Diabetiker-Mathematik

24. Juni 2016: Zählen macht Spaß

Der herkömmliche Diabetiker muss immer noch Broteinheiten zählen, egal ob er mit Tabletten oder – in schwereren Fällen – mit Insulin behandelt wird. Dieses Zählen finde ich persönlich einen großen Einschnitt in die Lebensqualität. Es ist aber natürlich immer noch besser, als sich Diabetes-Schäden zuzuziehen. Das kann ja bis zur Amputation von Gliedmaßen gehen, aber auch die Augen und die Nieren können Mikroschäden davontragen.

Mit einer vollwertigen und fettreduzierten/-freien Ernährung ist das nicht nötig. Wie ich von einem guten Freund weiß. Im letzten August hatte er noch einen Hb1Ac-Wert (das ist der Langzeit-Wert) von 13 (normal: unter 6) und einen Blutzuckerwert von 500 (normal: unter 100). Der Hausarzt wollte ihn sofort in die Klinik einweisen, aber er wollte es erst einmal mit einer „vernünftigen“ Ernährung versuchen. Er nahm fortan nur noch vollwertige Kost, 100% tiereiweißfrei und fast fettfrei zu sich. Schon im November war der Hb1Ac-Wert bei 10, im Januar bei 5,9 (muss sein: < 6,1). Bei der letzten Kontrolluntersuchung im Mai war dieser Wert 6,1 genau. Und die selbstgemessenen Blutzuckerspiegel liegen immer so knapp über 90. Seine erhöhten Fettwerte waren übrigens auch normal. Die Ärzte sind hochzufrieden, der Patient auch – denn er muss nicht zählen. Er isst munter, es schmeckt ihm. Einmal alle 4 bis 8 Wochen, wenn er mit Freunden essen geht, hält er sich an keine Regel. Das steckt die langfristige Ernährung gut weg.

Was sagen die Ärzte, die er grob von seiner Ernährung in Kenntnis setzte? Sein Diabetologe: „Oh, Sie haben so gute stabile Werte, da können Sie ja bald wieder normal essen!“  (Womit er vermutlich die übliche gezählte Diabetikerkost mit guter Fleisch- und Käseversorgung, alles in Magerstufe, meint.) Ein anderer Arzt klopfte ihm auf die Schulter, mitleidig und scherzte: „Wenn Ihnen danach ist, gehen wir mal richtig schön einen Burger essen!“ Okay, mein Bekannter mochte noch nie Burger. Aber jetzt, wo er Diabetiker ist, sollte er sich das nicht entgehen lassen. Statt ständig lecker zu essen, mit Kuchen, Aufläufen, Pizzen…. alles ohne zählen.

Dies fiel mir ein, als ich im neuesten Diabetiker-Ratgeber in den Rezepten blätterte. Der Snack vom 7. Tag: 150 g Erdbeeren + 1 Aprikose (50 g) + 20 g Vollkornkekse (ca. 2 BE). So ein Essen ist natürlich viel köstlicher in den Augen der behandelnden Ärzte als diese schrecklich karge fleischlose Kost.

Oh Manno…..

 

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Ein kleiner Gastbeitrag zu Diäten

20. September 2012: Eine Krankheitsgeschichte

Vor einigen Wochen erhielt ich wieder einen erschütternden Bericht in einer Email. Ich freue mich immer über das Vertrauen, dass mir die Verfasser solcher Schreiben entgegenbringen. Es ist zwar nichts Neues, aber von diesen Erlebnissen können wir gar nicht genug hören, finde ich, um uns immer wieder klarzumachen, was mit uns gemacht wird und was wir mit uns selbst machen lassen, bis wir es nicht mehr machen lassen. Mit Erlaubnis des Verfassers darf ich die Email hier veröffentlichen.

