Verbesserungen von oben

4. Dezember 2014: Fortschritt im Detail: Ein Gastbeitrag

Ausgangslage: Im Zentrum des Dorfes befand sich eine Abfall-Entsorgungsstelle. Bis auf Sperrmüll konnte alles gratis entsorgt werden. (Styropor, Grubengut = Steine, Tontöpfe, Geschirr, usw.) Altpapier wurde nicht angenommen, denn dafür gibt es eine monatliche Sammlung des vor den Häusern bereitgestellten Materials. Diese Sammlung wird jeweils an einem Samstag durch die Dorfvereine durchgeführt. Für diesen Dienst erhalten sie Geld in ihre Vereinskasse. Abgerechnet wird per Gewicht. Die Dorfsammelstelle verfügte auch über eine Bring- und Hol-Ecke, wo gut Erhaltenes hingestellt werden konnte. Wem etwas davon gefiel, durfte es gratis mitnehmen. Diese Entsorgungsstelle war an drei Wochentagen total 7 Stunden geöffnet, was voraussetzte, dass man seine Entsorgung planen musste. Unsere Kinder freuten sich immer aufs Entsorgen, denn alle hofften, etwas Brauchbares zu finden. Später begleitete mich meine Mutter dorthin, denn ihr Leben war eingeschränkt und sie freute sich über diese Abwechslung. Oft traf sie andere Dorfbewohner an oder sie konnte mit dem Gemeindearbeiter einen Schwatz machen. Dann wurde die Abfallentsorgung an eine private Firma ausgelagert. Mit vielen Verbesserungen, wie uns an der Gemeindeversammlung versprochen wurde. Die Entsorgungsstelle ist nun täglich viele Stunden geöffnet, man kann auch Altpapier dort entsorgen. Eine Verbesserung. Das Entsorgen von Grubengut ist neu kostenpflichtig! Wer Mengen unter 10 kg bringt, muss dennoch für ein Gewicht von 10 kg bezahlen. Wenn also ein Teller in Brüche geht, bezahle Ich für die korrekte Entsorgung 3.50 Fr. Werfe ich den Teller in den Hauskehricht, der der Verbrennungsanlage zugeführt wird, bezahle ich kaum etwas, denn ein 35-Liter-Abfallsack kostet 1.70 Fr. Ebenso müssen wir nun für Styropor bezahlen. Weil Altpapier angenommen wird, ist das Sammelgut der Vereine stark zurückgegangen und folglich auch der finanzielle Beitrag der Gemeinde. Schlimm finde ich, dass sich die neue Entsorgungsstelle am Rand der Gemeinde im Industriequartier befindet. Alte Leute und solche, die kein Auto besitzen, können diese kaum erreichen. Dem nicht fachgerechten Entsorgen sind die Türen dadurch geöffnet worden!

Ich habe heute viel erledigen können, lauter Kleinigkeiten, die ich immer vor mir hergeschoben habe. Ich war in der Abfall-Entsorgung, die ja nun von der Gemeinde neu einer Privatfirma übergeben wurde. Am neuen Ort darf man absolut nichts mehr mitnehmen, was noch brauchbar wäre, aber in Containern der Verbrennung zugeführt wird. Mich hat das sehr enttäuscht, denn früher fand ich immer wieder mal eine Kostbarkeit. Da gibt es Geschirr, heute eine völlig neue Napfkuchenform, eine sehr gut erhaltene Korbwäschezaine und anderes mehr. Die Begründung des Arbeiters vor Ort war, dass sonst „Gesinde und Pack“ angezogen wird. Damit sind Ausländer und primitives Volk gemeint. Wie bedenklich, dass die Menschen schubladisiert und ihnen die Gratis-Kostbarkeiten nicht gegönnt werden

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Wir Vollwertler, die Gutmenschen

23. März 2013: Ein Plädoyer gegen die Vollwert-Arroganz

Muss ein Vollwertler Gesundheitsschuhe tragen? Darf ein Vollwertler ein iPad besitzen und mit dem Flugzeug reisen? Ja, darf er gar CDU oder FDP wählen?

Meine Antworten sind ganz klar: einmal „Nein“ und vier Mal „Ja“. Und das sage ich nicht nur, weil ich ab und an fliege, wenn auch ungerne. Das hat aber eher Flugangstgründe. Ein iPad besitze ich zwar nicht, aber andere technische Spielereien: Ja, gerne. Und wen immer ich wähle: die so gerne als obligatorisch in Vollwertkreisen dargestellten Pflicht-Grünen oder Pflicht-Linken sind es auch nicht.

