Jetzt heilen wir unsere Psyche

Kommentar vom 6. Juni 2010: „Fischöl gut für die Psyche“

Es handelt sich hier um einen kleinen Artikel aus der Apotheken-Umschau, Mai-Ausgabe, der wieder einmal typisch dafür ist, wie Studienergebnisse so dargestellt werden, dass ein völlig falscher Eindruck entsteht. Wer nämlich die Überschrift „Fischöl gut für die Psyche“ liest, denkt doch: „Aha, fein, wenn ich das nächste Mal üble Laune habe, pfeiff ich mir einen Räucherfisch rein, schon geht’s mir besser.“ Wer liest denn schon den Artikel kritisch?

Was im Artikel wirklich steht ist, dass die konzentrierte Gabe von Omega-3-Fettsäuren bei Hochrisiko-Patienten den Ausbruch einer Psychose verhindern kann. Der Gehalt von Omega-3-Fettsäuren ist übrigens in Ölen (Walnussöl, Rapsöl, und vor allem Leinöl) wesentlich höher als in Fisch! Richtiger wäre also für die Überschrift „Leinöl gut für die Psyche“.

Dazu kommt, dass diese Studie an Hochrisikopatienten für den Ausbruch einer Psychose durchgeführt wurde. Was hat das mit mir zu tun? Ich sehe mich in dieser Gruppe ohnedies nicht 🙂 Die Zahl der Studienteilnehmer – insgesamt 81 – ist auch nicht gerade umwerfend hoch. Die Probanden (freiwilligen Teilnehmer) nahmen 12 Wochen lang täglich Kapseln mit zwei solcher Fettsäuren zu sich, also bei weitem kein natürliches Lebensmittel. Was veranlasst also den Artikelschreiber, seinen Schmarren zu beschließen mit den Worten „Natürliche Omega-3-Fettsäuren kommen zum Beispiel in fettem Seefisch wie Makrele und Lachs vor.“? Hält der die Leser der Apotheken-Umschau alle für Hochrisikopatienten in der Sparte Psyche? Das würde allerdings einiges erklären hihi.

Dazu gibt es ein Foto von Lachs mit ein wenig Dill drauf, Bildunterschrift „Lachs: eine gute Quelle für Omega-3-Fettsäuren.“ Laut Wikipedia hat Lachs einen Omega-3-Fettsäuregehalt von 1,8 %….. Walnussöl ca. 13 % (das ist sieben mal so viel!!). Noch Fragen? 🙂

9 Gedanken zu “Jetzt heilen wir unsere Psyche

  1. Anna 6. Juni 2010 / 18:35

    Ich frage und fragte mich schon so oft, woher diese Meldungen kommen, wer dahinter steckt und vor allem, was. Ist das wirklich „nur“ Unkenntnis der Verfasser oder ist das bewusste und gewollte Irreführung? Was meinst du?

    • onebbo 6. Juni 2010 / 18:39

      Ich bin mir da auch nicht sicher. Vielleicht ist es auch einfach nur die Suche nach einer peppigen Überschrift. Wer liest schon einen Artikel mit der knackigen Überschrift „Omega-3-Fettsäuren isoliert können bei Hochrisiko-Patienten für psychische Störungen helfen“ in einem Blatt wie der Apotheken-Umschau? Ich weiß auch mittlerweile nicht mehr, wie weit solche Mitarbeiter einfach schon betriebsblind sind. Vermutlich ist Redakteur bei der Apotheken-Umschau auch nicht unbedingt ein Job, wo sich die ganz qualifizierten drum drängeln. Vermutlich, wie so oft – eine Mischung.

  2. sternenfrau 6. Juni 2010 / 19:47

    Ich könnte mir vorstellen, dass dem Autor des Artikels in der Apothekenumschau mal das Buch „Leinöl macht glücklich“ zu Ohren gekommen ist und er irgendwas draus machen sollte, aber gerade leider frisch ein Werbevertrag für irgendeine Fischölkapselfirma abgeschlossen worden ist…

    • onebbo 6. Juni 2010 / 19:52

      Schade, habe das Exemplar schon entsorgt – wäre eine gute Idee gewesen, die Umschau mal auf entsprechende Werbung durchzusehen!

      • sternenfrau 6. Juni 2010 / 19:57

        Habe ich zumindest schon mal öfter in irgendwelchen Zeitschriften gesehen… da wird das Thema des Monats präsentiert und dahinter verbirgt sich nichts anderes, als versteckte Werbung, denn drei Seiten weiter gibt´s z.B. Reklame für tollen Granatapfelsaft, wo zuvor groß und breit über die Wichtigkeit von Antioxidantien geschrieben wurde.

        • onebbo 6. Juni 2010 / 20:04

          Ja, mit großen Themen kenne ich das auch. Aber nicht mit so einem Minibeitrag, war ja nicht mal ne halbe Seite.

  3. Marienkäfer 14. Juni 2010 / 15:17

    Omega 3-Fettsäuren sind sehr empfindlich. Wenn ich meinen Fisch brate oder koche, sind diese sowieso erledigt. Wozu dann Fisch? Ich glaube nicht jeder mag Sushi.

    Ich habe sogar schon erlebt, dass eine diplomierte Ernährungsberaterin Fisch in Dosen als gute Alternativquelle zum frischen Fisch empfohlen hat.

    • onebbo 14. Juni 2010 / 15:19

      Meine Güte, wo hat diese gute Frau denn ihr Diplom erwürfelt? (Wahrscheinlich bei der DGE 😆 😆 😆 )

  4. Marienkäfer 14. Juni 2010 / 15:25

    Tschuldigung: Sie ist Dipl.-Oecotrophologin und Diätassistentin! Schlimm genug, dass so jemand auf kranke Leute losgelassen wird.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.