Auf Ihre Seiten gekommen bin ich über das Brotbacken mit Sauerteig, das mach ich eigentlich schon einige Zeit, mehr oder weniger regelmäßig. Weiter habe ich mich mit Vollwert-, Natur- oder Rohkost bisher nicht beschäftigt. Da ich übergewichtig bin, hat man mir im Fitnessstudio die Ernährung nach der LOGI-Methode empfohlen. Die habe ich dann auch angewendet. Irgendwann konnte ich mich nicht mehr so richtig bewegen und hatte starke Schmerzen in der Hüfte. Habe ich mir keine Gedanken drüber gemacht, denn das liegt bei uns in der Familie. Der Arzt sagt: Sie sind noch zu jung für eine neue Hüfte, da müssen sie noch ein paar Jahre mit rumlaufen, Schmerztabletten und irgendwann OP. So hab ich dann längere Zeit ständig Schmerztabletten genommen, bis ich im Internet etwas über die ganzheitliche Arthrose Therapie gefunden und mir entsprechende Literatur über Eiweißspeicherkrankheiten und Übersäuerung besorgt habe. Da hätte ich wohl besser mit dem Verzehr von tierischem Eiweiß anstelle mit dem Sport aufhören sollen. Gerade bin ich dabei, die Ernährung entsprechend umzustellen. Als Tierfreund fällt es mir nicht schwer auf Fleisch zu verzichten, schwieriger ist es da schon, dass ich morgens nur Obst zu mir nehmen darf. Aber endlich kann ich wieder Brot essen, was bei LOGI total verboten war.

In der Vollwerternährung wäre natürlich morgens ein Frischkorngericht möglich und so hoffe ich, dass der Verfasser dieser Mail eines Tages ganz zur Vollwerternährung findet, am besten in diesem Falle wirklich tiereiweißfrei, und sieht, wie reich das Leben bei wiederhergestellter Gesundheit sein kann!

Du bist zu dick! Zu dünn!

26. Februar 2012: Gewicht unter Vollwerternährung

„Wer konsequent vollwertig lebt, erreicht automatisch sein ideales Körpergewicht.“

Was für ein Quatsch. Ich glaube nicht, dass ein kluger Kopf wie Dr. Bruker das in dieser Ausschließlichkeit gemeint hat – und wenn, dann sicher in einem großen Zusammenhang.

Es stimmt einfach nicht. Ich kenne zu viele Untergewichtige, die auch mit Vollwertkost Mühe haben, auf ein annähernd normales Gewicht zu kommen. Und immer wieder gibt es auch Menschen, die mit konsequentester Vollwerternährung nicht auf das Gewicht herunterkommen, von dem sie träumen.

Das ist doch ganz einfach: Wer mehr Energie zu sich nimmt, als er verbraucht, nimmt zu. Punkt. Was nicht heißt, dass Vollwertler jetzt doch wieder Kalorien zählen sollen. Ich finde es nur traurig, dass immer wieder Menschen nicht geglaubt wird, die mit dem Übergewicht kämpfen, dass sie konsequent vollwertig leben. Da wird dann immer sofort unterstellt, dass sie „schummeln“. Ja, die Schummler gibt’s natürlich auch. Und dass einem jemand, der selbst spindeldürr ist oder kein Problem mit dem Stoffwechsel hat, nicht glaubt, liegt auf der Hand. Weil diese dürren Menschen, wie das ja viele gerne tun, immer von sich auf andere schließen.

Es gibt einfach auch individuelle Unterschiede bei der Verstoffwechslung. Das wollten früher Ärzte nicht wahrhaben, heute geistert das in der Vollwertecke auch teils rum. Wir schleppen heute häufig nicht nur jahrzehntelange Fehlernährung, sondern auch die Sünden vorheriger Generationen mit uns herum.

Vollwertige Ernährung ist sicher die beste Grundlage für eine Gewichtsreduzierung und auch – wichtiger, als häufig erwähnt werden darf – eine Gewichtserhöhung. Bewegung ist ein weiteres. Ganz, ganz wichtig sind Lebensumstände. Wer unter Stress viel isst, wird das auch als Vollwertler tun und zunehmen – aber nicht so viel wie mit Zivilisationskost und vor allem bleibt er gesünder. Denn auch die Spinnweb-Gedanken in manchem Vollwertkopf „Übergewicht = Krankheitsanfälligkeit“ sollte endlich einmal ausgepustet werden.

