7. Okt. 2016: Schrot & Korn
Normales Essen ist nicht mehr interessant. Es muss ein Pülverchen, ein Superfood verwendet werden. So, als würde Essen nur schmecken, wenn mindestens Quinoa oder Gojibeeren drin sind. Wohlgemerkt – ich verwende beides gelegentlich auch, Quinoa sehr selten, weil ich den Geschmack nicht sehr schätze, Gojibeeren sind eine nette – wenn auch sicher entbehrliche – Dekoration. Warum also müssen ständig Rezepte mit den exotischsten Zutaten veröffentlich werden, um Leser anzulocken? Kocht das dann wirklich jemand nach? Mich persönlich faszinieren eher Rezepte, wo etwas aus „normalen“ Dingen interessant kombiniert oder verarbeitet wird. Neues ausprobieren? Ja, klar, es könnte den Essensplan erweitern, wie z.B. die Chiasamen.auch in meiner Küche Einzug gehalten habe. Obwohl ich auch da merke: Nach einer Phase der Begeisterung rücken sie wieder etwas in den Hintergrund.
Was bietet uns z.B. die Schrott & Korn für September? Auf dem Titelblatt lädt sie uns ein: Das Beste mit Hefe: Zwetschenkuchen, Zitronen-Pizzabrot, Cranberry-Schnecken und mehr.
Der Zwetschenkuchen ist sicher versehentlich hineingerutscht? Was soll ich mit knochenharten Cranberrys in Hefeschnecken? Rosinen sind da viel essfreundlicher Das Foto vom Zitronenpizzabrot, au wei, da wird der Kollege den Teller gleich wegschieben. Und der harmlos klingende Titel „Olivenöl-Fladenbrot“ zeigt ein Rezept, in dem ganze Trauben im Teig verarbeitet wurden. Nee, klar, so muss das sein.
Wobei sich da mein Unwohlsein gar nicht alleine gegen Schrot(t) & Korn wendet, die sich nur einem Trend anpassen. Tausend von sogenannten Food-Blogs – und die meisten entweder mit wirklich Banalem oder aber mit Dingen, die vor allem eins wollen: Auffallen durch neue Kombinationen und Verwendung der ausgefallensten Zutaten. Besonders tut sich für mich da ja die Clean-Eating-Szene hervor. Einfach das Label „Clean Eating“ drauf, „Superfoods“ dazu – und schon ist der Erfolg da.
Ich bin da deutlich bescheidener in meinen Ansprüchen, was ich lesen will. Rezepte von Menschen, die das auch wirklich gekocht und gerne gegessen haben. Eine Rarität :-).