Kaum auszuhalten, die Ökodingsbumser

25. Juni 2016: Ein besonders übler Berufsstand

In vielen Berufen gibt es Leute, die Unsinn verbreiten, ihre Arbeit schlecht machen und Menschen gefährden. Mir scheint der Anteil bei den Ökotrophologen leider besonders hoch. Zumindest bei denjenigen, die sich als Berater in den Medien hervortun.

Das heutige Beispiel ist Uwe Knop. Uwe Knop ist Diplom-Ökotrophologe und wird in einem Artikel der HörZu (28. Mai bis 3. Juni 2016) auf Seite 10 des öfteren zitiert. Er hat auch einen Ernährungsratgeber geschrieben mit dem Titel „Ernährungswahn“. Ich zitiere aus der HörZu:

„Für mein Buch habe ich über 1000 aktuelle Studien kritisch analysiert.“

Schön, schön. Nur: Was für Studien waren das? Waren das Studien, in denen Ernährung eine Rolle spielte, bezahlte oder unabhängige Studien, rein deutsche Studien, aktuelle Studien oder was? Und 1000 Studien kritisch analysiert, wow, das ist eine Leistung, die ja in einem Menschenleben nur schwer zu erbringen ist. Meist werden Meta-Analysen (das ist die Zusammenfassung von Studien in einer „Ober-Studie“) an maximal 30-50 Studien erbracht. Dazu gehört dann auch immer ein wissenschaftlicher Exkurs, welche Studien wegen fehlender Wissenschaftlichkeit gar nicht erst aufgenommen wurden, wo die Gemeinsamkeiten sind und wo die Unterschiede. Gerade im Gebiet Ernährung, wo es ungeheuer schwer ist, wirklich subjektive Vergleich aufzustellen (wer kontrolliert die Studienteilnehmer, dass sie langfristig die Wahrheit sagen?), wäre doch eine echte Kritik angebracht. Ups, da habe ich etwas übersehen. Es steht gar nicht dort, dass wissenschaftliche Studien analysiert wurden.

Erstaunlich ist auch, wie die Zahl der Studien bis zum Bericht in der HörZu gewachsen sind. In einem Interview  (hier) hat er noch andere Zahlen: „Ich bin Ernährungswissenschaftler und habe von 2007 bis 2010 mehr als 500 Studienergebnisse kritisch analysiert, mehr als 200 davon sind die Basis des Buchs.“

Sein Fazit ist bemerkenswert und wird natürlich vom Gros der Bevölkerung gerne gelesen:

„Es gibt keinen Beweis für gesunde oder ungesunde Lebensmittel. Daher ist mein Rat ganz pragmatisch: Wer gerne Chips isst, kann das ruhig tun. Es gibt keinen wissenschaftlichen Grund, vor Chips zu warnen. Allerdings auch keinen, sie explizit zu empfehlen.“

Ehrlich, mir kommt bei so viel gefährlichem Unsinn die Hutschnur hoch. Wenn ich denke, was ich alleine in den Jahren meiner vollwertigen Ernährung habe am eigenen Körper an Zugewinn beobachten können, was ich bei Freunden und Bekannten Dramatisches habe an Aufschwung beobachten dürfen: Da kotzt mich das an. Ist Herr Knop vielleicht ein Zögling von Udo Pollmer? Wundern würde es mich nicht. Menschen, die selbst einfach die Essenssau rauslassen wollen, suchen sich dafür pseudowissenschaftliche Beweise.

Natürlich verkauft sich ein Buch, das wissenschaftlich den Lesern suggeriert, dass sie sowieso immer das Richtige essen, wesentlich besser als ein Buch, das zur gesunden Einstellung zum Essen anhalten möchte. Nun ja, die Bücher verkaufen sich laut Amazon wirklich blendend, so bleibt Herrn Knop reichlich monetäre Masse, um sich das zu kaufen, was er dann wahllos in sich hineinstopfen möchte. Aber Vorsicht: Nicht jeder ist ein Helmut Schmidt, der auch bei ungesundester Lebensweise ein hohes Alter bei klarem Verstand erreicht.

Natürlich hat er Mitstreiter. In einem Video habe ich mich gefreut … so gesund sehen die drei aus. Knob schützt noch die relative Jugend – wie lange noch?

