Preise

5. Feb. 2016: Ein Schelm

Der Spruch „ein Schelm wer Böses dabei denkt“, ist wohl allseits bekannt. Ich sah ihn wieder quasi vor den Augen, als ich nach den Preisen von weißen Bohnen recherchierte, möglichst Bio-Ware.

Müller’s Mühle hat Beides: Bio-Bohnen und „normale“ Bohnen. Eine Packung weiße Bohnen in Bioqualität kostet 2,39 Euro, eine Packung normale weiße Bohnen 1,98 Euro. Ein Unterschied von etwa 50 Cent. Ist nicht so viel, oder?

Es sei denn, man schaut sich mal die Kilopreise oder die Packungsgrößen an. Bio-Bohnen werden in 400-g-Packungen, die anderen in 500-g-Packungen verkauft. Essen Bio-Freunde weniger Bohnen und wollen daher kleinere Packungen? Vegetarier und Veganer greifen wegen des Eiweißgehalts gerne zu Hülsenfrüchten, es ist also nicht logisch, die Bio-Ware daher kleiner zu packen.

Und hier kommt der Schelm ins Spiel. Sicherlich will Müller’s Mühle die echte Preisdifferenz (Kilo: 5,98 Euro/3,98 Euro bio/normal; bzw. auf 500 g umgerechnet: 2,99 Euro/1,98 Euro, also gut ein Euro) gar nicht verwischen. Ein böser Gedanke vom Schelm und von mir!

Avanzia – die kostenlose Kreditkarte

29. Okt. 2015: Unseriöse Kreditkarte

Auf der Suche nach einer neuen Kreditkarte bin ich über ein Vergleichsportal auf die Advanzia gestoßen. Die erschien mir interessant: Bargeldabhebung kostenlos, Partnerkarte kostenlos und die Karte an sich: auch kostenlos. Einzig vermeintlicher Haken: Am Monatsende wird der fällig Betrag nicht automatisch von einem Referenzkonto abgebucht, sondern man erhält per Email eine Rechnung, die man innerhalb von 20 Tagen zahlen muss, sonst gibt es horrende Zinsen.

Außerdem wollte ich eine Partnerkarte, denn die ist dort ebenfalls umsonst. Ich habe die Karte beantragt, aktiviert – alles bestens. Dann habe ich nachgefragt, wie ich an die Partnerkarte komme, denn online fand ich dazu gar nichts. Auf meine Frage kam die Antwort: „Die Partnerkarte bekommen Sie noch nicht. Lassen Sie Ihren Partner doch einfach eine eigene beantragen.“ Ich habe zurückgefragt, wann das denn soweit ist. Antwort „Wir werden Ihnen schon mitteilen, wenn es soweit ist.“ Aha. So redet man ja wohl kaum mit erwachsenen Menschen, oder?

Dann habe ich die kostenlose Barabhebung ausprobiert. Drei Tage später konnte ich online sehen: 4,95 Euro Gebühren wurden erhoben! Ups, ich denke das ist kostenlos? Also habe ich wieder nachgefragt, was das denn soll.

Antwort: Das ist die Gebühr, die die Bank erhebt (das ist sie eigentlich immer!), da können wir nichts für. Und wir berechnen ab Tag der Auszahlung 1,73% Zinsen pro Monat. Ey, davon steht aber in den Werbepamphleten auch nichts und auch die Vergleichsportale schreiben nichts darüber. Soweit zur Güte dieser Portale! Hier das Originalschreiben:

Sehr geehrte Frau WILKESMANN,
vielen Dank für Ihre Mitteilung.
Bargeldauszahlungen sind weltweit gebührenfrei, diese werden ab dem Auszahlungsdatum mit derzeit 1,73% pro Monat verzinst, insofern gibt es kein zinsfreies Zahlungsziel. Es gibt verschiedene Karten ausgebende Banken, die zusätzlich zu diesen Bearbeitungsgebühren der Automaten betreibenden Banken nochmals eigene Bargeldgebühren erheben – auf diese Gebühren verzichten wir.
Automaten betreibende Banken haben das Recht, bei einer Bargeldabhebung mit einer fremden Karte eine Gebühr zu erheben. Auf diese Gebühren wird mittels eines Aufklebers auf dem Geldautomaten aufmerksam gemacht. Sie können auch an Ort und Stelle prüfen, ob eine Gebühr bei Einsatz einer fremden Karte berechnet wird. Auf die eventuellen Gebühren bei Bargeldtransaktionen, die von den Automaten betreibenden Banken erhoben und nicht an uns weitergeleitet werden, haben wir keinen Einfluss.
In diesem Fall haben Sie die Gebühren von der Stadtsparkasse erhalten.

