Roher Agavennektar: Spannung wächst

Kommentar vom 30. Juni 2010: Wenig nette Neuigkeiten zum Agavennektar

Als ich 2008 bei Keimling eine Anfrage startete, was es mit dem rohen Agavennektar auf sich hat, bekam ich die Antwort, die ich ja auch veröffentlicht hatte, „Dieses Aufkonzentrieren geschieht aber unter Vakuum bei niedriger Temperatur„. Mehr erfuhr ich nicht zur Herstellung. Alle anderen Punkte bedenkend, fand ich den Agavennektar eine Alternative zum Honig, vor allem für Menschen, die jegliche Tierprodukte meiden wollen und für eine kleine Geschmacksabwechslung.

Im Zuge meiner neusten Anfrage wegen der Vorwürfe von David Wolfe – ich berichtete ja darüber – erhielt ich nun gestern eine Mail der Ökotrophologin von Keimling, Frau S. Ich hätte ihre Mail gerne als Ganzes in den Blog gestellt, erhielt aber von ihr dazu vorerst nicht die Genehmigung, weil das mit der Geschäftsleitung abgesprochen werden muss. Eine Sache hat mich aber so verblüfft, dass ich meine ganzen alten Mails nochmals durchgegangen bin und auf das obige Zitat stieß, das etwas über die Herstellung aussagt. „Unter Vakuum bei niedriger Temperatur“. In der Mail gestern – und diesen einen Satz nur möchte ich heute herausheben, weil ich ihn für sehr wichtig halte – steht nun eine Info vom Lieferanten:

„Agavensirup [ist] ein technisch verarbeitetes Produkt, das enzymatisch verarbeitet, mehrfach filtriert und unter Vakuum bei niedrigen Temperaturen eingedampft wird.“ Das klingt ja wohl schon ganz anders! Enzymatisch verarbeitet? Mehrfach filtriert? Hoppla! Das ist aber nicht mehr so harmlos.

Auch wenn ich die Mail der Ansprechpartnerin (noch) nicht veröffentlichen darf, so kann ich das mit meinem eigenen Schreiben ja durchaus, und meine Antwort lautete:

Sehr geehrte Frau S.,
leider beantwortet dies in keiner Weise die Vorwürfe, die David Wolfe an alle Agavensäfte erhebt. Es ist eine politische Antwort, da Sie u.a. lauter Dinge erwähnen, die gar nicht angefragt waren, wie z.B. die Herstellung des Agavensirups. Das hatten Sie mir vor Monaten bereits erläutert.
Wo aber sind die Antworten auf die Vorwürfe von David Wolfe? Zum Beispiel zu den mafiösen Strukturen bei der Herstellung, der Fälschung usw.?
[…].
Oder habe ich Ihre Antwort nicht verstanden?
Ich bin enttäuscht. Ich hatte eine klare Stellungnahme, nicht ein politisches Ausweichen erwartet.
Ihr Einverständnis vorausgesetzt, werde ich Ihr Schreiben morgen in meinem Blog veröffentlichen.

Nun Frau S. antwortete nochmals, dass sie an der Sache dran seien und nur etwas Zeit brauchten. Hätte man auch gleich so schreiben können, oder?

Fazit:

1. Mein Eindruck von der Firma Keimling in Sachen Redlichkeit ist an den Gefrierpunkt gesackt. Wichtige Informationen wurden 2008 in einer Antwort an mich geschickt umgangen.

2. Auch jetzt versuchte man, mich erst mit Geschwafel vom eigentlichen Thema abzubringen.

Für mich hat das die Konsequenz, dass mein Misstrauen gegenüber der hochmodernen Rohkostszene noch größer geworden ist. Die Firma Keimling, Platzhirsch in Sachen Rohkost, werde ich erst einmal aus meiner „Einkaufsliste“ entfernen. Rohkost wird für mich in Zukunft noch regionaler sein. Agavennektar ist für mich ein Thema der Vergangenheit, ich werde ihn nicht mehr empfehlen. Nach so viel Verarbeitungsschritten kann ich auch Ahornsirup oder erhitzten Agavendicksaft nehmen – die auch nicht vollwertig sind.

Ja, ja, mit Rohkost lässt sich viel Geld verdienen, weil sie gerade modern ist. Deswegen bezahle ich auch in Rohkostversandhäusern wesentlich mehr für rohköstige Mandeln – die ich in „nur“ Bioqualität genauso gut in Rohkost und billiger erhalte. Es erübrigt sich fast zu sagen, dass ich maßlos enttäuscht bin, dass auch hier wieder einmal wir als Verbraucher an der Nase herumgeführt werden von einem angeblich „hehren“ Unternehmen.

Ich werde euch auf dem Laufenden halten, wenn die Firma Keimling sich wieder bei mir meldet.

13 Gedanken zu “Roher Agavennektar: Spannung wächst

  1. mialieh 30. Juni 2010 / 18:28

    oh ja, das klingt spannend

  2. sternenfrau 30. Juni 2010 / 19:18

    Ist halt unbequem, wenn immer so Nachfragen kommen 😉
    Aber jedenfalls eine interessante Information. Habe bisher noch nie Agavennektar gekauft und werde es jetzt wahrscheinlich erst recht nicht tun.

