25. Juni 2016: Ein besonders übler Berufsstand
In vielen Berufen gibt es Leute, die Unsinn verbreiten, ihre Arbeit schlecht machen und Menschen gefährden. Mir scheint der Anteil bei den Ökotrophologen leider besonders hoch. Zumindest bei denjenigen, die sich als Berater in den Medien hervortun.
Das heutige Beispiel ist Uwe Knop. Uwe Knop ist Diplom-Ökotrophologe und wird in einem Artikel der HörZu (28. Mai bis 3. Juni 2016) auf Seite 10 des öfteren zitiert. Er hat auch einen Ernährungsratgeber geschrieben mit dem Titel „Ernährungswahn“. Ich zitiere aus der HörZu:
„Für mein Buch habe ich über 1000 aktuelle Studien kritisch analysiert.“
Schön, schön. Nur: Was für Studien waren das? Waren das Studien, in denen Ernährung eine Rolle spielte, bezahlte oder unabhängige Studien, rein deutsche Studien, aktuelle Studien oder was? Und 1000 Studien kritisch analysiert, wow, das ist eine Leistung, die ja in einem Menschenleben nur schwer zu erbringen ist. Meist werden Meta-Analysen (das ist die Zusammenfassung von Studien in einer „Ober-Studie“) an maximal 30-50 Studien erbracht. Dazu gehört dann auch immer ein wissenschaftlicher Exkurs, welche Studien wegen fehlender Wissenschaftlichkeit gar nicht erst aufgenommen wurden, wo die Gemeinsamkeiten sind und wo die Unterschiede. Gerade im Gebiet Ernährung, wo es ungeheuer schwer ist, wirklich subjektive Vergleich aufzustellen (wer kontrolliert die Studienteilnehmer, dass sie langfristig die Wahrheit sagen?), wäre doch eine echte Kritik angebracht. Ups, da habe ich etwas übersehen. Es steht gar nicht dort, dass wissenschaftliche Studien analysiert wurden.
Erstaunlich ist auch, wie die Zahl der Studien bis zum Bericht in der HörZu gewachsen sind. In einem Interview (hier) hat er noch andere Zahlen: „Ich bin Ernährungswissenschaftler und habe von 2007 bis 2010 mehr als 500 Studienergebnisse kritisch analysiert, mehr als 200 davon sind die Basis des Buchs.“
Sein Fazit ist bemerkenswert und wird natürlich vom Gros der Bevölkerung gerne gelesen:
„Es gibt keinen Beweis für gesunde oder ungesunde Lebensmittel. Daher ist mein Rat ganz pragmatisch: Wer gerne Chips isst, kann das ruhig tun. Es gibt keinen wissenschaftlichen Grund, vor Chips zu warnen. Allerdings auch keinen, sie explizit zu empfehlen.“
Ehrlich, mir kommt bei so viel gefährlichem Unsinn die Hutschnur hoch. Wenn ich denke, was ich alleine in den Jahren meiner vollwertigen Ernährung habe am eigenen Körper an Zugewinn beobachten können, was ich bei Freunden und Bekannten Dramatisches habe an Aufschwung beobachten dürfen: Da kotzt mich das an. Ist Herr Knop vielleicht ein Zögling von Udo Pollmer? Wundern würde es mich nicht. Menschen, die selbst einfach die Essenssau rauslassen wollen, suchen sich dafür pseudowissenschaftliche Beweise.
Natürlich verkauft sich ein Buch, das wissenschaftlich den Lesern suggeriert, dass sie sowieso immer das Richtige essen, wesentlich besser als ein Buch, das zur gesunden Einstellung zum Essen anhalten möchte. Nun ja, die Bücher verkaufen sich laut Amazon wirklich blendend, so bleibt Herrn Knop reichlich monetäre Masse, um sich das zu kaufen, was er dann wahllos in sich hineinstopfen möchte. Aber Vorsicht: Nicht jeder ist ein Helmut Schmidt, der auch bei ungesundester Lebensweise ein hohes Alter bei klarem Verstand erreicht.
Natürlich hat er Mitstreiter. In einem Video habe ich mich gefreut … so gesund sehen die drei aus. Knob schützt noch die relative Jugend – wie lange noch?