Frau Dr. Scharwächter erspart uns auch nicht ihr revolutionäres Konzept: „Bevor die Kinder später zuckerkrank werden, wollen wir lieber frühzeitig das Bewusstsein für eine gesunde Ernährung schärfen.“ Genial, nicht wahr? Und das mit Apfelküchlein, nicht etwa mit Salat oder einer netten Obstspeise. Und was die Kinder hier lernen, erfahren wir auch: „Obwohl die meisten Schüler noch nie zuvor einen Apfel geschält haben, schlagen sie sich erstaunlich gut.“ Da musste ich allerdings erst dreimal schlucken. Wieso ist das bedauerlich? Das klingt für mich so, als wenn die Kinder bis dato so klug waren, die Äpfel ungeschält zu essen. Aber das treibt ihnen Frau Dr. Scharwächter jetzt endlich aus. Bloß nicht die böse Schale mit in die wertvollen Küchlein tun. Übrigens: Die Äpfel für meine Kuchen sind stets ungeschält und haben meist auch noch das Kerngehäuse, darüber hat sich noch niemand beschwert. Vielleicht sollte ich auch mal in die Grundschule gehen, um Apfelschälen zu lernen?

Es gibt aber auch „gute“ Kinder. Eines erzählt z.B., dass es zu Hause hilft. Jan-Luca hilft immer bei den Rouladen. Prima!

Der letzte Absatz aber hat mich richtig böse gemacht. Deshalb zitiere ich ihn hier vollständig: „Dass sich am Ende trotzdem alle Nachwuchsköche Zimt und Zucker auf ihre Pfannkuchen streuen dürfen, haben sie sich verdient. [Frage: In was für Fett wurden die wohl gebraten? Mit welchem Mehl gemacht?] ‚Heute ist schließlich ein besonderer Tag‘, sagt Dr. Scharwächter.“

Ich frage euch: Was für eine Lehre in Sachen Ernährung können Kinder ziehen, wenn sie als Belohnung (!!!!) dann Zucker bekommen? Schade eigentlich, dass die gute Frau Dottore nicht gleich noch ein paar Zigaretten rumgereicht hat. Aber das kommt vielleicht erst im nächsten Stündchen, wenn die Kinder gelernt haben, wie man ein paniertes Schnitzel in Billigöl vom Discounter brät.

Werbung

7 Gedanken zu “Eine schöne Belohnung

  1. Rene 23. April 2010 / 20:43

    Klasse, Kommt ihr Kinderlein, heute gibts was gesundes, Apfelküchlein mit einer Extra Portion „Zimt-Zucker-Gemisch“. Aber wenn die Frau Doktor das so sagt dann wird das schon gesund sein. Du weißt ja, wenn du den Weißkitteln lange wiedersprichst musst du wieder 300 mal Schreiben „Ich werde die Allwissenheit der Ärzte nie mehr Anzweifeln und nie meh ihre Unfehlbarkeit in Frage stellen“ 😀 *ggg*

    In was die ihr Zeug rausgebraten haben weiß ich nicht, aber bei uns in der Schule wurde für so was immer dieses wiederliche Blockfett genommen. Also das billigste vom Billigen.

    Echt? Du lässt bei Kuchen und Co. bei den Äpfeln auch das Kerngehäuse mit drin? Merkt man das nicht? Das interessiert mich jetzt 🙂
    Schälen tu ich die Äpfel übrigens auch nie, egal für was ich sie verwende…. früher als Kind hab ich sogar immer die Schale so gegessen wenn meine Mom die für einen Kuchen Abgeschält hat.

    • onebbo 23. April 2010 / 20:54

      Ich lasse wirklich das Kerngehäuse immer drin – ich esse das ja auch beim Apfel mit, warum also nicht im Kuchen? Bisher hat sich noch niemand bei mir beschwert und immer noch jeder Kuchen nachgenommen 😉 Ich dörre übrigens Äpfel auch in Scheiben mit dem Kerngehäuse, wird auch superlecker.
      Und jetzt gehe ich brav 300 mal das geforderte Sätzchen schreiben, denn ich habe heute bestimmt wieder zu oft gezweifelt 😈

  2. Rene 23. April 2010 / 23:09

    Aha, dann teste ich das auch mal. Noch weniger das weggeworfen wird 🙂 Tja, wie war das doch gleich mit dem man lernt nie aus.

    *ggg* Bin gespannt ob 300 mal reicht, wir Zweifeln wohl auch nach 30000 mal Schreiben noch.

    So, und jetzt mach ich die heutige Ration Bärlauch-Pesto fertig. Und Morgen dann ein neues Experiment. Hier passt es gerae so schön, in dem einem Waldstück blüht der Löwenzahn schon, in dem anderem Walstück fängt er gerade an zu wachsen, noch ganz junge Blätter. Will Morgen mal ein Pesto aus Blättern und Blüten Basteln. Vielleicht noch mit etwas Brennnessel drin, mal schauen. Und du bist Schulde, wenn man deine Rezepte liest bekommt man Lust auf Experimente. Da wird dann sogar der Apfelkuchen ohne Schale Uninteressant *lol*

  3. Marienkäfer 25. April 2010 / 08:34

    Bei uns wurde in jetzt in Zusammenarbeit mit einer Apotheke Kindern zwei Kindergärten gezeigt, wie „gesunde“ Gummibärchen hergestellt werden. Da konnten die Kinder erleben, wie ein Experte (was für einer das war, wurde nirgendwo erwähnt) und sein zotteliger Helfer „Bodo, der Naschbär“ aus natürlichen Zutaten (Zucker, Obstsaft, Gelantine und Vitamin C!) Gummibärchen produzierten.

    Als Lob gab es für die Kids, „die so brav mitgemacht hatten“, ein Nachbären-Zertifikat als „Naschbärenlehrlinge“. Man kann schon ahnen, was die Kids anstellen könnten, um „Meister“ zu werde.

    • onebbo 25. April 2010 / 08:42

      Wow, das ist ja auch eine tolle Veranstaltung. Diese Kinder werden allesamt mit einem phantastischen Gesundheitsbewusstsein groß werden 😦

  4. vinci 25. April 2010 / 08:56

    Mann, ist das alles abartig.

    Immerhin, die Gummibärchen sind gesünder, weil sie keine Zitronensäure (die ja bekanntlich Karies macht) und Farbstoffe enthalten.

    • onebbo 25. April 2010 / 17:55

      Alles nach dem Motto: Unter den Blinden ist der Einäugige König?

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.