Im Zusammenhang mit meinen Überlegungen zur Anschaffung einer Induktionskochplatte habe ich es wieder erlebt: Der Drang, die Welt zu beglücken. Ich frage: Wer hat Erfahrungen mit Induktionskochen? Da kam nicht viel, aber viel dazu, warum diese und jene sich keinen Induktionsherd gekauft hat, sie hatten nämlich gelesen, dass das so gefährlich ist. Das mag alles sein und diejenigen Kommentatoren mögen bitte nicht böse sein, wenn ich jetzt sage: Danach habe ich nicht gefragt.

Wenn ich irgendwo in einem Blog, den ich regelmäßig verfolge, die Frage läse „Was ist schneller zu verarbeiten, Hühner- oder Schweinefleisch?“ ginge ich persönlich nicht daher und schriebe etwas über die Schädlichkeit von Schweinefleisch. Denn danach war nicht gefragt.

Immer wieder lese ich es: Wer sich zu einer wertvolleren Ernährung entschlossen hat, habe (gefälligst) auch in anderen Lebensbereichen nachhaltig zu sein. Und wie diese Nachhaltigkeit auszusehen hat, darf leider nicht mehr jeder Einzelne für sich bestimmen, sondern das steht fest: Anti-Technik, Pro-Aussteiger, Pro-Selbstversorger, Anti-Plastik, Pro-Gesundheitsschuhe, Anti-Raucher usw., die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

Im Gegensatz zum Veganismus kommen doch die meisten Menschen nicht über die Ethik zur Vollwertkost, sondern über Krankheit bzw. gesundheitliche Überlegungen. Dass dies vielleicht bei dem einen oder anderen dazu führt, dass er sich auch über andere Dinge (Tierhaltung, Plastikverbrauch, Umweltschutz) Gedanken macht, kann sein. Das darf aber meiner Meinung nach nicht zur obersten Vollwertpflicht erhoben werden. Denn das geht an den Grundsätzen der Vollwert wunderbar vorbei. Die Vollwerternährung in „unserer“ Ausprägung wurde von einem Arzt ins Leben gerufen, der sich um die Gesundheit seiner Patienten sorgte. Dass Bruker selbst sich letztlich auch in anderen Dingen engagiert hat, ist seine persönliche Entwicklung.

Ich mag es nicht, wenn Vollwertler z.B. über Raucher die Nase rümpfen. Erstens lebt ein vollwertiger Raucher immer noch besser als ein Zucker-Raucher, zweitens gibt es heute wohl keinen Menschen mehr, der nicht bereits weiß, dass Rauchen schädlich ist. Und drittens nervt mich dieser Anspruch „Ich bin Vollwertler, ich stehe auf einer höheren moralischen Stufe!“ Dem ist keineswegs so. Wieso soll ein Vollwertler moralisch besser sein als ein Entwicklungshelfer in Afrika, der von Zucker und Weißmehl lebt? Wer entscheidet das?

Da haben sich Menschen also entschieden, ihrem Leben eine neue Ernährungsrichtung zu geben, geben alte Denkmuster auf…. und übernehmen häufig dann gerne „politische korrekte“ neue Denkmuster. High Heels und Vollwerternährung? Ha, das geht ja wohl kaum. Wo bleibt die vielgepriesene Toleranz? Sie hört genau da auf, wo sie wirklich anfangen sollte: Fleischesser sind jetzt plötzlich die schlechteren, nicht einfach die „krankeren“ Menschen, Raucher sind sowieso der Abschaum, mit denen reden wir gar nicht mehr. Und wenn jemand mit einem Jäger befreundet ist, meine Güte, da können wir ja gleich mit einem Menschenschlächter zu Bett gehen, oder wie?

Unwissenheit ist Trumpf, Vollwertvorurteile sind prima. Aussteiger sind immer gute Menschen, egal wie eklig sie riechen und wie bequem sie es sich auf dem sozialen Netz machen, das andere durch Arbeit aufbereiten. Ich bin sicher höchst verdächtig, weil ich mich weigere, im Garten etwas anzubauen, weil ich im Zweifelsfalle lieber ein tierfreies Nicht-Biogemüse statt eines raupendurchsetzten Blumenkohls in der Küche verarbeite, weil ich eine Induktionsplatte kaufe, obwohl auf einschlägigen Seiten davor gewarnt wird, weil ich trotz aller Plastefilme selbstständig darüber nachdenken möchte, wie die Menschheit leben kann, wenn alles nur in Holz hergestellt wird, weil ich die Bequemlichkeiten moderner Technik durchaus zu schätzen weiß.