 

Diabetiker-Mathematik

24. Juni 2016: Zählen macht Spaß

Der herkömmliche Diabetiker muss immer noch Broteinheiten zählen, egal ob er mit Tabletten oder – in schwereren Fällen – mit Insulin behandelt wird. Dieses Zählen finde ich persönlich einen großen Einschnitt in die Lebensqualität. Es ist aber natürlich immer noch besser, als sich Diabetes-Schäden zuzuziehen. Das kann ja bis zur Amputation von Gliedmaßen gehen, aber auch die Augen und die Nieren können Mikroschäden davontragen.

Mit einer vollwertigen und fettreduzierten/-freien Ernährung ist das nicht nötig. Wie ich von einem guten Freund weiß. Im letzten August hatte er noch einen Hb1Ac-Wert (das ist der Langzeit-Wert) von 13 (normal: unter 6) und einen Blutzuckerwert von 500 (normal: unter 100). Der Hausarzt wollte ihn sofort in die Klinik einweisen, aber er wollte es erst einmal mit einer „vernünftigen“ Ernährung versuchen. Er nahm fortan nur noch vollwertige Kost, 100% tiereiweißfrei und fast fettfrei zu sich. Schon im November war der Hb1Ac-Wert bei 10, im Januar bei 5,9 (muss sein: < 6,1). Bei der letzten Kontrolluntersuchung im Mai war dieser Wert 6,1 genau. Und die selbstgemessenen Blutzuckerspiegel liegen immer so knapp über 90. Seine erhöhten Fettwerte waren übrigens auch normal. Die Ärzte sind hochzufrieden, der Patient auch – denn er muss nicht zählen. Er isst munter, es schmeckt ihm. Einmal alle 4 bis 8 Wochen, wenn er mit Freunden essen geht, hält er sich an keine Regel. Das steckt die langfristige Ernährung gut weg.

Was sagen die Ärzte, die er grob von seiner Ernährung in Kenntnis setzte? Sein Diabetologe: „Oh, Sie haben so gute stabile Werte, da können Sie ja bald wieder normal essen!“  (Womit er vermutlich die übliche gezählte Diabetikerkost mit guter Fleisch- und Käseversorgung, alles in Magerstufe, meint.) Ein anderer Arzt klopfte ihm auf die Schulter, mitleidig und scherzte: „Wenn Ihnen danach ist, gehen wir mal richtig schön einen Burger essen!“ Okay, mein Bekannter mochte noch nie Burger. Aber jetzt, wo er Diabetiker ist, sollte er sich das nicht entgehen lassen. Statt ständig lecker zu essen, mit Kuchen, Aufläufen, Pizzen…. alles ohne zählen.

Dies fiel mir ein, als ich im neuesten Diabetiker-Ratgeber in den Rezepten blätterte. Der Snack vom 7. Tag: 150 g Erdbeeren + 1 Aprikose (50 g) + 20 g Vollkornkekse (ca. 2 BE). So ein Essen ist natürlich viel köstlicher in den Augen der behandelnden Ärzte als diese schrecklich karge fleischlose Kost.

Oh Manno…..

 

Das ist Service!

20. Juni 2016: Rezepte von Vorwerk

Nach den drei kostenlosen Finessen hatte ich mich entschlossen, die Finessen zu abonnieren. Meist waren ein paar gute Ideen dabei, und die Zweiteilung in Magazin und Rezeptheft für die Küche, fand ich praktisch.

Dann kam mein erstes Zahlexemplar – nix mehr mit zwei Heften 😦 Direkt habe ich das Abo gekündigt. Dazu kommt, dass die Rezepte immer stärker vor-lastig werden, womit ich meine: Es werden Fertignahrungsmittel verwendet, wie Kokosriegel, Schokolade, Keksröllchen und was es nicht alles so gibt. Selbst der Powerriegel wird mit gesüßter Kondensmilch hergestellt! Da ist die Übertragung auf die Vollwert einfach sehr kompliziert und nahezu unerfreulich. Dennoch, ich versuche ja etwas da herauszuziehen, wenn ich schon bezahlt habe.