  3. lix 30. Juni 2010 / 21:19

    was ich nicht wirklich verstehe: was bitte ist denn dann noch der Unterschied zwischen Nektar und Dicksaft-ist doch dann beides ein industriell verarbeitetes Produkt-und was sind den schon „niedrige“ Temperaturen? Niedrig im Vergleich zu was? Wenn etwas „eingedampft“ wird geht das doch auch nicht bei Raumtemperatur, oder? Aber unter ROH verstehe ich auch nicht weiter behandelt-und nicht nur unter 42 Grad verarbeitet und ansonsten aber alle möglichen Lösungsmittel und Enzyme dazu gemischt. Kenne ich mich da jetzt zu wenig aus? Auf jeden Fall finde ich es ein starkes Stück!

    • onebbo 1. Juli 2010 / 05:26

      Deine Ansicht zur Rohkost teile ich auch – die Temperatur ist natürlich ein Killer-Kriterium, aber auch die anderen Verarbeitungsschritte sollten doch „natürlich“ sein.

  4. Anna 30. Juni 2010 / 21:42

    Ich für meinen Teil werden keinen vermeintlich rohen Agavennektar mehr kaufen. Danke.

    Nebenbei, bei dem vermeintlichen Rohkost-Mandelpüree von Urs Hochstrasser, das Keimling ebenfalls vertreibt, handelt es sich nicht um echte Rohkost. Die Mandeln werden kurz blanchiert, angeblich aber nur sehr kurz. Aber, will man korrekt sein und keine Verbrauchertäuschung betreiben, dürfte man das nicht mehr als Rohkost anpreisen, egal, wieviele Sekunden blanchiert wird. Es ist keine echte Rohkostqualität, da Blanchieren wohl kaum als rohköstig zu beschreiben ist.

    Aber wie sagt der Hochstrasser „Man muss ja nicht heiliger sein wollen als der Papst.“ Super, nicht?! Also, alle brav die Geldbörse zücken und für die Illusion zahlen. 😉

    Man muss sich eben bewusst machen, dass Rohkost oder Rohkostqualität keine geschützten Begriffe sind und dementsprechend missbraucht werden, um unverhältnismäßig abzukassieren.

    Wie beispielsweise bei den oben erwähnten Mandeln. Die bekommt man roh auch im Bioladen, aber günstiger als bei z.B. Keimling, die den „Rohkostqualität“-Stempel drauf drücken, um Mandeln völlig überteuert verkaufen zu können.

    Und das ist leider bei vielen vielen Produkten so.

    • onebbo 1. Juli 2010 / 05:25

      Ja, da sage ich auch vielen Dank für diese Info!

  5. sonnenkind 30. Juni 2010 / 23:44

    @Anna:
    Das ist ja mal echt ne tolle Info! Und für das angebliche Rohkost-Mandelmus darf man dann auch noch das doppelte latzen! Ebenfalls ein echt starkes Stück, genauso wie die Sache mit dem Agaven“nektar“… das stinkt doch zum Himmel!

    Eigentlich wollte ich mir auch demnächst mal was von nem Rohkostversand bestellen, aber jetzt bin ich erstmal ziemlich abgeschreckt was die Glaubwürdigkeit betrifft und überlege es mir nochmal sehr genau ob ich soviel Geld ausgeben will um dann nachher möglweise besch… zu werden!

    • onebbo 1. Juli 2010 / 05:28

      Schade, dass die „Rohkostkostszene“ sich selbst so in Verruf bringt. Mir geht es da genau wie dir. Bzw. ich bestelle immer weniger beim Rohkostversand. Im Grunde: Wofür brauchen wir den? Nüsse und Trockenfrüchte bekommen wir als Rohkostqualität auch als Bioware und viele andere Dinge sind mir suspekt und sehen nach Geldmache aus. Auf jedem Wochenmarkt und bei jedem Biobauern kann ich prima Rohkost kaufen, muss ich da Dinge aus den fernsten Ländern fünfmal getrocknet importieren?

  6. Anna 1. Juli 2010 / 11:16

    „Ich hätte ihre Mail gerne als Ganzes in den Blog gestellt, erhielt aber von ihr dazu vorerst nicht die Genehmigung, weil das mit der Geschäftsleitung abgesprochen werden muss.“

    Die erste Frage, die ich mir hier gestellt habe, ist, warum wohl nicht? Gibt es da doch etwas zu verheimlichen?
    Wenn es nämlich nichts zu verheimlichen gibt und man aufrichtig ist, dann braucht man wohl kaum rumdrucksen.

    • onebbo 1. Juli 2010 / 11:19

      Das sehe ich nicht ganz so streng. Es gibt gewisse Dinge, wo eine Geschäftsführung per se immer mitreden will. Denn es ist ja nicht immer gewährleistet, dass Angestellte und Mitarbeiter wirklich immer alles korrekt darstellen. Da würde ich gerade bei heiklen Themen auch lieber sagen: Nee, nee, das will ich vorher aber sehen!

  7. Anna 1. Juli 2010 / 11:39

    Ich bin per se in der Regel eben eher misstrauisch. 🙂

    • onebbo 1. Juli 2010 / 12:17

      Oh misstrauisch bin ich auch, aber ich versuche 🙂 gleichzeitig fair zu sein.

      • Anna 1. Juli 2010 / 12:57

        Dann müsste die Gegenseite auch so fair sein, zu sagen, warum sie dieses oder jenes nicht will. Also Begründungen geben. 🙂 Dafür bin ich immer offen, für Begründungen. 🙂

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