Für mich ist das unseriöse Werbung, denn sonst müsste irgendwo stehen: Achtung, für die Gebühren der Banken sind wir nicht verantwortlich.

Ich habe diese Karte zurückgeben. Auf einem Bewertungsportal habe ich mein Urteil hinterlassen.

DHL

5. Oktober 2015: Deutschland, die Bananenrepublik

Nichts gegen Bananen – ich esse sie gerne. Der Begriff „Bananenrepublik“ steht für ein Land, in dem nix organisiert ist und nix ordentlich läuft, außer Korruption vielleicht. Im von mir geschilderten Fall unterstelle ich mal keine Korruption. Es folgt eine Mail von mir an DHL.

Sehr geehrte Damen und Herren,
was mit diesem Paket passiert, ist wirklich UNGEHEUERLICH.
Ich habe einer Freundin ein frisch gebackenes Brot geschickt, darauf vertrauend, dass das Paket wie normalerweise üblich am nächsten Tag ausgeliefert wird. Abgeschickt am Montag.
Dienstag ist Frau XXX extra den ganzen Tag zu Hause geblieben. Um 15:43 uhr las ich onlne: Sendung konnte nicht zugestellt werden. Geklingelt hatte aber niemand und eine Karte im Briefkasten gab es auch nicht!
Gestern dasselbe Spiel. Diesmal war der Zustellungsversuch angeblich um 18:09 Uhr erfolgt, als Frau XXX zu Hause saß. Niemand hat geklingelt, es gab wieder keine Karte.
Heute, ich habe  gerade nachgesehen, wurde das Paket bis jetzt nicht einmal ins Zustellfahrzeug geladen!!!
Ich bin wirklich sprachlos. Was passiert jetzt? Schöner wird ein Brot bei diesen Temperaturen in einem Paket nicht.
Ich bitte Sie dringlich, dass Sie bei dem Zustelldienst einmal „aufräumen“.
Mit freundlichen Grüßen

Meine Freundin hatte telefonisch reklamiert. Dort hatte man ihr gesagt: „Das kann mal vorkommen, dass Zusteller ihre Tour nicht ganz fahren können.“ Ah ja. Am Donnerstag wurde das Paket dann doch noch ausgeliefert, um 16:19 Uhr. Aha? Von meiner Freundin hörte ich: Sie war zu Hause, niemand hat geklingelt, aber ein Nachbar hatte es angenommen. Bei ihm hatte der Zusteller ALLE Paket für das große Haus abgegeben.

Am 17. August erhielt ich eine Email, dass ich mich bitte noch etwas gedulden müssen, sie seien im Moment sehr ausgelastet. Aha, so viele Beschwerden? 😉 Bis heute (5. Oktober!) habe ich nichts gehört.

Würde ich das in einer Satire gesehen haben, hätte ich mir auf die Schenkel geklopft und gelacht „Toller Witz, gut, dass das nicht passieren kann“.

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Neue Sitten

29. Aug. 2015: Geld verleihen

Also liebe Leser, ich bin bereit, 20 von euch, wenn es nötig sein sollte, 1000 Euro zu leihen. Das ist doch nett von mir, oder? Natürlich müsst Ihr mir dafür Zinsen zahlen, das liegt auf der Hand und ärgert euch sicher nicht. Ich denke da an einen Jahreszins von 9,4 %.

Die ersten 20, die sich melden, bekommen meine Kreditzusage. Wunderbar. Und dann, bitte nicht vergessen, überweist mir bitte jeden Monat 3,33 Euro als Kreditprovision für nicht in Anspruch genommenen Kredit.

Wie, das findet Ihr doof, dass Ihr mir Zinsen für Geld zahlen sollt, dass Ihr Euch gar nicht bei mir geliehen habt? Da wundere ich mich aber über euch – denn meine Sparkasse wollte das mit mir auch machen 🙂

Besch… auch bei Biomarken

11. Juli 2015: Senf von Zwergenwiese

Normalerweise kaufe ich den mittelscharfen Senf von Zwergenwiese, das letzte Mal habe ich ihn für 1,49 Euro/160 g-Glas gekauft, ob das ein Sonderangebot war, weiß ich nicht mehr. Jetzt wurde die Senfserie neu aufgelegt (andere Glasform) und es gab Sonderangebote. 1,59 Euro/160 g Glas. Der erste „Betrug“! Eine Preiserhöhung als Sonderangebot getarnt.

