Im Januar neue Kartoffeln aus Ägypten?

Kommentar vom 4. Juni 2010: „Kartoffeln aus Ägypten“

Zurzeit esse ich regelmäßig Kartoffeln und das mit Begeisterung. Sie sind einfach herrlich, gedünstet. gebraten, mit oder ohne eine cremige Soße. Dienstag überlegte ich: Soll ich sie im Bio-Laden bestellen oder auf dem Markt kaufen? Ich entschied mich für den Bio-Laden.

Dann kam die Bio-Lieferung Mittwoch Nachmittag. Zwei Netze Kartoffeln in der Kiste. Komisch, sonst sind sie immer in einer Papiertüte. Ich schaue auf den „Anhänger“: Kartoffeln aus Ägypten! Ich mosere Herrn H., den Fahrer, also gleich an (der Arme <g>), er erklärte mir, dass es derzeit keine deutschen Kartoffeln mehr gibt, auch keine Lagerkartoffeln. Irgendwie muss ich ja bis zum nächsten Mittwoch kommen, wenn wieder Markt ist. Also habe ich eines der beiden Netze behalten.

Ich schaute mir diese Kartoffeln an und dachte: Die ganze Bio-Szene vertreibt seit Wochen ägyptische Kartoffeln. Wie viel Energieverschwendung dahinter steht! Ägypten ist ja nicht ein Land, das sich zum Kartoffelanbau ideal eignet, dafür muss garantiert teuer bewässert werden – und der Anbau heimischer Produkte muss dafür zurückstehen. Wie pervers! Dazu kommen noch die Transportkosten.

Schmecken sie denn wenigstens so richtig lecker? Ich habe mir gleich eines meiner Standardgerichte damit gekocht. Ach, schon die Farbe gefiel mir nicht so recht, zu „weißlich“ in der Mitte. Ich erwartete schon, dass sie glasig sein würden, aber das blieb mir erspart. Nur der Geschmack – fad. Da kann ich auch herkömmlich angebaute Kartoffeln aus dem Supermarkt kaufen, die schmecken sogar noch „nach mehr“, ganz zu schweigen von den leckeren Kartoffeln meines Gemüsegärtners (zurückhaltend konventionell angebaut).

Es ist mir schleierhaft, wie Leute mir von diesen Kartoffeln vorschwärmen können. Mal ganz abgesehen von den ökonomischen Randbedingungen. Da esse ich lieber ein Getreidegericht, Linsen oder einfach ein selbstgebackenes Brot. Der Fahrer vom Bioladen berichtete mir, dass die Leute dieses Kartoffeln WOLLEN. Sie kaufen nicht die deutsche Lagerware – sie könnte ja keimen. Oh wie schlimm. Und diese Kartoffeln keimen nicht? Bio-Kartoffeln, die nicht keimen? Na vielen Dank. Ja, und auch Kartoffeln aus Italien sind der Hit.

Aus Italien kaufe ich Zitronen, vielleicht mal Tomaten und natürlich Olivenöl. Aber doch keine Kartoffeln im April. Doch, doch, so Herr H – die Leute WOLLEN im Januar und Februar neue Kartoffeln haben. Wie geht das mit dem Bio-Gedanken zusammen? Für mich überhaupt nicht. Und jemand, der mir erzählt, er sei Vollwertler und dann, wie lecker doch ägyptische und italienische Frühkartoffeln sind, hat einen Defekt an den Geschmacksnerven und auch einen Fehler bei der Wahrnehmung davon, wie wichtig saisonale Ernährung ist.

Nun muss ich mal schauen, wie ich die restlichen 1300 g Kartoffeln verwerte. Vielleicht schmecken sie ja in Kartoffelbrot oder Kartoffelpuffern einigermaßen 😦

15 Gedanken zu “Im Januar neue Kartoffeln aus Ägypten?

  1. Ines 5. Juni 2010 / 02:22

    Ähm – also in unserem Bioladen gibt es zur Zeit mindestens 5 Sorten Lagerkartoffeln. Allesamt geional … vielleicht sollte dein Bioladen die von hier importieren?

    Aber das die Leute das WOLLEN, das glaub ich ihm aufs Wort. Ohne Bio-Erdbeeren aus Spanien zur Weihnachtszeit kommen die Leute scheinbar nicht in Stimmung.

    Und in den Gartencentern standen bereits Anfang April nicht nur blühene Lavendelsträucher, sondern auch Tomatenpflanzen mit bereits reifenden Tomaten. Und das wird gekauft!

    Aber wenn Ende August die Printen in den Geschäften liegen, dann geht das große Jammern los – ach nee, das ist doch viel zu früh….