Es gibt kein Wundermittel bei zu hohem oder zu niedrigem Gewicht. Wer abnehmen will, muss auch als Vollwertler weniger essen. Der Unterschied ist: Er kann es mit mehr Genuss tun. Und er wird schneller erfolgreich sein. Wichtig ist nicht, ob wir dick(er) oder dünn(er) sind, sondern dass wir gesund sind!

Ich bitte diejenigen, die trotz riesiger Essensmengen mit der Vollwert abgenommen haben, sich hier ihre „besserwisserischen“ Kommentare zu sparen – ich gratuliere ihnen gerne. Ich freue mich für sie. Es gibt aber auch andere, und das bitte ich all diese Menschen endlich, endlich zu respektieren. Wer nicht abnimmt, ist nicht unbedingt willensschwächer als Menschen mit anderem Stoffwechsel oder ein Opfer von Lebensbedingungen, gegen die er sich nicht durchsetzen kann, und auch nicht zu dumm, die Vollwerternährung konsequent durchzuziehen 🙂 Wer hier jetzt wieder einmal das Märchen wiederholen möchte, dass jeder mit Vollwert sein Idealgewicht ganz bestimmt erreicht, möge das zu Hause auf ein Plakat schreiben – ich möchte hier mit denen diskutieren, die andere Erfahrungen gemacht haben 🙂

Die UGB Gießen – eine überflüssige Gesellschaft

Kommentar vom 13. Juli 2009: Die Weisheiten der UGB

Als ich mich anfänglich mit der Vollwerkost auseinandersetzte, habe ich im Internet nach Gesellschaften recherchiert, die den Vollwertgedanken vertreten. Dabei stieß ich auf die UGB (Unabhängige Gesundheitsberatung e.V.). Ein führendes Mitglied ist Professor Leitzmann.

Als ich dann auf den UGB-Seiten ein wenig herumstöberte, fiel mir die Verwendung von Vollrohrzucker auf. Daraufhin schrieb ich eine Mail an die UGB und erhielt auch eine Antwort: Ja, sie würden Rohrzucker verwenden. Hmpf. Die Gesellschaft war daraufhin für mich „gestorben“.

Im Laufe der Zeit erfuhr ich auch einige Dinge über Prof. Leitzmann, dass er z.B. bei Bruker gelernt hat. Dass er enge Verknüpfungen zur Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat, die – s. hierzu die Bücher von Hans-Ulrich Grimm – wiederum (viel zu) enge Kontakte mit der Nahrungsmittelindustrie hat.

In der Juli-Ausgabe der MAHLZEIT steht ein Artikel über die Mai-Tagung der UGB in Gießen. Ich las mir das durch, und mein Eindruck von der UGB wurde wirklich nicht besser. Public Relations – ja, die beherrschen sie. Ansonsten? Leeres modisches Gewäsch. Das lässt sich z.B. leicht an dem Passus zum Übergewicht erkennen (Seite 17, mittlere Spalte).

„Immer mehr Menschen haben Übergewicht und wollen schnell und leicht abnehmen“. (Große Erkenntnis!) Dipl. oec. troph. Wiebke Franz, UGB-Akademie, kam nach einem Vergleich der Diäten zu dem Schluss „Der Vergleich von Diäten unterschiedlichster Nährstoffzusammensetzung zeigt langfristig keinen Unterschied in der Gewichtsreduktion.“ Hat Frau Franz nicht Brukers Buch „Wer Diät ißt, wird krank: Wunderdiäten genauer betrachtet. Über Sinn und Unsinn einseitiger Ernährungsformen“ gelesen? Da hätte sie sich viel neues Erstaunen sparen können. Weiter geht’s: „Außerdem bleibe eine Kalorie eine Kalorie!“ Das macht mich ja manchmal wirklich giftig, wie der  überalterte Kalorienbegriff immer noch durch die Literatur schwirrt, und wie man sieht nicht nur in den Köpfen von magersüchtigen Modells.