Dann habe ich mir die Zutatenliste angeschaut. Im „alten“ Senf ist Zitronensaft enthalten.

#Zwergenwiese

Im neuen Produkt: Zitronensaft aus Zitronensaftkonzentrat.

#Zwergenwieseneu

War im alten Senf der Zitronensaft schon aus Konzentrat und es hat sich nur die DeklarationsPFLICHT geändert oder wurde die Herstellung geändert?

Die guten alten Biozeiten sind offensichtlich vorbei.

Die GEZ-Gebühren

24. August 2013: Eine Beschwerde bei der GEZ

Ich finde immer, dass man mit Behörden wie mit normalen Menschen reden und schreiben soll. Vielleicht lernen sie dann ja mal, sich selbst vernünftig auszudrücken? Ich bin sehr beruhigt, dass ich nicht die einzige bin, die so denkt. So gelangte ein Schreiben an die GEZ in meine Hände. Die vorherige Austausche sind zum Verständnis nicht wirklich nötig. Die Argumentation finde ich … einfach Klasse 🙂 Viel Spaß beim Lesen & Dank an den Verfasser, dass ich dies lesen durfte:

Sehr geehrte Damen und Herren,

vielen Dank, dass Sie sich trotz des hohen Anfragenaufkommens Zeit für eine Antwort genommen haben.

Sie legen dar, dass Sie Schwierigkeiten mit Ihrem System der Leistungsbereitstellung haben. Mit den Vorteilen und Widrigkeiten der technischen Entwicklung, die Sie als ein Argument anführen, müssen sich alle Bereitsteller von Diensten auseinandersetzen. Das sollte, gerade heraus gesagt, nicht zum Problem der Nutzer werden. Auch dass Sie die Unzuverlässigkeit der Nutzer bei einem System, das auf Vertrauen oder Kontrolle basiert, als Rechtfertigung anbringen, spricht nicht für die Güte Ihrer neuen Lösung… Meine Kritik geht überdies nicht dahin, dass die Gebühren nicht mehr geräteabhängig sind, sondern dahin, dass Sie mir Leistungen zur Verfügung stellen, die ich nicht nutzen möchte und mir keine Möglichkeit lassen, dies zu umgehen. Es ist für mich nicht einzusehen, warum jemand zum Beispiel für einen internetfähigen Computer zahlen muss, der nicht einmal zum Fernsehen freigeschaltet ist. Das ist dasselbe Prinzip, als wenn ich Ihnen ohne Ihr Einverständnis postalisch etwas zukommen lasse und in Rechnung stelle, weil Sie ein Postfach haben…

Nun appellieren Sie (während Sie sich selbst auf den Gesetzgeber berufen) an mein Solidarbewusstsein. Auch hier gilt, was ich Ihnen schon früher geschrieben habe, dass ich selbst entscheiden möchte, wo und mit wem ich mich solidarisch zeige. Ihre Argumente und Ihre Rechnung sind daher für mich inakzeptabel.

Geben Sie mir eine Möglichkeit, auf Ihre Dienste zu verzichten oder räumen Sie mir gleiche Bedingungen ein: Ich lasse Ihnen regelmäßig Texte zukommen, die ich Ihnen zur Nutzung für Rundfunk-Sendeformate zur Verfügung stelle und für die ich 17,98 € im Monat in Rechnung stelle.

Mit freundlichen Grüßen

Mittlerweile hat sich die GEZ gemeldet. Mit einem Formschreiben und Erteilung einer Säumnisgebühr. Man kann nun drüber streiten, ob diese neuen GEZ-Beiträge sinnvoll sind oder nicht: Aber den Umgang mit ihren Kunden dürfte die GEZ schon etwas persönlicher gestalten. Aber die Mitarbeiter solcher halbbürokratischer Institutionen vergessen manchmal, dass sie Auftragnehmer sind und keine Feudalherren oder Feudalfrauen 😉