Wenn Vollwerternährung und Engagement im Tierschutz sich treffen – um ein Beispiel herauszugreifen -, so ist das schön. Aber bitte macht es nicht zur Vollwertbürgerpflicht! Für mich ist es ganz wichtig, dass Vollwerkost eine gesunde Ernährungsform ist und bleibt, denn nur dann kann ich andere Menschen davon überzeugen. Wenn ich in der Hinterhand immer gleich einen anderen Rattenschwanz an moralischen Forderungen bereit halte – da mache ich mich unglaubwürdig und am Ende auch lächerlich.

Essbare Blüten: Ein Ketzerbeitrag

22. Juli 2012: Überlegungen zu Wildkräutern

Vor ein paar Tagen erhielt ich folgendes Foto von einem Rohköstler:

Sieht hübsch aus, oder? Auf jeden Fall ein Hingucker. Andererseits war ich froh, dass mir das nicht live angeboten wurde: Auch wenn ich das eine oder andere Wildkraut verzehrt habe, bei den Blüten habe ich immer noch eine Hemmschwelle. Da habe ich schon im Praxiskurs mit Frau Richter rumgeblödelt, die Löwenzahnblüten als (essbare) Deko verwendete und mich ermunterte: „Macht gesund und stark!“, worauf ich konterte „Bin stark genug :-)“.

Das war natürlich nicht ganz ernst von mir gemeint, aber ich habe so eine kleine Blockade. Drei Jahre lang habe ich bei der Wilden7 Wildkräuter in der Saison bestellt und gegessen. Freude kam da bei mir nicht so recht auf, es war der Kopf, der mir sagte: „Das ist jetzt aber wirklich ganz toll gesund und muss dir schmecken!“ Auch aus eigenem Garten gab’s dann schon mal Löwenzahnblüten (bevor die Katzenfamilie hier einzog und ihren Garten zu ihrem Königreich erklärte). Zaghaft aß ich die eine oder andere. Es ging, aber als Delikatesse konnte ich das immer noch nicht betrachten.

Dann habe ich letztes Jahr eine wunderbare Kräuterwanderung gemacht, dazu gab’s ja auch ein Video (hier). Das war sehr beeindruckend, vieles davon war wirklich lecker. Leider wohne ich aber mitten in der Stadt, sodass ich das kaum praktisch umsetzen konnte. Und mit dem Auto erst 30 Minuten rausfahren (und wieder zurück), um Wildkräuter zu sammeln, finde ich unterm Strich ökologischen Unsinn. Abgesehen davon, dass ich das auch zeitlich schlecht unterbringe, hatte dann irgendwie immer „Wichtigeres“ vor.

Dennoch ist mir die Bedeutung von Wildkräutern und essbaren Blüten durchaus bewusst. Vitalstoffdichte etc., wir können es (fast) überall nachlesen. Und dann kam dieses Foto. Ein kleiner Mailaustausch ging hin und her, und ich bekannte meine zögerliche Haltung. Schrieb der Fotoversender:

„Ja, ich lasse die Blüten auch lieber den Bienen und Hummeln, meine Frau verbietet mir die abzureißen ;-)“

So ein kleiner Scherz am Rande kann auch manchmal ein Denkanstoß sein, bei mir war es so. Es stimmt doch: Wenn jetzt alle – und da würden schon alle Rohköstler und Vollwertler reichen – nach draußen stürmen und die Blüten von den Pflanzen reißen, die Wildkräuter aus dem Boden zupfen: Da gibt es bald nichts mehr für die in Freiheit lebenden Tiere, seien es Insekten oder auch größere Exemplare.

Das ist ja so ähnlich wie beim Honig: Wenn alle Welt jetzt Zucker durch Honig ersetzt, so bedeutet das einen Raubbau an der Natur.

Und so denke ich mir dann: Der Wald, die Wiese, werden es mir danken, dass ich nicht rausstürze, um die wilden Kräuter und Blüten zu sammeln und zu essen. Denn nicht nur die Pflanzen werden ja dabei geschädigt, auch die Natur wird be- und zertreten. Ich hinterlasse eine Spur im Wald, und wenn ich noch so vorsichtig gehe.