Ich stolperte über das Rezept „Erdbeer-Kiwi-Eis am Stiel“. Ich dachte mir – nette Idee, und das kann ja so schwer nicht sein. In der Zutatenliste schon stolperte ich über die Speisestärke. Und beim Lesen des Rezepts kam die Erleuchtung: Beide Fruchtsorten werden GEKOCHT. Äh, warum das denn? Warum die Chance für ein gesundes Eis vertun? Dass sie Zucker nehmen, okay, etwas anderes kann ich nicht erwarten. Aber für ein Eis auch noch Obst zu Tode kochen? Nä. Ade, Finessen…. (oder wie es jetzt heißt: Thermomix-Magazin), ohne mich.

Ich habe bei Vorwerk angerufen und erklärt, warum ich die Hefte nicht mehr will. Und da ist Vorwerk wieder der Superservice: Ich bekam mein Geld zurückerstattet! Und zwar auch für das bereits ausgelieferte Heft. Super, so macht Kaufen dann doch Spaß.

Ich, das Wunder

4. Juni 2016: Der große Küchenquiz

Ein wunderbarer Beitrag aus dem Seniorenratgeber vom Mai 2016. Der ist sicher auch im Juni noch gültig 😉 Besonders interessant fand ich im Quiz die Frage Nr. 10: „Auch pflanzliche Lebensmittel können im Rohzustand Krankheitserreger tragen. Wie kann man sich davor schützen?“

Ich finde schon die Formulierung so apart „im Rohzustand“. Das klingt schon so, als wenn die für das Quiz Verantwortlichen es ein bisschen als abartig empfinden, etwas roh zu essen – sonst hätten sie nämlich geschrieben „… können auch roh Krankheitserreger tragen“. Spannend also. Es gibt drei mögliche Antworten:

  1. Erdnah wachsende Gemüsesorten, die roh gegessen werden sollen, nicht nur waschen, sondern zusätzlich schälen.
  2. Tee immer mit kochendem Wasser aufgießen und erst nach fünf, besser aber zehn Minuten trinken.
  3. Rohe Sprossen vor dem Essen vollständig erhitzen.

Jetzt finde ich die mögliche Antwort 2 ja gut. Ich dachte immer, Tee besteht aus Blättern, die an einem Strauch wachsen. Und dass Tee jetzt zum Gemüse zählt, finde ich auch sehr … interessant 😉 Nun aber kommt die große Überraschung bei der Auflösung: Alle drei Antworten sind richtig!

Ich bin ein Krankheitswunder. Ich wasche nämlich Möhren und Gurken nur, wenn deutlich Schmutz daran ist, auf die Idee, Möhren zu schälen komme ich gar nicht. Jasmin- und grüner Tee (Teekenner wissen: Aufgießen mit 70°C heißem Wasser) muss mit kochendem Wasser aufgegossen werden. Ups, da bin ich schon das zweite Mal schwerkrank geworden. Und ich lasse auch nicht jeden Tee 10 Minuten ziehen. Da finde ich ihn bitter. Ich weiß auch nicht, warum die Autoren nicht zwischen Kräuter- und schwarzem Tee unterscheiden. Und was sie unter „erdnah“ verstehen… wer weiß das schon? Mit Erdkontakt? 5 cm darüber? 1 Meter darüber (so wie ich sie einschätze, vermutlich letzteres 😉 ). Super, das mit den  rohen Sprossen. Da wird natürlich nicht unter fertig gekauften Sprossen aus unbekannter Quelle und selbstgezogenen Sprossen unterschieden. Da bin ich dann Wunder Nummer 3.

Warum ist es erlaubt, dass Artikel in einem Ratgeber, der sich wissenschaftlich  gibt, von unwissenden Autoren geschrieben wird, die nicht mal zwischen Gemüse und Tee unterscheiden können und erst recht nicht wissen, dass noch niemanden eine ungeschälte Möhre umgebracht hat?

Zum Schälen von Obst und Gemüse gibt es auch ein Video von mir 🙂

 

Degenerierte Gesellschaft

Heute Morgen, WDR 2, so zwischen 5 und 6:15 Uhr, kam eine Meldung zu den verfallenden Milchpreisen. Was kann man dagegen tun, fragte die Moderatorin. Antwort: Mehr Milch kaufen. Was damit tun? Eine Expertin gab Rat: Man kann damit z.B. auch baden – 3 bis 4 Liter vollfette Milch ins Badewasser, das ist wunderbar.