Umgang mit Kunden

19. August 2013: Kundendienst unfein

Ich hatte Anfang Mai etwas in einem größeren Onlineshop bestellt. Ein Teil (im Folgenden: Artikel XXX genannt) war defekt, ich habe einen Paketaufkleber beantragt, der kam prompt. Also habe ich mich für den Aufkleber bedankt, Artikel XXX an den Shop geschickt. Nur 2 oder 3 Tage später kam das Ersatzteil. Wow! Ich hätte mich auch gerne für die rasche Bearbeitung bedankt, aber es lag kein Schreiben bei und wieder den Shop raussuchen… ach nee, auch keine Lust. Zwei Tage, bevor ich mit Laura in den englischen Norden fliegen wollte, bekam ich von besagtem Shop eine Mitteilung:

„Sehr geehrte Frau Wilkesmann,
hiermit möchten wir Sie über den aktuellen Status Ihrer Bestellung bei uns informieren. Heute haben wir Ihre Ware für Sie verschickt. Ihre Sendung können Sie in Kürze online verfolgen. Klicken Sie hierzu bitte auf diesen Link: blablabla. Wir wünschen Ihnen viel Freude mit der bestellten Ware.“

Huch, hatte ich wirklich noch etwas bestellt und im Vorurlaubsstress vergessen? Ich mailte zurück:

(1) „Sehr geehrte Damen und Herren,
ich bin nun etwas verblüfft… ich habe nichts bestellt, wie kann dann eine Bestellung an mich unterwegs sein? :-O
Mit freundlichen Grüßen
Ute-Marion Wilkesmann“

Die Mail wurde nicht beantwortet, am Tag meines Abflugs erhielt ich das geheimnisvolle Paket. Weder war es ein Werbegeschenk 🙂 noch eine kleine Überraschung eines lieben Verwandten – es war nochmals Artikel XXX, neu und hübsch eingepackt. Meine Mail war immer noch nicht beantwortet worden. Also schrieb ich erneut:

(2) „Sehr geehrte Damen und Herren,
ich erhielt heute das Mystery Parcel, es enthält den Artikel XXX. Diesen Artikel haben Sie mir bereits ersetzt. Soll ich ihn in Reserve halten? 😉
Ich bin in der nächsten Woche nicht online, wenn Sie ihn also zurückhaben möchten, kann ich das erst ab 27. Mai in Angriff nehmen.
Mit freundlichen Grüßen
Ute-Marion Wilkesmann“

Nach meinem Urlaub fand ich zwei Schreiben des Shops vor. Ja, es ist ein relativ großer Shop, aber nicht unübersichtlich wie Quelle oder Neckermann. Trotzdem scheint dort die Kundenpost nicht unter einer Nummer abgelegt, denn jede meiner Mails wurde beantwortet:

So schrieb mir Frau ABC als Antwort auf meine Mail (1):

„Hallo Frau Wilkesmann,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Ihr Artikel XXX ist wieder auf dem Weg zu Ihnen.“

Und Frau XYZ schrieb mir als Antwort auf meine Mail (2):

„Sehr geehrte Frau Wilkesmann,
vielen Dank für Ihre Nachricht.
Haben Sie den Artikel XXX zweimal erhalten? Uns liegt nur ein Reparaturbeleg vor. Wir bitten um kurze Rückmeldung.
Mit freundlichen Grüßen aus Hintermbergjuchhee
XYZ
(Kundenservice)“

Nun fand ich das schon eigenartig, ich denke, dass ich deutlich gemacht hatte, dass ich den Artikel bereits zweimal ersetzt bekam. Aber vielleicht hatte ich nach dem Urlaub mein Deutsch noch nicht wieder so weit im Griff, dass ich mich allgemeinverständlich ausdrücken konnte? Ich antwortete daher:

„Sehr geehrte Frau XYZ,
ich habe vor einigen Wochen (sehr prompt!) schon einen Artikel XXX erhalten. Habe jetzt zwei 🙂 Natürlich habe ich den zweiten nicht benutzt.
Viele Grüße
Ute-Marion Wilkesmann“

Einen Tag später erhielt ich einen Rücksendeaufkleber, parallel dazu die folgende Mail von Frau XYZ:

„Sehr geehrte Frau Wilkesmann,
vielen Dank für Ihre Nachricht.
Bitte senden Sie uns den zweiten Artikel zurück. Wir bitten Sie das Versehen zu entschuldigen. Sie erhalten einen Retourenaufkleber, der direkt von DHL an Sie per email verschickt wird. Bitte kleben Sie die rechte Hälfte auf das zurückzusendende Paket, die linke Hälfte ist Ihr Beleg, dass Sie das Paket abgeschickt haben. Dies wird auf dem Postamt quittiert.
Falls Sie die email nicht finden können, schauen Sie bitte auch in Ihrem Spam Ordner nach.
Vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen aus Hintermbergjuchhee
XYZ
(Kundenservice)“

Wenn ich eines nicht mag, so sind das inhaltsleere Textbausteine im Umgang mit Kunden. Insoweit ärgerte mich diese Mail: Das Versehen finde ich okay, kann jedem passieren, dafür muss sich niemand entschuldigen. Eher für die Mühe, die mir dadurch entsteht! So piefig geworden, mailte ich zurück (manchmal kriege ich, ich weiß das, so etwas lehrerinnenhaft-erzieherisches hehe):

„Sehr geehrte Frau XYZ,
in Ihr Dankeschön hätten Sie ruhig noch einbauen können, dass es nett ist, dass ich Sie überhaupt auf die Doppelsendung aufmerksam mache und Ihnen Geld spare 🙂 Ein bisschen Menschsein hat noch keinem Unternehmen geschadet :-))
Ich werde das Paket morgen fertig machen (Aufkleber ist da) und einem Postboten mitgeben, wenn ich selbst ein Paket bekomme (das sollte morgen, spätestens Freitag sein), da ich keine Lust habe, das Teil durch die halbe Stadt zu schleppen.
Viele Grüße
Ute-Marion Wilkesmann“

Kundenfreundlichkeit wird bei dem Shop wohl in Seminaren von ertragsorientierten Robotern gelehrt, denn die folgende Mail schlug für mich dem Fass den Boden aus:

„Sehr geehrte Frau Wilkesmann,
vielen Dank für Ihre Nachricht.
Wir bitten Sie das Missverständnis zu entschuldigen. Danke, dass Sie uns auf das Versehen aufmerksam gemacht haben. Für Ihre Ehrlichkeit werden wir Ihnen bei Ihrer nächsten Bestellung eine Kleinigkeit gratis mit ins Paket legen.
Mit freundlichen Grüßen aus Hintermbergjuchhee
XYZ
(Kundenservice)“

Es ist so einfach, mich friedlich zu stimmen. Ein kleine humorvolle Antwort, ein kleines „Ups, da haben Sie Recht, sorry“ und ich hätte das vergessen. Ich brauche keine Kleinigkeit gratis. Diese Kleinigkeit für meine Ehrlichkeit aber mit einem erneuten Einkauf (ich kaufe in dem Shop vielleicht alle 5 Jahre mal was) zu verbinden, finde ich nicht geschäftstüchtig, sondern dreist. Erstens wollte ich nicht plump irgendetwas erschleichen, und wenn schon: Was hätte es den Shop gekostet, besagte Kleinigkeit mit einem handgeschriebenen „Sorry… 🙂 “ in einen Umschlag zu stecken? Dann hätte ich das hier vermutlich namentlich erzählt, statt anonym, und den Shop toll gefunden. So hinterlässt das Ganz bei mir ein Gefühl der Schlamperei (zweimal den gleichen Ersatz verschickt; Kundenmail wird nicht an einer Stelle gesammelt durchgesehen) und des völligen Desinteresses am Menschen, der hinter der Kundennummer steht.

Es geht auch in freundlich und unnervig

25. Juli 2013: Es geht auch anders

Vor ein paar Jahren habe ich angefangen, mein bisserl Gespartes auf ein Tagesgeldkonto mit höheren Zinsen zu transferrieren. Das war damals die Netbank, die in allen Vergleichen weit oben stand. Dort gibt es kostenlos ein Giro- und ein Tagesgeldkonto. Etwa 9 Monate später war plötzlich die Bank of Scotland Zinsführer. Also habe ich alles Geld dahin übertragen, das Netbank-Konto noch so mitlaufen lassen. Nach einer Weile war auch die Bank of Scotland nicht mehr an der Spitze, nun ist es Moneyou.