Was jetzt keineswegs bedeutet, dass ich einen Kreuzzug gegen Wildkräuter anzetteln möchte, auf keinen Fall! Ich möchte mir nur immer wieder bewusst machen, was ein Schritt für Folgen haben kann. Genauso wie ich weiß, dass ich meine vollwertige Ernährung luxeriös auf dem Rücken der Zivilisationskostesser austrage: Würden alle Menschen, sei es auch nur in Deutschland, sich ausschließlich der Roh- und Vollwertkost verschreiben, würden wir in vielen Dingen sehr viel bescheidener werden müssen, denn dass die Lebensmittelindustrie Arbeitsplätze als Argumente anführt, ist ja nicht völlig verkehrt. Und wir können nicht alle Arbeitsplätze, die dann dort entfallen würden, in die ökologische Landwirtschaft umlenken. Erstens wollen nicht alle Menschen dort arbeiten und zweitens ist dort auch nicht genug Platz.

Manche Gedanken kann ich einfach nicht konsequent zu Ende denken, nur erahnen, was ihre Konsequenz bedeuten würde. Dafür war das Foto wieder einmal ein Anstoß. Und – last but not least – eine feine Entschuldigung, auch diesen Sommer (äh wen???) ohne Blüten auf dem Kuchen zu bleiben.

Da ich das Copyright zu schätzen weiß, wollte ich das Foto nicht einfach übernehmen. sondern habe mir sagen lassen, von wo es stammt. Ich habe mit dem Geschäftsführer von http://www.naturladen-online.de/ Kontakt aufgenommen und gefragt, ob ich es in diesen Artikel einbinden kann. Gar kein Problem. Und ein netter kleiner Mailaustausch. Auch das ist schön – über sachliche Dinge spinnen sich unsichtbare Netze, die man vielleicht nie wieder braucht, die aber das Leben bereichern. Ein kleiner Blick in den Laden und seinen Hintergrund lohnt!

Pilze sind überall

5. Mai 2012: Faszinierende Idee

Ein Leser ruft ab und zu bei mir in der Telefonstunde an und gibt mir Tipps für YouTube-Filme und Bücher. Das ist immer sehr interessant, sobald ich Zeit habe, mache ich mich da kundig. Beim letzten Mal empfahl er mir ein, wie er sagte „hochinteressantes Video“ auf YouTube. Hierbei geht es darum, wie Pilze bzw. ihr Myzel die Welt retten können.

Ich habe es mir angesehen und ja – die Gedanken sind faszinierend! Leider ist es auf Englisch, wer aber noch ein bisschen Englisch parat hat, wird davon profitieren, der Mann spricht klar und deutlich.

Brot und Spiele, ach nein: Brot und Sprit

Kommentar vom 3. Dezember 2011: Bio-Sprit aus alten Brötchen

Diese Überschrift aus dem RGA vom 2. Dezember las ich beim Abendessen, und mir blieb die Kartoffel fast im Halse stecken: Wie pervers kann man denn noch werden? Der verantwortliche Wissenschaftler Timo Broeker sagt: „In Deutschland wird jährlich ein Überschuss von 600.000 Tonnen Brot produziert… Wenn wir schon so viel Brot wegwerfen, dann sollten wir wenigstens dafür sorgen, dass es noch effizient genutzt wird.“

Mir gruselt, wenn ich das lese. Es kann doch nicht angehen, dass wir alle schulterzuckend hinnehmen, wie Brot tonnenweise weggeworfen wird. Ein Wissenschaftler mit Verantwortungsgefühl würde sich der Frage widmen, wie dieser Überschuss sich verkleinern lässt – wenn er ein Gewissen hätte.

Auf die einzelnen Dinge will ich hier gar nicht weiter eingehen, nur noch auf eine Unterüberschrift. „Aus zehn Tonnen Altbrot werden 2453 Liter Bioethanol“. Klingt gar nicht so schlimm, nicht wahr: „Aus 10 mach 2453“? Denn so speichern sich die Größenverhältnisse bei uns im Unterbewusstsein ab. So werden wir manipuliert, um das Ausmaß der Perversität nicht zu erkennen. Eine Tonne hat 1000 (tausend) Kilogramm, dass heißt für 2453 L Sprit werden 1000 mal 10, also 10.000 Kilogramm Brot weggeworfen. Wenn ich davon ausgehe, dass ich in der Woche 1 Kilogramm Brot esse, kann ich davon 1000 Wochen essen, das sind 19 Jahre, ich sage euch: JAHRE, Brot für mich. 2453 Liter Sprit, also wenn ich in der Woche 20 Liter Sprit verbrauche, das ist ja gar nicht einmal besonders viel, dann komme ich mit dem Sprit 122 Wochen aus, das sind mal gut zwei Jahre. 19 Jahre Brot tauschen für 2 Jahre Sprit? Ich sage doch – es ist abartig, solche Dinge überhaupt auszuprobieren. Das ist meine Meinung.