„Aber es lohne sich, auf die Qualität von Kohlenhydraten, Fetten und Proteinen zu achten.“ Eine unsäglich neue Erkenntnis. Ich überspringe nun ein paar ähnlich gewichtige Sätze. Jetzt kommt für mich der Knüller: „‚Slow carb‘ mit mehr Vollkornprodukten, weniger Süßigkeiten und süßen Getränken sei vorteilhafter als ‚low carb‘.

  • Mehr Vollkornprodukte – des Normalbürgers Gewissen wird mit zwei Scheiben Vollkornbrot statt einer beruhigt.
  • Weniger Süßigkeiten – kein Wort darüber, dass Zucker ein raffiniertes Industrieprodukt und für den Körper gleich in welcher Menge schädlich ist. Also statt einer halben Tafel Schokolade nur noch ein Riegel am Tag? Das macht das Leben natürlich (auf den ersten Blick) für den Normalesser einfacher – und vor allem, hui, was denke ich da Böses? – tut es der Zuckerindustrie nicht weh. Offensichtlich hat Leitzmann eines aus dem Kontakt mit Bruker gelernt: sich nicht mit der Zuckerindustrie anzulegen (äh, wie war das mit dem „unabhängig???“).
  • Weniger süße Getränke – auch hier keine Abkehr von der Cola, also demnächst nur noch 1 Glas Cola am Tag statt einer ganzen Flasche und schon sind wir auf der sicheren Seite?

Auch die anderen Themen werden modisch abgearbeitet, ohne irgendwo wirklich anzuecken.

UGB? Daumen nach unten!

Diäten 4. und letzter Teil

Kommentar vom 28. Juni 2009: Welche Diät passt zu mir (4. Teil und letzter Teil) (Fortsetzung vom 2., 14. und 25. Juni)

Im Grunde geht das in dem besprochenen Artikel genauso weiter, wie es angefangen hat – die sogenannten Experten geben Urteile über Ernährung ab, die nicht wirklich begründet werden. Auch wird polemisch argumentiert. Dafür nehme ich als letztes Beispiel dieser Serie die Trennkost nach Hay. Ich selbst bin als Vollwertlerin natürlich kein Fan dieser Ernährung. Aber gerade darum kann ich sachlich beobachten, denn ich muss ja hier nichts „verteidigen“. Wie aber wird in diesem Artikel argumentiert?

Die Überschrift lautet „Für Systematische“, was an sich schon emotional ist. Da klingt immer so ein bisschen mit „kein Spaß, Langweiler, Beamte“. Dann wird das Grundprinzip vorgestellt, letzter Satz „Kalorien werden hier erst gar nicht gezählt.“ Warum diese Formulierung? Ich hätte ganz neutral geschrieben „Kalorien werden hier nicht gezählt“. Dieses „erst gar nicht“ macht die Trennkost gleich dubios – als ob das Kalorienzählen wirklich wertvoll und die Krönung des Abnehmens überhaupt ist. Am Rande: Kalorien sind ein überholter Begriff im Rahmen von Ernährung, der dennoch leider nicht auszumerzen ist.

Dann der Praxis-Check. „Verwirrend und nicht jedermanns Geschmack.“ Aha, ich dachte das sei die Diät für Systematische? Das widerspricht dem „verwirrend“ sofort und zeigt auf, was die Experten wollen: Nicht informieren, sondern manipulieren!