Wenn in einer Gesellschaft Lebensmittel – von der Herkunft dieser Milch von gequälten Kühen will ich hier gar nicht sprechen – zum Baden empfohlen werden, damit die Preise nicht fallen, ist etwas ganz, ganz verkehrt.

Mir dreht sich da alles.

 

Folic acid

4. März 2016: Folsäure

Endlich einmal wieder bietet mir die Apotheken-Umschau einen erwähnenswerten Artikel. Wobei die A-U in diesem Fall für nichts zu belangen ist, sie gibt ja nur wieder, was Wissenschaftler so planen. Wissenschaftler planen auch schon mal gerne Schafe mit zwei Köpfen…

Überschrift: „Folsäure-Politik gescheitert“. Im englischen „British Medical Journal“ wird berichtet, dass zwar 20 Jahre bekannt ist, dass Folsäure Missbildungen bei Säuglingen verhindern kann, Schwangere dennoch nicht genügend Folsäure zu sich nehmen. Ob das jetzt stimmt oder nicht – lassen wir das einmal dahingestellt. Die Schlussfolgerung ist wunderbar: „Die Forscher erklären die Folsäure-Politik der EU für gescheitert und fordern, neue Maßnahmen zu überdenken – etwa Lebensmittel verpflichtend mit Folsäure anzureichern.“

Das ist doch wunderbar, künstliche Vitamine, Jod, Fluor und nun auch noch Folsäure in die Lebensmittel packen, die dann allerdings kaum noch Lebensmittel, sondern allenfalls Nahrungsmittel sind, so wie Astrronautennahrung. Impfpflicht, Zwangszugaben in Lebensmiteln, was kommt als nächstes? Guckt mir ein Gesundheitskommissar über die Schulter, wenn ich mir die Zähne putze, damit ich die Volksgesundheit durch ungenaues Schrubben nicht schädige? Ganz abgesehen davon, dass die Folgen einer Überdosierung mit Folsäure bei Nichtschwangeren überhaupt nicht angesprochen werden, haben die Erde und die Lebensmittel wohl wichtiger zu diskutierende Aspekte als gerade die Folsäure. Da greife ich gerne auf die ansonsten ja recht abgenutzte Begriffswelt der Gen-Technik zurück, oder künstliche Düngung, Massentierhaltung mit den Antibiotika-übersättigten Futtermitteln und und und. Warum nicht erst einmal dafür sorgen, dass Schwangere wieder echte Lebensmittel bekommen, statt den üblichen Nahrungsmittelschrott noch weiter zu vergiften?

Fortsetzung mit der Reha-Klinik

1. Feb. 2016: Brief an die Klinikgruppe der Reha-Klinik

Ich stellte bereits den Gastbeitrag zu einer Reha-Klinik vor. Am 11.1. hat derjenige einen Brief an die Leitung der Klinikgruppe geschrieben. Eine nichtssagende Antwort kam dann 2,5 Wochen später. Ihr könnt dieses Schreiben am 4. Feb. auf diesem Blog lesen.

Sehr geehrte Damen und Herren,

XXX war vom 8.12. bis zum 30.12.2015 in einer Ihrer Kliniken zur Rehabilitation. Von ärztlicher und pflegerischer Seite war alles bestens, sowohl was die Kompetenz als auch was die Freundlichkeit anbetrifft. Dies fand XXX so, und auch ich sah das bei meinen Besuchen bestätigt.

Aber, und jetzt kommt ein großes Aber: Alles, was das Essen in Ihren Kliniken betrifft, ist kontraproduktiv für die Gesundheit, speziell für Herzkranke, die häufig auch an Diabetes leiden. Als ich mich über das Essen beschwert habe, bekam ich die Antwort: Das wird zentral von der Klinikgesellschaft geregelt.

Daher wende ich mich heute an Sie.

Als ich XXX gebracht habe, habe ich mir ein Mittagessen bestellt. 8,60 Euro für ein vegetarisches Gericht namens „Bandnudeln mit Mandelpesto“. Was war es? Spaghetti in einer öligen Soße, ein unappetitlicher Berg auf dem Teller (s. Anlage 1).

