19. August 2013: Kundendienst unfein
Ich hatte Anfang Mai etwas in einem größeren Onlineshop bestellt. Ein Teil (im Folgenden: Artikel XXX genannt) war defekt, ich habe einen Paketaufkleber beantragt, der kam prompt. Also habe ich mich für den Aufkleber bedankt, Artikel XXX an den Shop geschickt. Nur 2 oder 3 Tage später kam das Ersatzteil. Wow! Ich hätte mich auch gerne für die rasche Bearbeitung bedankt, aber es lag kein Schreiben bei und wieder den Shop raussuchen… ach nee, auch keine Lust. Zwei Tage, bevor ich mit Laura in den englischen Norden fliegen wollte, bekam ich von besagtem Shop eine Mitteilung:
„Sehr geehrte Frau Wilkesmann,
hiermit möchten wir Sie über den aktuellen Status Ihrer Bestellung bei uns informieren. Heute haben wir Ihre Ware für Sie verschickt. Ihre Sendung können Sie in Kürze online verfolgen. Klicken Sie hierzu bitte auf diesen Link: blablabla. Wir wünschen Ihnen viel Freude mit der bestellten Ware.“
Huch, hatte ich wirklich noch etwas bestellt und im Vorurlaubsstress vergessen? Ich mailte zurück:
(1) „Sehr geehrte Damen und Herren,
ich bin nun etwas verblüfft… ich habe nichts bestellt, wie kann dann eine Bestellung an mich unterwegs sein? :-O
Mit freundlichen Grüßen
Ute-Marion Wilkesmann“
Die Mail wurde nicht beantwortet, am Tag meines Abflugs erhielt ich das geheimnisvolle Paket. Weder war es ein Werbegeschenk 🙂 noch eine kleine Überraschung eines lieben Verwandten – es war nochmals Artikel XXX, neu und hübsch eingepackt. Meine Mail war immer noch nicht beantwortet worden. Also schrieb ich erneut:
(2) „Sehr geehrte Damen und Herren,
ich erhielt heute das Mystery Parcel, es enthält den Artikel XXX. Diesen Artikel haben Sie mir bereits ersetzt. Soll ich ihn in Reserve halten? 😉
Ich bin in der nächsten Woche nicht online, wenn Sie ihn also zurückhaben möchten, kann ich das erst ab 27. Mai in Angriff nehmen.
Mit freundlichen Grüßen
Ute-Marion Wilkesmann“
Nach meinem Urlaub fand ich zwei Schreiben des Shops vor. Ja, es ist ein relativ großer Shop, aber nicht unübersichtlich wie Quelle oder Neckermann. Trotzdem scheint dort die Kundenpost nicht unter einer Nummer abgelegt, denn jede meiner Mails wurde beantwortet:
So schrieb mir Frau ABC als Antwort auf meine Mail (1):
„Hallo Frau Wilkesmann,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Ihr Artikel XXX ist wieder auf dem Weg zu Ihnen.“
Und Frau XYZ schrieb mir als Antwort auf meine Mail (2):
„Sehr geehrte Frau Wilkesmann,
vielen Dank für Ihre Nachricht.
Haben Sie den Artikel XXX zweimal erhalten? Uns liegt nur ein Reparaturbeleg vor. Wir bitten um kurze Rückmeldung.
Mit freundlichen Grüßen aus Hintermbergjuchhee
XYZ
(Kundenservice)“
Nun fand ich das schon eigenartig, ich denke, dass ich deutlich gemacht hatte, dass ich den Artikel bereits zweimal ersetzt bekam. Aber vielleicht hatte ich nach dem Urlaub mein Deutsch noch nicht wieder so weit im Griff, dass ich mich allgemeinverständlich ausdrücken konnte? Ich antwortete daher:
„Sehr geehrte Frau XYZ,
ich habe vor einigen Wochen (sehr prompt!) schon einen Artikel XXX erhalten. Habe jetzt zwei 🙂 Natürlich habe ich den zweiten nicht benutzt.