Unter Nachteile und Risiken dann „Die Grundidee … ist wissenschaftlich nicht haltbar: Denn Eiweiß und Kohlenhydrate können problemlos zusammen verdaut werden.“ Das erinnert mich an die Gegner der Vollwertkost, die behaupten, sie vertragen kein Vollkorn, weil sie nicht wissen, dass Zucker, Auszugsmehl etc. die Vollwertkost unverträglich MACHEN. Und was heißt „wissenschaftlich nicht haltbar“? Wer sagt das? Wo kann ich das nachlesen? Ist das nur die Wissenschaft dieser hier versammelten Experten oder einhellige Wissenschaftsmeinung? Und vor allem: Wie begründet Hay, der Erfinder der Trennkost, denn seine Trennung? Sicher wurde er schon zu seiner Zeit mit solchen Argumenten konfrontiert und hat etwas dazu zu sagen.

Experten-Urteil: „Langfristige Erfolge sind aber noch immer nicht wissenschaftlich belegt [s. Anm. 1] und es bleibt die Frage, ob man derart komplizierte [s. Anm. 2] (und nicht immer nachvollziehbare [s. Anm. 3] Regeln braucht – es geht ja auch einfacher [s. Anm. 4]

Anm. 1:
Für welche Diät sind denn überhaupt wissenschaftliche langfristige Erfolge belegt? Für keine! Deshalb sind ja Diäten so gefährlich. Und warum stand dieser Satz nicht bei der Atkins-Diät?

Anm. 2:
„derart komplizierte“ ist wieder Manipulation der Leser. Wir sind jetzt mit so vielen negativen Begriffen bombardiert worden, dass wir ja kaum noch wagen werden, dieser Ernährungsform auch nur eine Chance einzuräumen. Mein Bruder hat vor ein paar Jahren einmal Trennkost gemacht, daraufhin habe ich mir zum Anlass seines Geburtstags ein kleines Büchlein über Trennkost gekauft, um ihm einen passenden Kuchen zu backen. Ich kann mich nicht erinnern, Kopfschmerzen auf der Suche nach einem Rezept bekommen zu haben. Dies sind alles „Experten“-Unterstellungen. Und interessant ist dann, was die „Experten“ zu Weight Watchers sagen – was ich sehr kompliziert finde: „Erfahrungsgemäß kommen die Teilnehmer mit dem ausgefeilten Punktekonzept sehr gut zurecht.“ Ausgefeiltes Punktesystem RIECHT für mich förmlich nach kompliziert.

Anm. 3:
Was heißt denn das nun, dass die Regeln nicht nachvollziehbar sind? Unbegründet? Oder schlecht in die Praxis umzusetzen? Und warum sind sie schlechter nachvollziehbar als eine Atkins-Diät? Manipulation!

Anm. 4:
Es geht ja auch einfacher. Das ist schön, gell? Wichtig ist beim Gesamturteil nicht, ob eine Ernährungsform gut, gesund und  jetzt plötzlich auch nicht mehr, ob sie wissenschaftlich ist. Einfach(er) muss sie sein. Da kenne ich übrigens eine supereinfache Variante: Nix essen. Das ist am einfachsten.

Diät Teil 3

Kommentar vom 25. Juni 2009: Welche Diät passt zu mir (Teil 3) (Fortsetzung vom 2. und 14. Juni).

Die zweite vorgestellte Diät trägt die Überschrift „Für Eilige“. Und dann kommt die Atkins-Diät, die sich dadurch auszeichnet, dass man am Anfang nur Fleisch und etwas Sahne isst, dann in kleinen Wochenschritten mehr Kohlenhydrate hinzugibt, aber Obst und Gemüse sind im Grunde verpönt. Im Praxis-Check sagt der Artikel „Wer nicht gerne Fleisch isst, kann diese Ernährungsform kaum durchhalten.“ Und der Tipp für Familien: Für Kinder die Diät mit Reis oder Nudeln ergänzen.

