Die Post ist kein April-Scherz

1. April 2013: Die gute alte Post und DHL

Wir wissen ja alle: Beamte schlafen beim Arbeiten ein, tun nix und sind immer wieder gut für ein paar Scherze. Früher gehörte das Austragen der Pakete in die Hoheit der Deutschen Bundespost und die Paketboten waren beamtet. Ach, wie haben wir geschimpft, weil sie so lahm waren. Für den Briefverkehr gilt dasselbe: Früher alles Beamte, alles war langsam. Heute ist die Verwaltung verschlankt, der Außendienst verschlankt. Daher läuft jetzt alles auch enorm verschlankt. Beispiele gebe ich gerne:

Früher hatten Briefkästen Leerungen passend zur Bürozeit. Zum Beispiel eine Leerung um 16.45 oder 17 Uhr, zusätzlich hatten wichtige Briefkästen auch noch eine Nachtleerung (21 oder 22 Uhr). Die Briefe kam in 95% der Fälle am nächsten Tag an.

Heute haben die Briefkästen Leerungen für Schulkinder, die nicht gerade viele Stunden Unterricht am Tag haben. Also wenn man Glück hat, erwischt man eine Leerung um 15.30 Uhr. Gerne früher. Es gibt auch sogenannte Spätleerungen, das ist dann 17.30 Uhr oder 18 Uhr. Zum Ausgleich für die verrutschten Zeiten kann man nun auch sicher sein, dass 85 % der Briefe erst am übernächsten Tag ankommen.

Auch bei dem Paketversand gibt es ähnliche Fortschritte. Wenn ich früher ein Paket am Schalter abgab, konnte ich sicher sein, dass es in 2 Tagen beim Empfänger war. Heute habe ich es viel besser: Ich kann dank der Einlieferungsnummer ja genau sehen, wo mein Paket steckt. Im wahrsten Sinne: steckt oder auch steckenbleibt. Aus unerfindlichen Gründen bleiben Pakete auch schon mal über einen Tag in der Filiale liegen. Filiale? Oh nein, ich spreche hier vom Hauptpostamt der Großstadt (!) Remscheid.

Was wirklich schön ist: Paketboten nehmen Pakete mit. Ach, hätte es das zu meinen Ebay-Verkaufszeiten schon gegeben! Ich kann auch sehen, wann ein Paket ausgeliefert wird. Das ist doch toll. Zum Beispiel erwartete ich am 13. März ein Paket von Prohviant. Da ich selbst etwas zu verschicken hatte, hielt ich das für günstig: Prohviant-Paket kommt, der Paketbote nimmt meine Sendungen mit. Ich habe das Paket verfolgt, ja, es war am 13. März morgens in das Zustellfahrzeug geladen worden.

Früher kamen Pakete bis zur Mittagszeit. Heute wird es auch schon mal gerne 15 Uhr. Das ist eben Fortschritt. Die Paketausträger hier in Remscheid sind übrigens, das muss ich einmal erwähnen, ausnahmslos sehr nett und freundlich! Also an jenem Mittwoch …. kam und kam DHL nicht. Ich wurde nervös, die Pakete waren wichtig. Und ich musste noch unbedingt einkaufen gehen, wollte ich nicht abends völlig ohne Frischkost dastehen. Um 16 Uhr bat ich Eric, die Stellung zu halten, er willigte ein. Ich raste in die Geschäfte, war um 16.45 Uhr wieder im Büro. Meine Pakete standen noch da. Eric verabschiedete sich. Ihm die Pakete mitgeben? Hahaha, da würden sie ja erst Freitag an der entsprechenden Filiale abgeholt, und in einem Päckchen war Sauerkraut. Nicht gut, wenn das tagelang unterwegs ist. Ich gab die Hoffnung um 17.30 Uhr auf.

Um 18 Uhr klingelte es. Ein mir unbekannter, völlig abgehetzter Paketbote, ja, er nahm auch noch meine Pakete mit, zog aus seiner Hosentasche einen dieser kleinen Drucker – die Dinger find ich ja absolut top 🙂 – und gab mir noch eine Quittung. Ich wagte dann doch die Frage, warum er so furchtbar spät käme. Er ist Springer, d.h. er hat keinen festen Bezirk, und muss manchmal eine Gegend drei- bis viermal durchfahren, bis er die Adresse findet.

Ja, das ist Fortschritt. Das Personal muss bis zum Umkippen arbeiten, die Preise steigen…. aber ich hatte noch nie den Eindruck, dass Briefträger und Paketboten Spitzengehälter einstreichen. Stimmt, das Geld fließt sicher woanders hin, in mehr Fortschritt, noch mehr Fortschritt, bis es schließlich nur noch einen Tag in der Woche gibt, wo Paket ausgeliefert und angenommen werden. Dafür aber können wir sie dann selbst im rollenden Postamt auf ein Förderband legen, das macht dann piep-piep-piep, und wenn wir alles gut verpackt und das Etikett sauber aufgeklebt haben, blinkt ein blaues Licht auf „DANKE“.