MöhneseeKlniik (1) Nudeln

Ich konnte das nicht essen, nicht so sehr wegen des Aussehens, sondern wegen des Geschmacks – und ich war hungrig! Ich habe XXX immer samstags besucht, dem Eintopftag. Die Eintöpfe sahen schon gruselig aus. Ich habe mir mein Essen dann – Böses ahnend – immer mitgebracht.

Die armen Vegetarier dort bekommen am Donnerstag immer eine süße Hauptspeise mittags. Wieso gehen Sie davon aus, dass Vegetarier gerne Süßes als Hauptspeise essen (auch „toll“ für Diabetiker, die vegetarisch essen möchten)? Die anderen beiden Wahlmöglichkeiten hatten niemals eine süße Hauptspeise. Veganer haben dort gar keine „Essensüberlebenschance“.

Die Salatbar war okay – abgesehen davon, dass die Schüsselchen die Größe von Fingerhüten haben. Bei meiner 8,60-Euro-Mahlzeit habe ich gefragt, ob es auch Salatschüsseln in vernünftiger Größe gäbe? Antwort: „Wenn Ihnen das nicht reicht, können Sie gerne zwei nehmen.“ Ich nahm drei und es war eigentlich immer noch nicht genug. Mal ganz abgesehen davon, dass das Dressing natürlich süß war – mit Sicherheit nicht mit Honig gesüßt.

Herzkranke sollen viel Obst und Gemüse essen. Dazu wird man durch Ihre Menüangebote nicht angeregt. Auch die Empfehlungen zur Salzmenge (1 Teelöffel pro Tag!) werden weder durch die Speisen noch den Salzstreuer am Tisch gefördert.

In Vorträgen in der Klinik erfuhr XXX, dass bei Herzerkrankungen nicht mehr als 2 x pro Woche Fleisch gegessen werden sollte. Es gab jeden Tag Fleisch (oder Fisch), wenn man nicht das käseüberladene und zuckerreiche (= fette) vegetarische Menü wählen wollte. Mal abgesehen von den dubiosen Aufschnitten am Abend.

Direkt vor dem Speisesaal stehen zwei Automaten: einer mit Softdrinks von Coca Cola bis zu (zuckrigen) Säften und prall gefüllt mit Süßigkeiten und Chips (nicht einmal Salzstangen, die wenigstens nicht so fettig sind) (s. Anlage 2),

Lecker1

der andere mit diversen Heißgetränken wie Kaffee, Kakao und Fertigsuppen (s. Anlage 3).

Lecker2

Ich finde das keine Methode, um Patienten zu motivieren, das Süße drastisch zu reduzieren und sich insgesamt gesünder zu ernähren. Dies ist nicht nur meine Meinung, sondern entspricht auch dem Stand der Wissenschaft, sowohl was die Empfehlungen der DGE (Deutschen Gesellschaft für Ernährung) als auch die der modernen amerikanischen Erkenntnisse (China Study, Forks Over Knives) besagen.

Neben dem Klinikeingang ist eine Art Kiosk, in dem man sich etwas zu essen kaufen kann. Die Mahlzeiten in der Auslage sind abstoßend, wenn man gesundes Essen gewohnt ist: fetttriefende Fleischspeisen in Brötchen gezwängt, mit Zuckerguss und Creme überquellende Kuchen. Immerhin, ein Lob: Es war mir möglich, ein trockenes Brötchen zu kaufen! Allerdings nur auf Nachfrage, ausgelegt waren sie nicht.

XXX hatte Zugang zu einem besonderen Aufenthaltsraum. Er wurde XXX am ersten Tag gezeigt und so konnte ich mir auch ein Bild machen: ein Tisch voller abgepackter kleiner Fertigkuchenstücke, eine Auswahl an Fruchtsäften (keine reinen Fruchtsäfte, also gezuckert) und ein Kaffeeautomat. Muss ich dazu noch etwas sagen?