Am Ende noch ein markiger Satz des begabten Brotwissenschaftlers: „Es wird voraussichtlich wirtschaftlich erst interessant, wenn große Mengen Altbrot zu Verfügung stehen.“. Na, das ist doch prima, ein Problem weniger im kinderreichen Haushalt. Der Satz „Iss dein Brot auf, sonst darfst du nicht an den PC“ wird ersetzt durch „Schmeiß doch endlich dein Brot in den Sammelbehälter und iss deine Milchschnitte, sonst haben wir am Wochenende nicht genug Sprit, um ins Grüne zu fahren.“

Nicht nur den ersten Gedanken denken… Umweltschutz

Kommentar vom 21. September 2011: Ist das zu Ende gedacht? Umweltschutz…

Schon einige Male habe ich in der Vergangenheit die Tipps des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland, die sogenannten Öko-Tipps, angeführt. Manchmal sind sie gut, manchmal langweilig und manchmal ärgerlich. Sie empfehlen nämlich auch gerne 20 °C im Winter für Wohnzimmer. Ja, wenn ich auf dem Trimmrad im Wohnzimmer sitze, mag das nett sein. Aber wer regelmäßiger Büroarbeit nachgeht und eher der leicht fröstelnde Typ ist (auch bei genügend Sport!), weiß, dass 20 °C zu steifen blauen Fingern führen können. Vor einigen Tagen bekam ich wieder so einen Tipp, bei dem ich dachte: Na, ob das wohl alles so toll ist, wie hier beschrieben? Oder ist das wieder Oberflächengeschrei nach etwas, das auf den ersten Blick sooo umweltschonend aussieht?

Es geht um Strom vom eigenen Windrad (13/2011). Wenn ich den Artikel richtig verstanden habe – man möge mich korrigieren – ist der Titel schon mal irreführend, denn nicht ich bekomme dann den Strom, sondern der wird ins Netz eingespeist und ich verkaufe ihn an die Energiekonzerne zu einem Preis, der über meinem Verbrauchspreis liegt, da liegt dann der Gewinn für mich. Also keine Autarkie, und die Verkaufs- und Einkaufspreise sind mir sowieso aus der Hand genommen.

Der eine Satz, der mich zum Kochen bringt, ist: „Eine gute Klein-Windanlage ist kaum zu hören und beginnt schon bei schwachem Wind zu rotieren.“ Was heißt „kaum zu hören“? Ich bin recht empfindsam für Geräusche aller Art, und was für den eventuell dickfelligen Verfasser dieses Artikels dann kaum hörbar ist, raubt mir vielleicht den Nachtschlaf. Auch finde ich die Mini-Anlagen in ihren Ausmaßen nicht Mini: „Je nach Standort und Windverhältnissen können mit einer Anlage von beispielsweise 30 Metern Höhe und 16 Metern Durchmesser jährlich über hunderttausend Kilowattstunden Strom erzeugt werden.“ Ich habe einen Baum im Garten, der ist schätzungsweise 30 Meter hoch. Wenn ich mir nun vorstelle, der stünde auf dem Dach meiner Nachbarn… .schluck… und dann kommt mal wieder ein unerwarteter Orkan? Der Verankerung eines über Jahrzehnte gewachsenen Baums vertraue ich persönlich mehr als der Befestigung eines von Menschenhand auf einem Dach montierten Windrads.