Unter Experten-Urteil kommt dann der Hammer: „Lange war diese Abnehmvariante verpönt. Doch man kann damit zumindest kurzfristig schnell und effektiv abnehmen. Bis zu einem Jahr sind keine negativen Effekte bekannt.“

Ich habe in den 70er Jahren diese Diät selbst einmal gemacht. Nach 6 Wochen war ich mit den Nerven so runter, dass ich bei jeder Kleinigkeit anfing zu heulen oder auszurasten. Wenn dies nur meine eigene Erfahrung wäre! Meinem Vater ging es, ohne dass er von mir wusste – genauso. Und anderen auch. Wer das ein Jahr lang macht, kann sich gleich Psychopharmaka dazu holen (Nährungsergänzungsmittel sind sowieso Pflicht, weil offenbar viele Dinge fehlen.)

Abgesehen von meinen persönlichen Erfahrungen kann ich nur den Kopf schütteln, wie eine Familien-Programm-Zeitschrift solch gefährlichen Unsinn verbreiten kann: Wie kann man nur auf die Idee kommen, Kindern eine solche fast vitalstofffreie Kost zu geben! Und wie können Experten behaupten, dass sei über ein Jahr ungefährlich? Zivilisationskrankheiten haben lange Zeiten, bis sie offenbar werden. Bei einer solchen Ernährung über 365 Tage sind Rheuma, Gicht und Allergien vorprogrammiert.

Über manche Expertenempfehlungen kann ich lächeln. Aber dies ist wirklich das Schlimmste, was ich seit langem gelesen habe. Getreide aus der Ernährung zu streichen ist schlimm genug, aber die rohe Kost über ein Jahr zu streichen bzw. auf ein Minimum zu fahren und durch Vitaminpillen zu ersetzen, ist kriminell.

Die Verfasserin des Artikels U.G. ist Diplom-Ökotrophologin. Lernt man wirklich so gefährliche Sachen in diesem Studium? Hat sie einmal selbst nur 2 Monate eine Atkins-Diät gemacht? Oder redet sie vom hohlen Tisch, in dessen Schublade vielleicht ein kleiner Scheck der Metzger-Innung und der Fleisch-Industrie liegt?

Diät, Teil 2

Kommentar vom 14. Juni 2009: Welche Diät passt zu mir (Teil 2) (Fortsetzung vom 2. Juni).

Im Artikel der Programmzeitschrift werden insgesamt 10 Diäten vorgestellt. An erster Stelle die jenige, die das Urteil „Sehr gut“ trägt. Es ist die sogenannte LOGI-Diät, wobei Logi die Abkürzung für „low glycemic and insulinemic diet“ ist. Merkmale: Reichlich Gemüse, Salat und Obst, viele eiweißreiche tierische Lebensmittel wie Geflügel, Fleisch, Eier und Milchprodukte, zudem Nüsse und Hülsenfrüchte. Von Nudeln und Vollkornprodukten gibt es nur kleine Portionen, weitgehend gestrichen: Süßes, Kartoffelns, Produkte aus Auszugsmehl, gesüßte Getränke.

Und dazu lautet das Experten-Urteil: „Die Methode setzt wissenschaftliche Erkenntnisse konsequent um. Der Gewichtsverlust ist nachweislich besser als bei fettreduzierten Diäten.“

Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse werden hier umgesetzt? Die der Fleisch- und Molkereiindustrie? Wissenschaftliche Erkenntnisse wie die der China Study (T. Colin Campbell, 2002), dass tierisches Eiweiß überhaupt langfristig schädlich für den Menschen ist, können dort kaum berücksichtigt sein. Auch nicht die wissenschaftlichen Erkenntnisse von Dr. Bruker, Prof. Kollath, Bircher-Benner, Dr. Schnitzler zum hohen Ernährungswert von Kartoffeln und Vollkornprodukten.

Generell wird Süßes einfach gestrichen, ohne einen Unterschied zwischen Industrieprodukten und natürlichen Produkten (z.B. Honig) zu machen. Damit wurde natürlich dem Konflikt mit der Zuckerindustrie gut aus dem Weg gegangen. „Gesüßte Getränke“ wird auch  kommentarlos hingestellt, sodass die Leser meinen könnten, dieses ganze Fruchtkonzentratzeugs ohne zugesetzten Zucker sei vielleicht auch wertvoll.