Bevor man in die Klinik aufgenommen wird, erhält man ein Schreiben, in dem der Patient gebeten wird mitzuteilen, ob er eine besondere Ernährung benötig, z.B. als Diabetiker. Ich habe angerufen und mitgeteilt, dass XXX Diabetes hat. Mit welcher Konsequenz? Es gab keine. Es gibt keine fettarmen, salzarmen (nicht ungesalzenen), nicht einmal zuckerfreien Mahlzeiten dort. XXX war nach einer Bypass-OP in Ihrer Klinik. Jedem medizinisch Interessierten oder Kundigen ist bekannt, dass man nach einer solchen OP nicht nur körperlich mehrere Wochen benötigt, um sich zu erholen. Das heißt, XXX wäre völlig überfordert gewesen, von den Essensangeboten das Richtige auszuwählen. Und da ist XXX sicher nicht der einzige Mensch. Ich habe einfach darauf vertraut, dass mein mitgebrachtes frisches Obst XXX irgendwie über die drei Wochen bringt. Immerhin hat XXX deutlich abgenommen, da XXX häufig einfach gar nichts gegessen hat. Wir beide mögen keinen Eintopf, der aussieht wie Wirsingstücke in einer Wasserbrühe mit undefinierbaren braunen oder rosa Stückchen (s. Anlage 4, um ein Beispiel zu nennen).

Lecker3

Bei allem Verständnis für Wirtschaftlichkeit – so kann es doch nicht gehen. Was werden die meisten Patienten wohl an Eindrücken von gesunder Ernährung mit nach Hause nehmen: Das, was sie in einem Vortrag gehört haben, oder das, was sie mehrere Wochen lang jeden Tag und in Automaten und Aufenthaltsräumen zu essen angeboten bekamen?

Mit freundlichen Grüßen

Gastbeitrag aus einer Reha-Klinik

29. Jan. 2016 – Reha-Klinik

Gestern habe ich XXX in die Reha gebracht. Die Einladung zu Kaffee und Kuchen umsonst habe ich abgeschlagen. Stattdessen durfte ich mir eine Wertmarke fürs Mittagessen kaufen. Es gibt immer drei Hauptgerichte, darunter ein vegetarisches. „Bandnudeln mit Kräuterpesto und Mandeln“ klang für mich verlockend und lecker. Etwas befremdlich fand ich die Hauptmahlzeit für Donnerstag: Grießpudding mit Pflaumen. Ich denke nicht, dass man es wagt, Nicht-Vegetariern einen Pudding als Hauptspeise vorzusetzen. Abgesehen davon, dass Grießpudding und Pflaumen sicher mit Zucker gesüßt sind. [Anmerkung: XXX ist Diabetiker]

Wir kamen in den Speiseraum. Ein Salatbuffet, daneben winzige Schüsselchen. Da die Hauptessenszeit schon vorbei war, habe ich gefragt, ob ich vielleicht einen richtigen Salatteller bekommen kann? Nö, alle sind zufrieden mit diesen Schüsseln, ich könne ja zwei nehmen. Ich nahm drei..

XXX schloss sich mir bei der Speisenwahl an. Er hatte nur ein Salatschüsselchenileinichen genommen. Wir hatten den Salat gerade angefangen, da kam der Hauptgang: Die Bedienung stellte dampfend vor uns auf den Tisch, was Ihr im Foto seht. Vermutlich mikrowellenerhitzt, denn die Hauptspeisezeit war ja vorbei, nur Neuankömmlinge dürfen später kommen.

Bandnudeln? Wusste gar nicht, dass die so aussehen. Ich probierte. Ölig-glitschig. XXX aß tapfer zwei Gabeln. Ich aß meinen Salat. Zum Nachtisch stand auf dem Plan „frisches Obst“. Toll! Es handelte sich hierbei um Äpfel der Sorte Golden Delicious. Das in der Hochsaison für Äpfel!

MöhneseeKlniik (1) Nudeln

XXX, halb verhungert, aß einen. Ich platzte bald vor Zorn, 8,60 Euro!! Vor dem Speisesaal zwei Riesenautomaten – einer mit Softdrinks und einer mit Süßkram. Nicht mal Salzstangen gab es dort! Wohlgemerkt: Dies ist eine REHABILITATIONSKLINIK.