Nun sitze ich also da mit dem leeren Netbank- und leeren Bank-of-Scotland-Konto. Was tun? Mit der Netbank wollte ich anfangen und meine Konten löschen. Aber, wie das so ist: Online bekommen wir wunderbar erklärt, wie wir Konten eröffnen, nicht aber, wie wir sie löschen. Kurzum schrieb ich im entsprechenden Bereich eine Email. Nicht mal 48 Stunden später erhielt ich einen Anruf. Ich hielt mal mein Genervtsein im Zaum, ich wollte ja etwas erfahren.

Erst einmal fragte die nette Dame am Telefon, ob ich überhaupt Zeit hätte. Oha, ein neues Erlebnis, das interessiert sonst niemanden bzw. die tun alle immer so, als seien sie so wichtig, dass ich quasi natürlich Zeit für sie hatte. Ich hatte Zeit. Dann wiederholte sie das Anliegen, das ich geäußert hatte, etwas umständlich. Meine Geduld schwant dahin. Aber dann, kam sie konkret zum Eingemachten, alles ist ganz einfach, sie schicken mir ein Formular, wo nochmals meine Daten abgefragt werden, das unterschreibe ich, zurück zackzack. Was kostet das? Die Auflösung kostet nichts. Das Gespräch war soweit in nettem Ton verlaufen (welche Wohltat) und so meinte ich gegen Ende: Und jetzt wollen Sie sicher noch wissen, warum ich das Konto auflösen will? Sie lachte, „Ja, das würde ich jetzt als nächstes gefragt haben.“ – „Die Zinsen sind einfach so schlecht geworden.“ Ich wartete auf die plumpe Ausrede. Am Telefon hörte ich: „Da kann ich Sie sehr gut verstehen, Frau Wilkesmann, das ist ja nachvollziehbar. Aber ich könnte Ihnen noch die Stilllegung des Kontos anbieten.“ Aha, da war ich an der Angel, neugierig gemacht. Sie erläuterte mir das – ich verliere das Konto nicht ganz, es ist auch nichts drauf, aber wenn ich es wiederhaben möchte, muss ich nicht alles neu anleiern. „Das mit den Zinsen“, so erklärte sie, „kann sich ja auch wieder ändern.“

Wirklich sehr einfach, ich muss dann auch nicht für den Steuerberater jeden Monat dran denken (leere) Kontoauszüge anzufordern. „Da habe ich jetzt nur noch eine Frage: Wie kann ich dann das Konto wieder reaktivieren?“ Sie lachte, „Sie gehen ja ganz logisch vor – ja, Sie geben uns einfach per Email oder Telefon oder schriftlich Bescheid.“

Da war ich überredet oder überzeugt. Kostenlos, quasi im Hintergrund. Das schadet nichts. Denn im Gegensatz zu vielen Tagesgeldkonten bietet die Netbank ja auch ein kostenloses Girokonto. Und die Kontonummer ist auch relativ einfach zu merken.

Es ist schön, mit der Telefonwerbung auch mal eine gute Erfahrung zu machen. Ein Telefongegenüber, das nicht leer vor sich Phrasen drischt, sondern genau auf mich eingeht. Wobei eine Kontokündigung sicherlich nichts furchtbar Individuelles ist. Aber das ganze im freundlichen Ton, zurückhaltend da, wo es angebracht ist. Ach, wie erholsam 🙂

Sklavenhalter gab’s nur früher?

11. Juli 2013 – Wortwahl

Wer Gmail hat, kennt das: Passend zu den Texten in der Mail erscheinen Links. Nun ist die Verbindung manchmal lustig. Hin und wieder erkenne ich den Grund für einen angezeigten Link, ein andermal bin ich überrascht.

So auch gestern als mir ein Link zu einem Pflegedienst angeboten wurde. Mache ich in meinen Mails einen so gebrechlichen Eindruck? 😉

Ich habe nachgeschaut und war entsetzt. Hier werden Menschen zu Sonderpreisen angeboten. Die Seite macht so auf  Nächstenliebe, und preist dann die Mitarbeiterinnen als Sonderpreis an. Bitte achtet auf den Unterschied: Es wird nicht die Leistung der Pflegekräfte zum Sonderpreis angeboten, sondern die Pflegekräfte selbst.

Da ist der Weg zur Zwangsprostitution und Sklaverei auch nicht mehr weit, wenn wir einen solchen Sprachgebrauch unkommentiert dulden. So wird hier geworben:

„Aufgrund der gestiegenen Nachfrage nach günstigen Pflegehilfen, freuen wir uns, Ihnen legal beschäftigte Pflegehilfen mit Grundkenntnissen in Betreuung und Sprache zum Sonderpreis von nur 1350 Euro mtl. je Pflegehilfe anbieten zu können.“ (hier).