Viele Grüße
Ute-Marion Wilkesmann“
Einen Tag später erhielt ich einen Rücksendeaufkleber, parallel dazu die folgende Mail von Frau XYZ:
„Sehr geehrte Frau Wilkesmann,
vielen Dank für Ihre Nachricht.
Bitte senden Sie uns den zweiten Artikel zurück. Wir bitten Sie das Versehen zu entschuldigen. Sie erhalten einen Retourenaufkleber, der direkt von DHL an Sie per email verschickt wird. Bitte kleben Sie die rechte Hälfte auf das zurückzusendende Paket, die linke Hälfte ist Ihr Beleg, dass Sie das Paket abgeschickt haben. Dies wird auf dem Postamt quittiert.
Falls Sie die email nicht finden können, schauen Sie bitte auch in Ihrem Spam Ordner nach.
Vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen aus Hintermbergjuchhee
XYZ
(Kundenservice)“
Wenn ich eines nicht mag, so sind das inhaltsleere Textbausteine im Umgang mit Kunden. Insoweit ärgerte mich diese Mail: Das Versehen finde ich okay, kann jedem passieren, dafür muss sich niemand entschuldigen. Eher für die Mühe, die mir dadurch entsteht! So piefig geworden, mailte ich zurück (manchmal kriege ich, ich weiß das, so etwas lehrerinnenhaft-erzieherisches hehe):
„Sehr geehrte Frau XYZ,
in Ihr Dankeschön hätten Sie ruhig noch einbauen können, dass es nett ist, dass ich Sie überhaupt auf die Doppelsendung aufmerksam mache und Ihnen Geld spare 🙂 Ein bisschen Menschsein hat noch keinem Unternehmen geschadet :-))
Ich werde das Paket morgen fertig machen (Aufkleber ist da) und einem Postboten mitgeben, wenn ich selbst ein Paket bekomme (das sollte morgen, spätestens Freitag sein), da ich keine Lust habe, das Teil durch die halbe Stadt zu schleppen.
Viele Grüße
Ute-Marion Wilkesmann“
Kundenfreundlichkeit wird bei dem Shop wohl in Seminaren von ertragsorientierten Robotern gelehrt, denn die folgende Mail schlug für mich dem Fass den Boden aus:
„Sehr geehrte Frau Wilkesmann,
vielen Dank für Ihre Nachricht.
Wir bitten Sie das Missverständnis zu entschuldigen. Danke, dass Sie uns auf das Versehen aufmerksam gemacht haben. Für Ihre Ehrlichkeit werden wir Ihnen bei Ihrer nächsten Bestellung eine Kleinigkeit gratis mit ins Paket legen.
Mit freundlichen Grüßen aus Hintermbergjuchhee
XYZ
(Kundenservice)“
Es ist so einfach, mich friedlich zu stimmen. Ein kleine humorvolle Antwort, ein kleines „Ups, da haben Sie Recht, sorry“ und ich hätte das vergessen. Ich brauche keine Kleinigkeit gratis. Diese Kleinigkeit für meine Ehrlichkeit aber mit einem erneuten Einkauf (ich kaufe in dem Shop vielleicht alle 5 Jahre mal was) zu verbinden, finde ich nicht geschäftstüchtig, sondern dreist. Erstens wollte ich nicht plump irgendetwas erschleichen, und wenn schon: Was hätte es den Shop gekostet, besagte Kleinigkeit mit einem handgeschriebenen „Sorry… 🙂 “ in einen Umschlag zu stecken? Dann hätte ich das hier vermutlich namentlich erzählt, statt anonym, und den Shop toll gefunden. So hinterlässt das Ganz bei mir ein Gefühl der Schlamperei (zweimal den gleichen Ersatz verschickt; Kundenmail wird nicht an einer Stelle gesammelt durchgesehen) und des völligen Desinteresses am Menschen, der hinter der Kundennummer steht.