Ich ging in die kleine Café-Ecke. Ich hatte mir nichts mitgebracht und war vor lauter Rage trotz der drei Fingerhütchen Salat ausgehungert. In der Auslage jede Menge triefig-süßer Kuchen. Darüber im Regal einige Teller mit Brötchen mit Schnitzel, Frikadellen oder anderen Fleischwaren. Nicht einmal ein schlichtes Käsebrötchen, was ich vor lauter Verzweiflung vermutlich noch gegessen hätte. Ich fragte nach einem trockenen Brötchen? Was darf’s sein, war die Rückfrage. Was haben Sie denn? Zum Beispiel Körnerbrötchen.. Ja, da griff ich gierig zu. Mit 50 Cent erstaunlich preiswert und schmeckte auch. Über die Vollwertigkeit habe ich mir keine Gedanken gemacht.

Eine freundliche Dame zeigte uns den Aufenthaltsraum für die „Station“. Auf einem Tisch lagen jede Menge eingepackte kleine Kuchen. Ein Kaffeeautomat, Sprudel (oha) und jede Menge Säfte im Riesenkühlschrank. Kostenlos für die Patienten.

Vom Chefarzt lag ein Buch im Zimmer aus, ein Geschenk des Hauses. Worin er die vollwertige Ernährung (wenn auch mit Milchprodukten und gelegentlich Fleisch) anpreist. Ich habe ihn gefragt, wie das mit meiner Erfahrung zusammenpasst?

Die Klinik gehört zu einer Kette, und diese Menüpläne gibt es jetzt für die ganze Kette, deutschlandweit. Und seit dieses fettige eklige (meine Bezeichnung) Essen eingeführt wurde, sind die Beschwerden auf Null gesunken. Der Arzt isst zu Hause Frischkornbrei… im Krankenhaus hat er ihn mal probeweise eingeführt, er musste ihn eimerweise wegschütten.

Nun ja, ich weiß nicht, wie sie dort das Frischkorngericht zubereitet haben. Wenn das mit derselben Liebe und Sorgfalt geschah wie bei den Hahaha-Bandnudeln wundert mich das nicht 😉

Am Montag kommt ein weiterer Beitrag zum Thema.

Alles glutenfrei

16. Jan. 2016: Glutenfrei

Immer wieder erreichen mich Fragen nach glutenfreien Rezepten. Und in den meisten Fällen stellt sich  heraus, dass gar keine Krankheit vorliegt, die eine glutenfreie Ernährung verlangt, sondern es soll quasi eine Vorbeugung, ein Schutz sein. Das heißt, es gibt Kinder, die werden ohne Notwendigkeit glutenfrei ernährt.

Mich schaudert es dabei. Merken Eltern nicht, was sie ihren Kindern und evtl. sich selbst antun? Wer sein Kind glutenfrei aufwachsen lässt, schafft ein Problem, das sonst wahrscheinlich gar nicht bestünde! Einen normalen Bestandteil aus der Ernährung herauszuschneiden, bedeutet eine Empfindlichkeit zu züchten. Ich vergleich das einmal mit übertriebenen Hygienemaßnahmen: Wer sein Kind, das ist mittlerweile Allgemeinwissen, unter zu starker Hygiene aufzieht und ihm jeglichen Kontakt mit Bakterien und Schmutz verbietet, macht sein Kind kränker, denn es wird dann mit ganz normalen Bakterien nicht mehr fertig.

Es ist, als ob ich meinem Kind Bewegung verbiete, weil es sich das Knie oder den Kopf stoßen könnte. Was passiert? Die Muskeln bleiben schwach, das Kind wird sich nie normal bewegen können. Nicht ohne Grund wird dagegen gewettert, dass schon Kinder stundenlang bewegungslos vor dem Computer verharren.

Jetzt könnte jemand sagen: Aha, dann ist es aber besser, wenn ich schon früh mein Kind mit Zucker füttere! Nein, ist es nicht. Zucker ist ein Industrieprodukt, der Zucker, den wir im Geschäft kaufen, ist kein Teil eines natürlichen Lebensmittels. Gluten hingegen ist ein natürlicher Bestandteil von Getreide. Nun wird auch gerne darauf hingewiesen, dass gerade Weizen heute der Backfähigkeit willen viel zu glutenreich gezüchtet wurde. Das ist durchaus ein Argument – aber es gibt Dinkel, Urweizen usw. Wer Bedenken wegen des hochgezüchteten Glutengehalts hat, kann ja auf andere „normale“ Getreide ausweichen.