    Kopfschüttelnde Grüße
    Ines

    • onebbo 5. Juni 2010 / 08:13

      Da hast du Glück mit deinem Bioladen. Meiner ist wirklich vom Ansatz her sehr gut geführt (der Besitzer ist ganz „alte Garde“), hat in Kartoffelsaisonzeiten genau drei Sorten.

      Hihi, ja, das Jammern mit den Printen im August. Das finde ich besonders originell: Wetten, kein Laden würde im August Printen anbieten, wenn die im warmen Wetter wegflössen und sie niemand kaufen würde? 😉

  2. Ines 5. Juni 2010 / 02:25

    Die Lagerkartoffeln sind natürlich regional – aber das hast du wahrscheinlich schon erraten 😉

    Und die anderen Schreib- und Tippfehler … bin wohl ein bisschen zu früh (oder spät) dran. 🙂

    • onebbo 5. Juni 2010 / 08:15

      „Lagerkartoffeln aus dem Senegal“ – das wäre doch noch ne Marktlücke…. (ich hatte das so verstanden, jo).

      Ich bin als Blogbetreiberin natürlich im Vorteil: Wenn ich einen Tippfehler entdecke, kann ich ihn anschließend schnell wegmachen 🙂

  3. sternenfrau 6. Juni 2010 / 19:32

    Ich glaube, so glasig-milchigweiße Kartoffeln hatte ich auch… keine Ahnung, woher die kamen (will ich beim nächsten Besuch im Biosupermarkt mal checken). Waren auch nicht annähernd so lecker wie die vom Bergischen Biobauern.
    Einfach mit Schale waschen, vierteln und in den Backofen… mit einem herzhaften Avocadodip gehen auch diese geschmacksneutralen Kartoffeln runter 😉

    • onebbo 6. Juni 2010 / 19:49

      Oh das ist ein prima Tipp, danke! (Kann ja auch ein anderer Dip sein, ich mag Avocados nicht sooo genre).

      • sternenfrau 6. Juni 2010 / 19:53

        Avocados mochte ich bislang auch nicht besonders, aber die habe ich neu für mich entdeckt… probier mal
        1-2 Avodacos
        ne halbe Zwiebel
        Zitronensaft, Sals, Pfeffer
        gerösteter Sesam
        etwas Sesamöl
        Garam Masala
        *mjam* 🙂

        • onebbo 6. Juni 2010 / 19:56

          Danke, werde ich dann mal probieren.

  4. Max M. 1. März 2011 / 19:53

    Nun ja die Bio Kartoffeln, die aus Ägypten kommen sind Bio und werden auch streng geprüft. Wie nun deine persönliche Einschätzung zum Geschmack ist, kann nur eine subjektive Meinung sein und wird bei jedem anders sein.

    Es gibt zu dieser Jahreszeit keine deutschen Bio Kartoffeln, die so frisch sind.
    Sie „verdrängen“ also nicht die deutschen, wie du sagst!

    Aktuelle Studien belegen die Beliebtheit dieser Produkte und sind außerdem für ein Entwicklungsland wirtschaftlich extrem wichtig.

    • OneBBO 2. März 2011 / 05:40

      Herzlich Willkommen mit deinem ersten Kommentar auf diesem Blog, Max M.

      Warst du in Ägypten und hast die strenge Prüfung kontrolliert? Anderes Beispiel: Ist es nicht eigenartig, dass so viele Bioware aus China kommt, einem Land, in dem bekanntermaßen der Umweltschutz wenig zählt?

      Als ich Kind war, gab es keine Kartoffeln aus Ägypten und trotzdem haben wir fast täglich welche auf dem Tisch gehabt. Ist das nicht eigenartig? 😉

      Aktuelle Studien, ja, nee klar. Vielleicht nennst du ein paar, die ich nachlesen kann?

      Übrigens: Burger und Fastfood sind auch beliebt. Biokartoffeln aus Ägypten sind beliebt. Was beweist das?

      Den Erhalt der deutschen Landwirtschaft finde ich genauso wichtig. Wenn der Trend nämlich so weiter geht, haben wir hier bald keine vernünftige Landwirtschaft mehr, nur noch ein paar Massenbetriebe und ein paar Hobbybauern. Was passiert, wenn ein Land völlig vom Import von Lebensmitteln abhängt, möchte ich lieber nicht erleben.

      Ägypten hat nicht viel bebaubare Fläche. Da soll es wichtiger sein, Kartoffeln für die verwöhnten deutschen Bio-Schickimickis zu produzieren als Produkte für die heimische Landwirtschaft?