Jeder darf sich dann auch gerne ausrechnen, was diese modernen Lohnsklaven wohl noch ausbezahlt bekommen.

Übrigens: Gefakete Begeisterungskommentare für dieses Unternehmen landen bei mir immer im Papierkorb. Es sei denn, die Begeisterung kommt von mir bekannten (!) Lesern. Netter Versuch 😈

Apotheken-Betriebsverordnung

18. Juni 2012: Besuch in der Apotheke

Auch Vollwertler gehen gelegentlich in die Apotheke. Und sei es nur, um mal ein Schmerzmittel zu kaufen. Es gibt auch Menschen, die auf regelmäßige Medikamente angewiesen sind. Wer z.B. keine Schilddrüse oder einen Totalausfall der Schilddrüse hat, braucht regelmäßig Schilddrüsenhormon (L-Thyroxin) als Tablette.

Früher war das einfach. Meine Freundin F. erzählt mir gerne von ihrer netten Bedienung in der Apotheke, „wirklich nett ist die!“, sagt sie mir.

Die Zeiten sind allerdings vorbei, wo wir einfach in die Apotheke gehen und unsere wenigen Mittelchen kaufen können. Die netteste Bedienung wird sich wie ein Nervsack auf uns stürzen und uns mit Fragen piesacken, die wir als Eingriff in unsere Entscheidungsfreiheit und Privatsphäre empfinden. „Wozu wollen sie das denn nehmen?“ (Denk: Was geht die Kuh das an?). Oder „Welche Indikation liegt denn bei ihnen vor, dass der Arzt ihnen gerade dieses Mittel verschrieben hat?“ (Denk: Warum fragt sie mich das, nicht den Arzt, wenn sie an dessen Kompetenz zweifelt?). Vielleicht zerrt sie uns jetzt auch in die geheime Beratungsecke, dabei will ich gar nicht beraten werden, ich will KAUFEN.

F. riss die Augen erstaunt auf, als ich ihr davon berichtete: „Ach so! Und ich habe mich schon gewundert, warum die nette junge Frau, von der ich dir erzählt habe, jetzt immer so lästige Fragen stellt!“

Und was tue ich beim übernächsten Kauf? Des ganzen Gehampels leidig werde ich in einem Online-Shop kaufen und den Kopf schütteln über so viel Kundennerverei in der Apotheke. Dabei kann die arme Apothekenhelferin gar nix dafür: Sie erfüllt nur die neuste Apothekenbetriebsverordnung. Eine wunderbare Verordnung, die nicht nur mit solchen kleinen Nervereien die letzten Kunden aus den kleinen Apotheken ins Internet treiben wird. Toller Erfolg.

Besonders kleine Apotheken werden mit manchen Forderungen nahezu in den Ruin getrieben. Was in der Apotheken-Umschau (Juni A-Ausgabe) als „auf höchstem Niveau“ beschrieben wird, ist einfach praktischer Blödsinn. QMS (Qualitätsmanagementsystem) wird bald Pflicht für jede Apotheke. Das heißt, noch mehr Schreibkram ohne praktische Konsequenzen. Die AU beschreibt das netter. K., eine andere Freundin von mir, die in einer Apotheke in verantwortlicher Position arbeitet, hat mir aus praktischer Sicht erzählt, was das bedeutet. Für die eigentliche Apotheken-Arbeit, die sie gerne macht – nämlich echte, gewünschte Beratung – wird bald keine Zeit mehr bleiben. Dafür müssen endlose Listen über Dinge geführt werden, die seit Jahrzehnten völlig problemlos auch ohne solche Listen gewissenhaft ausgeführt wurden.

Welcher Hohn! Die Bürokratisierung in allen Ecken und Enden macht alles tot, bis es nur noch Riesenläden gibt, der Einzelhandel wird so plattgewalzt. Würde man gedanklich Verschwörungen nachhängen, könnte man Absicht dahinter vermuten. Monokulturen nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch in allen anderen Bereichen. Auch kleine Arztpraxen, Notariate, Rechtsanwaltsbüros: Sie geraten ebenfalls unter Druck, schließen sich notgedrungen zu größeren Sozietäten zusammen. Ist das besser für den Kunden? No way!!