30. August 2013: Honig oder was oder wie?
Honig, Agavendicksaft, Apfeldicksaft, Ahornsirup – was darf ich denn nun verwenden?
Für mich als Vollwertlerin war viele Jahre die Antwort eindeutig: Honig. Sonst nix. Allenfalls noch Trockenfrüchte.
Durch die Forks-and-Knives-Bewegung erneut auf die Frage gestoßen, habe ich mich ein wenig damit beschäftigt, was dort zu den Süßmitteln gesagt wird. Daniela benutzt Agavendicksaft, weil der „zugelassen“ ist. Ich probiere ein wenig mit Agavendicksaft herum, während mich aber gleichzeitig die Frage beschäftigt, wieso ein solches Industrieprodukt denn besser sein soll als ein natürlicher Honig?
Er ist es nicht. Auch die Mitarbeiter der Forks-and-Knives-Aktion haben anfangs Honig benutzt. Vermutlich hat sich das einfach gegen den Honig entwickelt, weil der nicht „vegan“ ist – und vegan ist so ein bequemes Wort, ohne dass man viel erklären muss, eben einfach „nichts vom Tier“.
In einem Interview (hier) und in einem Diskussionsforum erhielt ich nun die Antwort: Esselstyn lehnt allesamt in gleichem Maße ab, Zucker ist für den Körper Zucker. Er ist Arzt, er macht das seit Jahren und ich bin dagegen im Vergleich sicher ein „kleines Würstchen“. Dennoch behalte ich mir meine eigene Meinung vor: Ein Naturprodukt kann niemals so schlecht sein wie ein Industrieprodukt, davon bin ich überzeugt. Natürlich kann es auch schlechte Wirkungen haben, wie es z.B. ja auch giftige Pflanzen gibt. Aufgrund seiner Natürlichkeit bleibt für mich der Honig das Süßungsmittel Nr. 1. Wobei ich ein wenig mit dem Agavendicksaft experimentieren werde, weil ich festgestellt habe: Beim Backen verhält er sich günstiger als Honig. Das heißt, ich komme beim Backen mit weniger Süßungsmittel aus – und das genau ist mein Ziel.
Ganz unbemerkt sind sich auch hier die Brukersche Vollwertkost und Forks-and-Knives-Aussagen sehr, sehr nahe. Wir alle kennen doch Brukers gerne zitierte Antwort auf die Frage „Ja, womit sollen wir denn dann süßen?“ „Was wollen Sie überhaupt süßen?“.
Das heißt, die natürliche Süße aus den Früchten sollte uns reichen. Bruker hat seine Einstellung zu den Süßungsmitteln nicht ganz so krass formuliert wie Esselstyn. Kein Wunder – als er arbeitete, waren die Zeiten noch anders und wenn er so wie Esselstyn mit Nachdruck gesagt hätte: „Süßen Sie gar nichts“ hätte man ihn vollends zum Idioten und Spinner abgestempelt.
Es wäre schön, wenn die GGB als Nachfolgerin seiner Arbeiten nun auch hier ein wenig brukerianischer wäre und nicht in den Kursen Honig aus Riesenbottichen in die Kuchen schmeißt, sondern sich – wie dies auch bei Milchprodukten zu vermissen ist – enger an die Vorgaben hält, heute in einer Zeit, wo etwas radikalere Aussagen durchaus möglich sind. Leider ziehen so viele Hundert Menschen jährlich mit dem erworbenen Wissen durch die Gegend: Sahne in rauen Mengen und Honig reichlich, ja bitte, das ist erlaubt.
Das ist traurig. Nun sind wir ja aber erwachsenen Menschen und dürfen uns selbst weiterbilden, lesen und nachdenken. Wir brauchen keine Vorbeter, uns reichen Denkanstöße. Für mich persönlich ist mein Ziel erneut: Das Süße einschränken. Damit meine ich nicht die Herabsetzung der Süßeschwelle, die ja außer mir so viele Menschen erleben. Ich lese es immer wieder – und kann es dennoch bei mir nicht feststellen. Ich mag noch immer keine Pappkuchen 🙂
Was also ist mein persönlicher Weg in Sachen „süß“? Einfach noch weniger Süßes essen. Mal wieder drei oder vier Wochen einlegen, wo ich überhaupt kein Süßungsmittel nehme. Austesten, wie ich am leichtesten süßen kann mit so wenig Süßzusatz wie möglich, ohne (!) dass der Geschmack leidet.
Beim Übergang von der Normalkost zur Vollwertkost oder auch zu jeder anderen gesunden Ernährung ist es wichtig, dass wir etwas zur Hand haben, dass uns den Abschied erleichtert. Da „dürfen“ auch gerne ein oder zwei Jahre mal mit Honigorgien verbracht werden 😉 Ganz am Anfang des neuen Ernährungswegs finde ich dann auch den Einsatz von Ahornsirup und ähnlichen Dingen nicht so tragisch: Denn auch sie führen, wie ich aus eigener (!) Erfahrung weiß, erst einmal weg vom Hauptübeltäter, dem Industriezucker.
Das Ziel sollte uns aber immer vor Augen bleiben: Honig oder was immer wir nehmen – ist ein Gewürz. Und ich streue mir auch nicht 3 Esslöffel Curry über mein Linsengericht.