      • Max M. 3. März 2011 / 15:46

        Zu deiner ersten Frage: Ja! Ich kann dir aus direkter Quelle und eigener Erfahrung sagen, dass die Waren aus Drittländern, die in die EU eingeführt werden, sowohl in Ägypten selber als auch hier in Deutschland streng geprüft werden.

        (Wie es mit China als Exportland für Bioware aussieht, kann ich nicht sagen, da ich nicht genügend Hintergrundinformationen darüber habe.)

        Wir reden hier von Bio/Organischen-Produkten. Diese können im Preis und Qualität längst mit konventionellen Produkten hier mithalten. Ich denke dass die Preise immernoch falsch berechnet werden. Denn es gibt Sachen, die kann bisher niemand auf der Welt berechnen. Wie sieht es mit der Gesundheit der Menschen aus die organische Produkte essen im Vergleich zu denen die konventionelle essen. Wie hoch sind die Umweltkosten, die durch Pestizide und Kunstdünger im Wasser verursacht werden?

        Ich spreche hier von Frühkartoffeln, die zu einer Zeit importiert werden, in der deutsche Bauern nicht so frische Waren anbieten können. Warum dann den internationalen Markt blockieren?

        Ägypten hat nicht viel bebaubare Fläche? Das solltest du mir kurz beweisen 🙂
        Es geht nicht um bebaubare, sondern um landwirtschaftlich nutzbare Fläche. Platz für die Bevölkerung haben die genug!
        Ägypten hat sehr viel Fläche, die genutzt werden kann. Die Frühkartoffeln kommen zum größten Teil aus der Sahara-Wüste. Dort wird mit viel Aufwand ödes Wüstenland in eine blühende Landschaft versetzt.
        Übrigens: Die einheimische Nachfrage nach Bio-Produkten dort ist in letzter Zeit auch stark angestiegen!

        • OneBBO 3. März 2011 / 17:01

          Jeder, der anonym mit einem Fakenamen und einer Allwelts-Emailadresse im Internet rumrkraucht, kann alles behaupten.

          „Eigene Erfahrung“, „direkte Quellen“. Wenn du wirklich eigene Erfahrung hättest, hättest du ganz anders formuliert.

          „Dort wird mit viel Aufwand ödes Wüstenland in eine blühende Landschaft versetzt.“

          Der Satz ist so herrlich. Da erübrigt sich jeder Kommentar.

          • Max M. 3. März 2011 / 20:33

            Warum sollte ich soetwas schreiben, wenn es nicht wirklich so ist?
            Ich schreibe gerade eine Arbeit über dieses Thema und bin deswegen auf diesen Blog gestoßen.
            Denkst du ich gebe meine richtigen Daten hier auf irgendeinem dahergelaufenen Hobby-Blog an? Nee, mein/e Liebe/r!
            Du musst mir ja auch nicht glauben!
            Hoffe aber, dass andere Leser meinem Beitrag Glauben schenken. Wer möchte kann mir auch gerne eine Mail schreiben – an meine angebliche Fake-Adresse 🙂

            Warum hätte ich „anders“ argumentieren sollen??

            Für mich erübrigt sich nun auch jeglicher Kommentar.

  5. OneBBO 4. März 2011 / 06:20

    @maxm bzw. für andere Leser:
    Er liest es ja nicht mehr. Nur für die anderen: Wer eine Arbeit schreibt und dann meinen Blog nicht mal soweit liest, um zu merken, dass ich eine Frau bin und außerdem ein Impressum habe, wo alles Nötige drin steht – na, die Qualität der Arbeit kann ich mir vorstellen 🙂

    Auch ist der Ton aggressiv „daher gelaufener Hobbyblog“. Soll ich jetzt beleidigt sein? Au wei….

    Ich würde dem jungen Mann, wenn er dann hier noch läse, mal etwas Vollwerternährung empfehlen – das senkt den Aggressionspegel.

    Aggression, ich schrieb es schon mal an anderer Stelle, ist eine Krücke von Menschen ohne Argumente, ein Zeichen von Unsicherheit und Angst.

    • Max M. 7. März 2011 / 15:49

      Hallo Frau Wilkesmann,
      Mein Ton sollte nicht aggressiv wirken. Ich finde Ihre vorletzte Antwort war etwas herablassend und daher habe ich meinem Ärger darüber Luft gemacht.
      Danke für die Empfehlung für Vollwerternährung – Bio Kartoffeln aus Ägypten sind momentan sehr frisch und lecker 🙂

      Guten Appetit!

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