Wann ernähre ich mich richtig?

24. Okt. 2015: Was ist ein Kriterium für eine gute Ernährung?

„Offiziell“ ist das Mager-Kriterium für Frauen abgeschafft. Angeblich müssen wir nun alle nicht mehr einem Hunger-Ideal hinterherhecheln, wir dürfen sein, wie wir sind.

Schön wär’s. Besonders deutlich zeigt sich das nämlich bei Kriterien für Ernährungsformen. Eine Ernährung ist dann erfolgreich, wenn ich damit abnehme. Das ist doch gruselig! Denn dann kann ich auch Steak mit Salat essen, damit nehme ich auch ab. Low Carb, High Carb, Veganismus, Rohkost – sie alle schreiben sich dick auf die Fahnen „Wenn du diese Ernährung richtig befolgst, erreichst du dein Idealgewicht“ (was immer das sein mag). Und prangen mit Fotos „vorher – nachher“. FoK macht das auch gerne.

Manche verwechseln dabei gerne die Änderung ihrer Lebensumstände mit einer gleichzeitig ergriffenen neuen Ernährungsform und wissen dann: Die Ernährung war’s! Ob andere Faktoren dazu beigetragen haben, ist völlig egal, denn alle anderen Ernährungsweisen (ich sage extra nicht „Diäten“) haben ja nicht zum Erfolg geführt. Und wenn sie dann auf dieser Welt noch 10 finden, die auf dieselbe Weise abgenommen haben – dann wissen sie: Jawohl! Ich gehöre zu den Guten!

Völlig außer acht gelassen wird, dass erstens ihre Zahl statistisch gesehen gering ist und sowieso alles unkontrollierte Ergebnisse sind, d.h. niemand hat objektiv diese Entwicklung beobachtet. Auf Langzeitergebnisse können sie nicht zurückschauen, denn meist sind sie noch recht jung. Ein Langzeitergebnis ist aber nicht ein Ergebnis über 1 Jahr, 2 Jahre, nicht einmal über 10 Jahre. Ein Langzeitergebnis bekommen wir nur, wenn mindestens 1000 Menschen mit vielen Parametern über 30 Jahre beobachtet werden. Von Bruker wissen wir ja, dass die Folgen von Zivilisationskost – und somit von falscher Ernährung – erst nach Jahrzehnten zu Tage treten, was viele von uns am eigenen Körper erleben mussten.

Ein Beispiel: Da berichtet uns vielleicht jemand, er mache schon seit 40 Jahren Rohkost und sei kerngesund. Ich habe Rohkostbücher gelesen, die 20 Jahre alt sind. Da gab es noch keine bekannte Rohkostgrenze von 42 °C. Da war Rohkost mehr oder weniger ein Essen mit viel frischem Obst und Gemüse und alles andere war – nur kalt 🙂

Daher: Lasst Abnehmen kein Kriterium für eine gesunde und gute Ernährung sein. Auch mit einer guten Ernährung kann man „nicht abnehmen“. Wichtig ist, dass wir gesund sind, gesünder als vor der Ernährungsumstellung. Ich habe eines in den Jahrzehnten meines vergangenen Lebens gelernt, eine Lektion, die ich nicht gerne gelernt habe, weil sie mir eigentlich gegen den Charakter geht: Mäßigung ist der Richtungsweiser durch das Leben. Jede Ernährungsform, die mich zum Zählen zwingt, mir als Gesundem „normale“ natürliche Lebensmittel (wie z.B. Getreide) verbietet, die meint, man könne gesund sein, wenn man nicht mehr als 1000 Kalorien isst, die meint, man müsse 20 Bananen zum Frühstück verspeisen, die meint, man müsse alle Kohlehydrate streichen – das sind Extreme, die bei dem einen oder anderen wirken, aus welchen Gründen auch immer. Meiner Meinung nach, ist eine Ernährung dann solide, wenn sie in kein Extrem abgleitet (daher ist mir FoK sowieso suspekt), wenn sie Mäßigung predigt. Wenn mir jemand sagt, ich kann Unmengen essen und nehme dabei ab – dann weiß ich: Das ist keine Ernährung für mich, denn ich bin überzeugt, dass sie irgendwann ins Ungesunde schlagen wird.