Lärm ist eine der schlimmsten Umweltbelastungen der Neuzeit, wird aber immer dezent unter den Teppich gekehrt. Wie unterschiedlich so ein Begriff „kaum hörbar“ ist, darf ich an einem Beispiel demonstrieren: Als ich vor Jahren einmal auf Haussuche war, schrieb ich an Immobilienmakler stets, dass ich etwas ausgesprochen Ruhiges suche. Unter anderem wurde mir da ein Haus angeboten, gegenüber von einer Kirche, mit einer freiwilligen Feuerwehr zwei Straßen weiter. Als ich dann monierte, dass sei nun wirklich nicht leise, meinte der Makler ganz verduzt: Also… da gewöhnt man sich aber schnell dran. Ob er selbst da eingezogen ist? Ob Rüdiger, der Verfasser des Öko-Tipps, neben einem Windrädchen wohl seine Wohnhöhle aufgebaut hat?

Umweltschutz quillt aus allen Poren

Kommentar vom 19. August 2011: Ketzerisches zum Umweltschutz

Manchmal hängt mir dieser ganze Umweltschutz zum Halse raus. Ich sortiere brav meinen Müll, damit er nachher doch insgesamt verbrannt wird, kaufe wesentlich kostspieligere ökologische Putzmittel und kriege einen Tobsuchtsanfall, wenn die Putzhilfe die Küche kurz verlässt und dabei den Kühlschrank offen stehen lässt. Nun gut, bei manchen Dingen kostet es auch mein Geld. Hoher Stromverbrauch heißt hohe Stromrechnung, zumindest für mich als Endverbraucherin, ich glaube, die Industrie hat günstigere Tarife. Papier benutzen wir im Büro von beiden Seiten. Beim Einkauf von Kleidung achte ich möglichst darauf, dass sie nicht aus Ländern mit Kinderarbeit kommt.

Es gibt übrigens durchaus Gründe, kein Recycling-Papier zu verwenden: Es hat einen höheren Abrieb und schadet damit Drucker und Kopierer. Seit wir damit vor Jahren mal einen sauteuren Kopierer fast ruiniert haben, sind wir auf normales Papier zurückgegangen. Lieber normales Papier im Drucker von zwei Seiten benutzen, statt den Kopierer zum Erliegen zu bringen. Ständige Reparaturen oder die Anschaffung eines neuen Gerätes nach 2 Jahren statt 10 Jahren ist auch nicht umweltfreundlich 😉 Auch gibt es einen weiteren Grund: Wenn man einen Text auf Korrektheit usw. liest, ist man kritischer, als wenn man ein „billigeres“ Papier vor Augen hat. Wer also beruflich mit Texten umgeht, so wie ich das für meinen Lebensunterhalt tue, wird sich ebenfalls gut überlegen, welches Papier er nimmt.

Wie gesagt, manchmal geht mir das auf den Keks, dass ich bei jedem Handschlag über die Umweltverträglichkeit nachdenken soll. Ja, beim beidseitigen Gebrauch des Papiers spare ich Geld. Aber ob ich brav alle Kartons zerschnetzelt in das Altpapier gebe (Arbeit!) oder nicht, da kräht kein Geldhahn nach. Es erscheint mir teils im Gegensatz zur Ernährung sehr sinnlos. Warum sparen wir hier Sprit wie verrückt, wenn in anderen Ländern nicht einmal ein ausgeprägtes Bewusstsein für die Knappheit des Rohstoffs herrscht? Wofür kaufe ich teure Bioputzmittel, wenn schon meine Nachbarin gar, die Industrie auch nur in wenigen Fällen darauf achtet? Warum soll ich mir das Leben teuer und unbequem machen? Viele sogenannte umweltfreundliche Dinge sind auch Nepp und qualitativ schlechter, wie zum Beispiel Parkettversiegelung – der Parkettmeister, der mir das vor ca. 10 Jahren verlegt hat, wusste ein Lied davon zu singen.

Ich tue das für die Nachwelt, wird mir dann gesagt. Ach ja? Und was habe ich von der ganzen Sparerei, wenn in China rumgequast wird ohne Ende? Was interessiert mich meine Nachwelt, hat sich meine Vorwelt darum gekümmert, wie ich zurecht komme? Warum soll ich mich für eine Nachwelt kasteien, während die Besitzer von Gentechnikfirmen offenbar überhaupt kein Problem damit haben, die Nachwelt zu zerstören? Wofür grünen Strom kaufen, wenn die großen Firmen wie RWE und eon bemüht sind, beim Aufbau von Kernkraftwerken in anderen Ländern zu helfen?

