Die China Study im Film

14. Oktober 2012: Ein wichtiger Film

„Gabel statt Skalpell“ – Gesünder leben ohne Fleisch, DVD ab 6 Jahren, Laufzeit 92 Min + Bonusmaterial; Preis in Ebay zwischen 17 und 21 Euro.

Die Rezension habe ich, um ehrlich zu sein, mit halbem Herzen übernommen. Ich bin da irgendwie so reingerutscht und dachte: Naja, noch eine Pflicht… eigentlich kennst du die China Study ja gut. Ich habe sie gelesen, einige Jahre bevor sie in der deutschen Übersetzung erschien und war eine der ersten, die sie im deutschen Sprachraum populär angepriesen hat.
Ich hatte mir den heutigen Sonntag dafür vorgemerkt. 92 Min Film, meine Backe… das ist für mich als TV-Nichtbesitzerin ein Happen. Am späten Vormittag dachte ich: Jetzt oder nie, und außerdem kann ich mir das dann in verdaubaren Häppchen zu Gemüte führen.

Soweit die Vorgeschichte. Ja, und dann habe ich die DVD mit einer kleinen Toiletten-Pause an einem Streifen geguckt. Sie ist einfach so spannend!

Wobei ich mal gleich mit den Meckerpunkten anfange, und das ist wie so oft: die deutsche Bearbeitung. Der englische Titel „Forks over Knives“ ist wesentlich witziger als das Deutsche. Forks over Knives würde ich für diesen Film mit „Gabel statt Messer“ übersetzen, was viel deutlicher auf das Essen anspielt als der deutsche Titel, der mal wieder so typisch deutsch-lehrmeisterhaft die Menschen unterschätzt und denkt, wir sind alle so blöde, dass wir noch das SKALPELL brauchen, um zu verstehen, worum es hier geht. Im Bonusmaterial, wo die Texte mit deutschen Untertiteln unterlegt sind, habe ich auch gleich erkannt, welche Qualität die deutsche Übersetzung hat: Wer „glamorous“ mit glamurös“ übersetzt, hat kein Sprachgefühl und nimmt das erste beste Wort, was ihm über den Weg läuft. Wer „diet“ ständig mit „Diät“ übersetzt, übersieht, dass das Englische nicht zwischen Diät und Ernährung unterscheidet, das Wort „diet“ also beides bedeutet und in diesem Zusammenhang deutlich besser mit „Ernährung“ übersetzt würde. Und die Praxis einer Beraterin – die sie natürlich „office“ nennt – als Büro zu bezeichnen, zeugt einmal mehr: Es gibt immer noch Menschen, die glauben, dass zum Übersetzen ein Wörterbuch reicht 🙂

Der Film an sich versteht es sehr geschickt, die Schicksale einzelner Menschen mit wissenschaftlichen Fakten und Erkenntnissen zu verflechten. So wird die Wissenschaft nie langweilig und die Patientengeschichten werden nicht zu Werbespot-mäßig. Schön auch, wie das Leben von Campbell und Esselstyn parallel geführt den roten Faden für den Film hergeben.

Die Fakten dort sind wieder einmal beeindruckend und werden uns mit anschaulichen bewegten Graphiken lebendig vor Augen geführt. Es ist eine Sache, ob ich Zahlen lese, wie z.B. die Herzinfarktraten in den Jahren, als Norwegen während des Dritten Reichs gezwungen war, seine Tierprodukte nach Deutschland zu exportieren also praktisch tiereiweißfrei zu leben, nach unten sackten, und eine andere, dies in einer „wachsenden“ Balkengrafik direkt zu sehen.

Neben den Einzelschicksalen sind auch die Zahlengrundlagen sehr wichtig. Einzelschicksale kennen wir zur Genüge aus allen möglichen Foren zu Gesundheit. Ob es Rohkost, Logi-Diät oder Eiweiß-Diät ist – überall lesen wir Zuschriften von Begeisterten, die angeblich geheilt sind. Hier haben wir aber die Einzelschicksale eher als Bebilderung der wissenschaftlichen reichen Fakten. Die China Study ist eine der größten Ernährungsstudien, die je durchgeführt wurden.

Kurz wird auch die Bedeutung der Tierhaltung für die Umwelt an sich angerissen, sodass auch dieser Aspekt nicht vernachlässigt wird.

Der Film ist kurzweilig, bietet alle wichtigen Fakten, ich finde ihn sehr überzeugend. Diese Form von Dokumentation macht Spaß auf Gucken und Wissen, ich wünschte, es gäbe mehr davon.

Da Hauptthema des Films das Tiereiweiß ist, kann ich nicht erwarten, dass die Schädlichkeit von Zucker und Auszugsmehl im Mittelpunkt stehen. Sie werden aber ebenfalls erwähnt und wer offene Ohren hat, bekommt genug zu hören.

Das Bonusmaterial finde ich zu kurz geraten. Die Interviews sind nämlich sehr spannend, da hätte ich mir 10 Minuten pro Person gewünscht. Auf die Infos vom Filmteam und den Trailer hätte ich hingegen verzichten können. Einer der Interviewten ist Neal Barnard. Der eine oder andere erinnert sich vielleicht noch an seinen beeindruckenden Vortrag über das Suchtpotential von Käse, den ich hier vor längerer Zeit vorstellte.

