5. März 2015: Köche und Werbung
Köche verkaufen für Werbung ihre Seele, das wissen wir von Lafers und Konsorten, die von gesundem Essen schwafeln und keine Hemmungen haben, für irgendwelche Dosengerichte zu werben. Wo jetzt gerade eine vegane Welle herrscht, möchten auch vegane „Köche“ gerne absahnen – nicht in Form von Sahne, die ja verboten ist, sondern in Form von Geld.
Wohlgemerkt – prinzipiell nehme ich das niemandem übel, der Geld verdienen möchte, von mir aus auch viel Geld. Wer so blöde ist – wenn ich das mal sagen darf – und eine Dose Schrott kauft, weil Herr XYZ dazu lächelt, macht das freiwillig, keiner zwingt ihn dazu. Also sei Herrn XYZ der 1 Cent pro Dose (oder was er umgerechnet verdient) gegönnt.
Dass auch „die Veganer“ Geld verdienen möchten, ist verständlich. Heute steht „vegan“ auf Cashewnüssen, wie wir wissen, Hauptsache, der Kunde grapscht zu. Und ich sehe auch keinerlei Grund sich aufzuregen, weil sich ein Veganer ein dickes Sportmobil zulegt. Auch Veganer sind Männer und können Autos als Verlängerung ihres …. öhm, ja, ihres männlichen Selbstbewusstseins sehen. Wenn die Leut‘ Spaß daran haben – why not? Wenn ich mich andererseits als vegane Kultfigur aufbaue, wäre es schon peinlich, wenn man mich an der Currywurstbude mit 2 Portionen Currywurst in der Hand erwischen würde. So habe ich in Remscheid den dortigen Grünenkandidaten mal an einem Werbestand gesehen, vor ihm eine Schale aus Plastik (!) mit irgendeiner Wurst drin. Da fand ich die Glaubwürdigkeit schon ein wenig geschwächt 😉
Eine dieser selbsternannten veganen Kultfiguren ist Björn Moschinski. Als er noch nicht so bekannt war, habe ich einige seiner Videos gesehen und ein Häckchen dran gemacht. Muss ich nicht haben, ich stehe nicht so auf Selbstbeweihräucherung ohne was dahinter. Wenn ich ein Mützchen auf dem Kopf und ein passendes Outfit inklusive Löckchen am Kopf brauche, um mich selbst zu verkulten… okay, wer das toll findet. Mir egal.
Auch Meister Moschinski möchte am großen Werbebraten teilhaben, der sicherlich aus Tofu gestaltet ist. Für so eine richtig große Firma hat’s wohl noch nicht gereicht, aber Wheaty hat ihn entdeckt und übergießt die Biozeitschriften mit – natürlich grün unterlegten – Werbestreifen. Die beste fand ich auf Seite 92 der Märzausgabe von Schrot(t) und Korn: Der Vegan Headchef empfiehlt. Ich frage mich ja nun, was ein Kopfkoch ist. Wenn ich in leo headchef eingebe, wird mir headache vorgeschlagen. Kopfschmerzen. 🙂 Aber warum den Begriff auch so schreiben, wie es Englisch wäre (head chef)? Aber das ist Sache von Wheaty…. The Vegan Way. Deutsch geht nicht, was?
Aber der vegan Headchef empfiehlt uns etwas. Nämlich ein Schnitzel, das ist vegan, bio, lactosefrei, eifrei, palmölfrei. Leckerfrei. (Letzteres ist ein Zusatz von mir….). Und was ist der Slogän für dieses Schnitzelchen: „Echt fleischig – knusprige Panade“.
Ich meine, das Wort „fleischig“ ist echt der Hammer. Ich bin keine Veganerin, ich kann gut zusehen, wenn jemand neben mir ein (echtes) Schnitzel isst, aber bei dem Wort „fleischig“ wird mir komisch. Dem veganen Kopfchef Moschinski offensichtlich nicht. Oder schaut der sich nicht an, in was für Slogäns er verkauft wird, reicht ihm der Scheck?
Peinlicher geht nicht. Ich sage ja immer – wer als Veganer das Fleischliche über den Weizenweg zu finden sucht, würde genauso gut Menschenfleisch verkaufen können (ich hatte dazu bereits einen Artikel). Wer als Veganer das Wort „fleischig“ anregend findet, ist kein echter Nichtfleischesser und auch kein echter Tierliebhaber, behaupte ich nach wie vor. Wobei diese Werbekampagne sicherlich von einer Agentur gestaltet wurde, die nicht begriffen hat, worum es bei vegan geht. Aber als Vorzeigefigur einer Anzeige in meinem Namen würde ich mir ein Vetorecht einräumen – alleine wegen der Glaubwürdigkeit.