Als Krönung kommt dann noch „[diese Diät] ist als dauerhafte Ernährungsform bestens geeignet“. Klar, bestens geeignet, um vor allem Allergien (Heuschnupfen, Asthma), Rheuma und Bluthochdruck weiter zu fördern.

Aber wie wage ich das eigentlich anzuzweifeln, was ich dort gelesen habe? In der Zeitschrift steht doch, dass EXPERTEN das empfohlen haben, tse tse…..

Welche Diät passt zu mir? (Teil 1)

Kommentar vom 2. Juni 2009: Welche Diät passt zu mir?
Vor allem Frauen leben zwischen zwei Polen: einerseits sollen sie hauchdünn sein, aber andererseits dürfen sie nicht magersüchtig werden Einmal lesen wir, dass wir zu uns und unserer Figur stehen sollen, dann wieder „Gesund, fit und schlank“. Immer in einem Atemzug! Und die Definition für „schlank“ wird mit den Jahren allmählich immer enger gefasst.

Hanebüchen die Definitionen vom gesunden Gewicht. Die wenigsten können sich von dem Zeitdiktat freimachen. Korrekt durchgeführte Vollwertkost, so Dr. Bruker, führt automatisch zu dem richtigen Gewicht. Das stimmt vor allem für Menschen mit drastischem Übergewicht. Wer aber noch an ein bis drei Kilo feilen möchte, kann da auch schon mal eine Enttäuschung erleben. Schlussfolgerung: Sich vollstopfen von morgens bis abends kann niemals zu einem gesunden Gewicht führen, auch nicht bei reinem Vollwertkonsum. Auch das muss einmal deutlich gesagt werden 🙂

Eine kleine Alltagshlife in einer Programmzeitschrift hat da mal wieder meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Schlagzeile: Welche Diät passt zu mir? Als Vollwertler wissen wir: Diäten sind Quatsch. Aber dagegen führt natürlich diese Zeitschrift renommierte Experten auf, die sich zu Diäten äußern. Das möchte ich in den nächsten Tagen einmal unter die Lupe nehmen.

Heute beschränke ich mich auf den oberen Teil der einleitenden Seite:

Welche Diät passt zu mir?

Was mich auf Anhieb faszinierte, waren die 67 Millionen Deutsche, die seit 2007 versucht haben abzunehmen. Sofort gibt es ein paar Fragen – die hier aber weder gestellt noch beantwortet werden:

  • Sind das wirklich 67 Millionen verschiedene Deutsche oder werden mehrere Diätversuche eines Menschen auch jedes Mal gezählt? Da Deutschland 82,2 Millionen Einwohner hat (einschließlich Kindern und alten Menschen) habe ich da meine Zweifel an dieser überwältigenden Zahl.
  • Und woher wird diese Zahl überhaupt genommen? Wie wurde gezählt, wer hat gezählt?
  • Dazu natürlich das Bild einer sehr schlanken jungen Frau, die uns glücklich mit einem Maßband entgegenlächelt. So sollen wir alle aussehen, vom Kind bis zum Greis?
  • Rechts dann: IDEALMASS – mit der richtigen Methode schön schlank werden. Aha: wir dürfen also denken: nur wer schlank ist – wie die Dame auf dem Foto – ist auch schön. Ich dachte es geht hier um Gesundheit? Jetzt doch wieder nur die Schönheit?
  • Und schon strahlt uns auch der Experte entgegen, natürlich ein Prof. in weißem Kittel, da muss ich ihm natürlich glauben. Oder? Er ist Ernährungsmediziner. Na und? Es gibt schlecht Handwerker, das wissen wir alle. Es gibt genauso schlechte Ärzte, schlechte Ernährungsmediziner. Niemand sagt mir, warum gerade dieser Professor so eine Koryphäe sein soll.

Soweit für heute, das Pralinchen zum Nachdenken.