Dann gibt es endlose Diskussionen darüber, ob man nun ein Handy eine Stunde lang am Tag eingeschaltet lassen darf oder nicht – bewiesen ist nicht wirklich etwas, aber Technik ist ja von vorneherein böse. Und diese Diskussion über schädliches Handy, schädliche Kunststoffe, furchtbare WLAN-Strahlen, DECT-Strahlung… alle diese Diskussionen werden geführt – am PC. Vor einem Bildschirm. Strahlt der mich nicht an? 😉

Ich soll ein Zeichen setzen, ein Vorbild sein? Ey, wofür? Ich habe den Eindruck, in Deutschland herrscht ein rechter Umweltfimmel, der in anderen Ländern nicht so ausgeprägt ist (ich lasse mich in Bezug aufs Ausland gerne auch eines besseren belehren). Political Correctness in Deutschland bedeutet auch die Umwelt zu schützen bis zum geht nicht mehr.

Hier wird ein Umweltbewusstsein gelebt, das vor allem eins tut: Es kostet mich als Bürgerin dieses Landes viel Geld. Es ist ein Tropfen auf den heißen Stein und die Argumente „na einer muss doch anfangen“, interessieren mich wenig. Anfangen ja, aber so lange alleine bleiben?

Manchmal hab‘ ich’s eben einfach satt.

Kleidung und Gewissen

Kommentar vom 21. März 2010: „Faire Kleidung“

So zentral die Ernährung für unser Wohlbefinden auch ist, so ist es doch auch wichtig, andere Aspekte im Leben mit etwas Nachdenklichkeit zu gestalten. Deshalb fand ich gestern einen Artikel im RGA (20. März 2010) mit dem Titel „Kleidung fair kaufen – aber wie?“ auch mal wieder einen Lichtblick in der Tageszeitung. Leider finde ich auf der für meinen Geschmack etwas unübersichtlichen Webseite des RGA (http://www.rga-online.de) weder den Artikel noch eine Suchfunktion.

Auf die Einführung in die Problematik folgt ein kurzer Abriss, warum fairer Handel auch bei Kleidung wichtig ist (z.B. Kinderarbeit) und dann eine kleine Rubrik „Was der Kunde beim Einkauf von Kleidung selbst tun kann“: auf eine lange Lebensdauer achten (Second-Hand-Läden, Tauschbörsen), in Geschäften nach der Produktionsweise erkundigen, bei Basisgarderobe auf faire und ökologische Produkte achten, Infos von Organisationen lesen, die fairen Handel unterstützen.

Es steht jetzt nichts aufregend Neues in diesem Artikel, aber mir gefällt es, dass dieses Thema auch mal wieder ins Bewusstsein gerückt wird. „18 Kilogramm kauft jeder Bundesbürger pro Jahr – das ist Weltspitze“, so heißt es schon im ersten Absatz. Darauf wird am Ende auch wieder Bezug genommen, indem zu geringerem Kleidungskonsum und zum Kauf von Qualität eher als Billigware aufgefordert wird. Das entspricht ja auch dem, was von guter Ernährung zu erwarten ist. Wobei ich es auf Anhieb lustig fand, den Kleidungskonsum in Gewicht zu messen. Ganz  fair finde ich das nicht, denn in einem warmen Mittelmeerland kaufe ich schon wegen der dort herrschenden lauen Temperaturen weniger. Für einen dicken Wintermantel, den ich für die neuen deutschen Wintertemperaturen brauche, kann ein Nordafrikaner viele T-Shirts kaufen. Andererseits frage ich mich, wieso wir dann die Bewohner Sibiriens in unseren Käufen übertrumpfen? Gehe ich in Zukunft in den nächsten Laden und wende mich an eine Verkäuferin: „Ich hätte gerne 200 g gelbes T-Shirt, 250 g Sommermantel und 175 g Leinenjacke“?

Spaß beiseite. Ich finde eine Angabe wie 18 kg ohne Erläuterung sinnlos. Ich habe nämlich keine Ahnung, wie viel meine Kleidung wiegt. Hätte mir der Artikel erzählt, wir lägen mit 18 kg Kleidung pro Jahr bei den sparsamsten Kleidungskäufern im Weltdurchschnitt, hätte ich das genauso geglaubt. Hier liegt für mich ein Schwachpunkt des Artikels, weil die Redaktion sich nicht die Mühe gemacht hat, einen doch recht abstrakten Punkt durch gute Beispiele zu illustrieren.