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14 Gedanken zu “Die Post ist kein April-Scherz

  1. Follygirl 1. April 2013 / 19:54

    LEIDER kann ich das alles nur bestätigen. Fortschritt sehe ich nicht, nur Menschenschinderei…

    • OneBBO 1. April 2013 / 20:17

      Ja, gut zusammengefasst, wofür ich viel mehr Sätze gebraucht habe 🙂

  2. theomix 1. April 2013 / 20:47

    Das wird so kommen, da bin ich mir sicher. Aber das mit dem „Danke“ – nein, das ist deine Erfindung zum 1. April! 😈

    • OneBBO 1. April 2013 / 21:22

      Stimmt, es wird eine „Gerne!“ sein :mrgreen:

  3. Renate 2. April 2013 / 08:55

    Ich kann auch ein Lied davon singen, wie fortschrittlich z.B. der
    Versand durch DHL ist. Meine Tochter studiert in Kanada und sie benötigte noch ein sehr, sehr wichtiges Dokument im Original.
    Ich verschickte es mit DHL-Express. Es war Freitag und beim Aufgeben des Briefes erfuhr ich dann, dass das Schreiben erst am Montag in der Filiale abgeholt wird. Nicht vergessen – DHL Express!! Also gut, was blieb mir anderes übrig. Dann dauerte es sage und schreibe eine ganze Woche, bis das Dokument bei meiner Tochter in Fredericton/New Brunswick eintraf. Da nutzten meine ganzen Telefonate mit DHL nichts. Die Mitarbeiter hatten keinen Einfluss darauf, den Versand zu beschleunigen. Danke DHL!

  4. Renate 2. April 2013 / 08:56

    Ach ja, hab vergessen zu sagen was es gekostet hat. Ich habe knapp 50 Euro dafür bezahlt!!

    • OneBBO 2. April 2013 / 09:23

      Unglaublich…. so preiswert und so effizient 😦

  5. sandra 2. April 2013 / 11:38

    Das kenne ich leider auch. Früher konnte ich quasi den Wecker nach „meinem“ Postboten bzw. Paketzusteller stellen. Heute warte ich auch einen ganzen Tag und vergeude ihn sinnlos, bloß weil im Internet steht, dass das liebe Paket um 7:33 h ins Zustellfahrzeug gepackt wurde. Einmal haben die Mitarbeiter dort nicht lesen können und es in eine völlig andere Gegend gefahren. Es waren gekühlte Lebensmittel drin und es herrschten 30 Grad! Es sind nur Menschen, klar…trotzdem ärgere ich mich manchmal ganz schön. Auch darüber, dass mal Einer ein Paket einfach im Hof abstellte, obwohl ich da war. Zum Glück fand es eine Nachbarin ehe es wegkam. Denn ein anderes Mal bekam ich für ein verschwundenes Paket eine Mahnung! Ironie an: „Liebe Paketzusteller, ich möchte Niemanden ans Bein pinkeln ;). Ihr könnt ja quasi nichts dazu. Ihr habt Streß etc. Aber dafür gibt es bei mir ja auch mal ein nettes Wort oder Trinkgeld. Also bemüht euch etwas mehr, danke“. Ironie aus. 😀

    • OneBBO 2. April 2013 / 12:33

      Wenn die das Paket nur abstellen… wer unterschreibt denn dann? Der Paketbote selbst? 😯

      • sandra 3. April 2013 / 09:34

        Das habe ich nicht nur mich, sondern auch das Warenhaus und den Paketversand gefragt. Es wird angenommen, dass es irgendwo (!) auf einer der drei Stationen geklaut wurde. Zum Glück musste ich nicht einen Cent zahlen, ich habe gleich mit meinem Anwalt gedroht.Das Paket, was im Hof stand, war ja auch nicht unterschrieben worden. Zustände wie im alten Rom *Kopfschüttel*.

        • OneBBO 3. April 2013 / 09:44

          Vermutlich war’s selbst im alten Rom zuverlässiger 😉

          • sandra 3. April 2013 / 10:02

            😛 Wahrscheinlich. Ein Aprilscherz war übrigens auch die verspätete Weihnachtskarte aus White Plants, die erst vor zwei Wochen bei meinem alten Herrn eintraf. Die Post ist eben doch ein Aprilscherz 😉

  6. sternenfrau 2. April 2013 / 20:40

    Och, bei mir klingeln die teilweise gar nicht erst, sondern schmeißen gleich den gelben Zettel in den Briefkasten – ob ich zu Hause bin oder nicht.

    Das ist keine menschenwürdige Arbeit und ich möchte sie auch nicht machen wollen. Die Zusteller/innen sind (neben den Empfänger/innen) die Leidtragenden am unteren Ende der Nahrungskette namens DHL.

    • OneBBO 2. April 2013 / 21:14

      Was ist an der Arbeit eines Postboten denn menschenunwürdig? Es ist der Druck, der gemacht wird, oder?

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