Wer diesen Film sieht und nicht seine Ernährung überdenkt, will nicht gesund bleiben oder werden. Wer die Fakten grob kennt, kann sie hier noch einmal auf nette Weise neu „lernen“. Wer noch nach einem schönen Geschenk für Verwandte und Freunde sucht, sollte hier zugreifen. Das ist Mission, die sein darf, ohne sich selbst zu ereifern.

Eine dicke Empfehlung!

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16 Gedanken zu “Die China Study im Film

  1. Babuschka 14. Oktober 2012 / 18:08

    danke für die Rezension. Ich hatte schon auf die deutsche Version von Forks over Knives gewartet, jetzt ist sie da und ich habe sie sofort bestellt! Schade nur, dass die deutsche Übersetzung nicht so gelungen ist. Aber das ist ja leider bei der deutschen Buchübersetzung der China Study genauso.
    Aus meiner Sicht sind Campbell und Esselstyn heute die Topleute zum Thema Ernährung, vielleicht kann man auch noch Dean Ornish dazu nehmen. Komisch eigentlich, dass es alles US-Amerikaner sind.

    • OneBBO 14. Oktober 2012 / 18:10

      Zum Glück ist die Übersetzung nicht sooo schlecht, dass sie den Sinn völlig verdreht.
      Ich würde Neal Barnard gerne noch dazu zählen. Warum da in Deutschland nix kommt? Könnte sein, weil die Ernährung, egal ob DGE oder GGB, sehr versteinert ist und amerikanische Einflüsse übersieht, statt sie aufzugreifen oder gar selbst zu forschen.

  2. H. 14. Oktober 2012 / 19:28

    Hallo Ute,
    wo finde ich denn Deine Vorsgtellung des beeindruckenden Vortrags über das Suchtpotential von Käse?
    Vielen Dank und beste Grüße
    Heike

    • OneBBO 14. Oktober 2012 / 20:05

      Hier im Blog habe ich es nicht mehr gefunden, aber zum Glück auf Youtube. Ist aber in Englisch

      • Sophia 14. Oktober 2012 / 22:28

        Liebe Ute, könntest du den Blogeintrag zu diesem Thema nochmal irgend wo zur Verfügung stellen? Meine Mutter wäre an dem Artikel interessiert.

        Sophia

        • OneBBO 15. Oktober 2012 / 07:30

          Du kannst doch überall einen Link zu meinem Beitrag setzen. Oder was meintest du?

          • Sophia 15. Oktober 2012 / 19:41

            Verzeihung, habe mich verlesen. War der Meinung du hättest über die Käsegeschichte einen Beitrag zu obigem Film verfasst. Auf Deutsch gibt es da nicht so umfangreiche Informationen.

          • OneBBO 15. Oktober 2012 / 20:06

            Ein klassisches Missverständnis 🙂 Ich habe den Film schon mal hier vorstellt, das weiß ich noch, habe meinen Beitrag aber nicht wieder gefunden.

  3. Sophia 14. Oktober 2012 / 22:26

    Danke für die Rezession des Films 🙂 Heute stand ich auf der Vegan Messe in Hamburg vor der DVD und dachte, ach wieder so ein Film in dem es nur um Schlachtszenen und Auzügen aus der China Study geht…. Jetzt wurde ich eines Besseren belehrt und werde den Film kaufen.

    • OneBBO 15. Oktober 2012 / 07:32

      Ob das eines Besseren ist, wird sich weisen- Einschätzungen können sich ja unterscheiden 🙂

  4. Jörg 15. Oktober 2012 / 08:23

    Ich hab die Logik hinter der China Study nie verstanden.

    Meine Vorfahren haben sich wohl oder übel vom Mammut oder Antilope ernährt. Ging gar nicht anders.

    Und haben dadurch Krebs bekommen? Da werd ich sehr, sehr misstrauisch.

    • OneBBO 15. Oktober 2012 / 08:29

      Du bist herzlich eingeladen, auf anderen Blogs zu kommentieren. Auf diesem Blog wirst du das nämlich nicht mehr. Ansonsten verweise ich gerne auf den Eintrag „Troll“ in Wikipedia.

  5. sternenfrau 17. Oktober 2012 / 17:58

    Habe mit den Trailer angesehen und er erinnert mich von der Machart an „Du bist was Du ißt“ (wo es schwerpunktmäßig um Rohkosternährung geht). Vielleicht leihe ich mir die DVD mal oder empfehle sie Leuten, die keine Lust haben, die China Study zu lesen 😉

    • OneBBO 17. Oktober 2012 / 18:11

      90 Minuten DVD gucken geht auf jeden Fall schneller als eine ganze Studie lesen.

      • Babuschka 17. Oktober 2012 / 19:17

        ich habe die DVD jetzt bekommen und schon angesehen. Ich finde sie sehr gut und überzeugend. Es geht ja nicht nur um die China-Study, auch ähnliche Themen werden gestreift. Die mässige Übersetzung stört mich hier nicht so sehr, jedenfalls weniger als im Buch China-Study.
        Was mir nicht ganz so gut gefällt sind die ersten 5-10 Minuten, die empfinde ich als sehr amerikanisch.
        Aber wenn Interesse besteht an Vollwert, vegetarischer Ernährung und Auswirkungen auf Gesundheit/Krankheit ist die DVD unbedingt zu empfehlen.

        • OneBBO 17. Oktober 2012 / 19:19

          Ja, durch die ersten Minuten müssen wir durch 😉 Das ist im Buch aber ähnlich, da fand ich die ersten Seiten auch ein wenig … naja, für den deutschen Leser ungewohnt. Ich kenne zum Glück die deutsche Fassung des Buchs nicht.

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