Sensibel gemacht für diese Dinge wurde ich vor mehreren Jahren durch das Buch „Die Billig-Lüge“ von Franz Kotteder. Als regelmäßige Lands End-Kundin hatte ich daraufhin, angespornt von der Lektüre, an Lands End geschrieben. Ich erhielt sogar – das wundert heute ja schon fast – eine Antwort, dass sie auf Einhaltung der Gesetze achten und auch regelmäßige Inspektionen vornehmen, damit Schwangerschaftsschutz etc. gewährleistet ist. Im Laden um die Ecke würde ich das allerdings nicht versuchen, da handle ich mir mit so einer Frage garantiert nur leere Blicke ein. Insoweit mein Tipp: Lieber an die Hersteller der Lieblingskleidung oder bei Kauf im Versand an die entsprechende Abteilung des Versandhauses schreiben.

Fortschritt oder Diktat?

Kommentar vom 20. November 2009: Energiesparlampen

Energiesparlampen können in den nächsten Jahren bis zu 40% ihrer Leuchtkraft einbüßen, wurde in England gestern von Fachleuten gewarnt. Eine Bericht (Quelle: Institution of Engineering and Technology) besagt, dass die kompakt gebauten Leuchten mit wachsendem Alter immer schwächer leuchten. So könnte es dazu kommen, dass Millionen Haushalte neue Leuchten kaufen müssen, bevor die eigentlich erwartete Lebensdauer erreicht ist.

Konkret hieße das, dass eine Energiesparlampe, die ihr Leben mit der Leuchtkraft einer herkömmlichen 100 Wattbirne beginnt, so dunkel wird wie eine 60 Watt-Birne.

Welche Errungenschaft der Technik…

Den englischen Originalartikel gibt es hier: klick

Ökotipps zum Hindrehen

Kommentar vom 28. Oktober 2009: Ökotipps zum Hindrehen

Vor mehr als einem Monat hatte ich ja kräftig über die Ökotipps vom BUND gemeckert und hergezogen (klick). Heute kam eine neue Ausgabe – und siehe da, die ist auch wieder sehr gelungen. Okay, der lehrerhafte Ton ist wohl nicht wegzubekommen. Aber mich packt sofort Fürsorglichkeit für alle Igel, wenn ich das so lese. Der Igelschutz im Winter ist ja nun mal ein Kerngebiet des Naturschutzbundes, da können sie uns wirklich etwas sagen. Schon als ich den ersten Absatz las, schmolz ich dahin, da ich ja kürzlich selbst im Garten ein Igelchen entdeckte. Zum Glück habe ich einen großen Platz mit alten Ästen, wo er sicherlich Unterschlupf findet:

Ein Schlafplatz für kleine Stacheltiere

Im Herbst ist es wieder Zeit den Garten winterfest zu machen. Auch der Igel macht sich nun auf die Suche nach einem geeigneten Quartier für seinen Winterschlaf. Doch in akribisch aufgeräumten Gärten ohne geeignete Versteckmöglichkeiten kann er die kalte Jahreszeit nicht überstehen.

Mehr Infos zum Igel finden sich hier

Und dann zeige ich gerne auch noch meinen „Hausigel“, passend zum heutigen Ökotipp:


Kommentar vom 28. Oktober 2009: Ökotipps zum Hindrehen

Vor mehr als einem Monat hatte ich ja kräftig über die Ökotipps vom BUND gemeckert und hergezogen (klick). Heute kam eine neue Ausgabe – und siehe da, die ist auch wieder sehr gelungen. Okay, der lehrerhafte Ton ist wohl nicht wegzubekommen. Aber mich packt sofort Fürsorglichkeit für alle Igel, wenn ich das so lese. Der Igelschutz im Winter ist ja nun mal ein Kerngebiet des Naturschutzbundes, da können sie uns wirklich etwas sagen. Schon als ich den ersten Absatz las, schmolz ich dahin, da ich ja kürzlich selbst im Garten ein Igelchen entdeckte. Zum Glück habe ich einen großen Platz mit alten Ästen, wo er sicherlich Unterschlupf findet:

Ein Schlafplatz für kleine Stacheltiere

Im Herbst ist es wieder Zeit den Garten winterfest zu machen. Auch der Igel macht sich nun auf die Suche nach einem geeigneten Quartier für seinen Winterschlaf. Doch in akribisch aufgeräumten Gärten ohne geeignete Versteckmöglichkeiten kann er die kalte Jahreszeit nicht überstehen.

Mehr Infos zum Igel finden sich hier

Und dann zeige ich gerne auch noch meinen „Hausigel“, passend zum heutigen Ökotipp: