Frag doch mal die Ute? Gab keine Frage :-)

29. April 2013: Statt „Frag doch mal die Ute“ eine Empfehlung

Von Lesern bekomme ich manchmal Supertipps. So auch für den Biohof Walz. Dort gibt es alte Getreide, deren Namen ich teils noch nie gehört habe: rauer Kreuzritterweizen, schwarzer Einkorn, schwarzer Hafer. Ich habe sofort eine Bestellung aufgegeben und noch eine Frage zum Hafer gestellt. Die Frage wurde prompt und sehr freundlich beantwortet. Außerdem schrieb mir Herr Walz, dass ich auch gerne anrufen kann, auch abends, wenn ich Fragen habe. Den Hafer gibt’s erst wieder nach der nächsten Ernte im August – als Haferfreundin bin ich schon mal sehr gespannt! Ausprobiert habe ich bis jetzt zwei Getreide: den rauen Kreuzritterweizen, der keimt wie doof :-), ist prima zum Backen, wenn auch die Foccacia etwas kleiner bleibt als sonst. Er hat wirklich einen tollen Geschmack – und wenn ich das schon merke (ich schmecke sonst selten unterschiedliches Getreide im Backwerk) muss das was sein. Auch der „schwarze Einkorn“ ist lecker, jedoch völlig anders im Verhalten als Einkorn, den ich kenne. Er flockt zum Beispiel überhaupt nicht gut. Ich meine dann im Internet gefunden zu haben, dass schwarzer Einkorn der Name für Emmer ist. Ich finde die Stelle nun nicht mehr, kann es also nicht aufrechterhalten. Auf jeden Fall backt und mahlt er sich nicht so, wie ich Einkorn kenne. Geschmacklich anders ist er auf jeden Fall, als ich Eric kommentarlos ein frisches Brötchen vorsetzte, fragte er nach Verzehr spontan: „Die sind ja sehr lecker! Irgendwie schmecken die anders, ist das ein anderes Getreide?“

Die Bestellung wurde professionell abgewickelt, es ging flott, alles gut verpackt und eine handgeschriebene Rechnung lag bei. Ich bin sicher, ich werde auch weiterhin viel dort bestellen! Eine solche Bemühung – nämlich nicht nur alte Getreide mit geringeren Erträgen anzubauen, sondern dies auch noch in Demeterqualität – zu unterstützen halte ich für meine „Bürgerpflicht“. Wenn ich nicht bereit bin, etwas mehr für mein Getreide auszugeben, brauche ich auch nicht die Nase über die zu rümpfen, die ihr Getreide nur beim Bio-Discounter kaufen oder nur dort, wo es am allerbilligsten ist.

Recherchen im Internet verweisen darauf, dass der Kreuzritterweizen wirklich mit den Kreuzrittern aus Ägypten kam. Und dass der schwarze Hafer bzw. Schwarzhafer vor allem als Pferdefutter dient. Wird sich dann zeigen, ob ich dann im September wiehere 🙂

Das Brötchenrezept:

Schwarze Einkornbrötchen

eink

Weil ich das Getreide gar nicht kenne, habe ich mit Dinkel gemischt. Im Frühstück war der Einkorn geflockt prima, lässt sich aber nicht so weich flocken wie anderer Einkorn, den ich kenne.

  • 1/2 Würfel Bio-Hefe (21 g) in
  • 125 g Wasser verrühren.
  • 300 g schwarzer Einkorn und
  • 200 g Dinkel mischen, fein mahlen und mit
  • 2 gestr. TL Salz verrühren. In die Rührschüssel vom Kenwood
  • 55 g saure Sahne gemischt mit
  • 135 g Wasser und
  • 13 g tiefgekühltem Schnittlauch geben, darauf das Mehl und darauf das Hefewasser.

Da mir das Getreide unbekannt ist und ältere Sorten häufig in meiner Erfahrung weniger Wasser brauchen, habe ich erst mit 120 g Wasser angefangen und erst später mehr Wasser hinzugegeben. Dann muss man beim maschinellen Kneten etwas warten, bis wieder ein Teichkloß entsteht! Knetzeit: 1 Min. auf Minimum, ca. 5-6 Min. auf Stufe 1-2 (Kenwood, Knethaken).

Mit nassen Händen in einer Peng-Schüssel zu einer Kugel unter Spannung formen, Schüssel schließen und 1 Std. gehen lassen. Gut durchkneten, zu einem Rechteck auseinanderdrücken. Von der Längsseite aufrollen, in 12 Stücke schneiden. Die Mitte der Stücke eindrücken und nebeneinander auf ein mit Dauerbackfolie ausgelegtes Blech setzen. Unter Gärfolie 15 Min. gehen lassen, dann den Ofen auf 230°C (Heißluft) vorheizen. Mit Wasser einsprühen, in den Ofen schieben und 23-25 Min. bei 200°C backen. Auf ein Gitterrost geben und einsprühen.

Werbung

Herr und Frau Kleider

5. April 2013: Herr Kleider und sein Rotkornweizen

Vor etwa einem Monat teilte mir Herr Kleider in einer Email mit, dass es seine Homepage nicht mehr gibt. Ich finde das schade, aber ich kann mir auch vorstellen, dass das Führen einer Webseite neben dem Vollzeitberuf eines Landwirts mit so außergewöhnlichen Produkten keine Zeit lässt, die Seite zu gestalten. Und auch kein Geld, um einen Profi damit zu beauftragen. Die Email von Herrn Kleider möchte ich hier gerne wiedergeben, vor allem auch wegen des „P.S.“, das mir besonderen Spaß gemacht hat:

Hallo Frau Wilkesmannn,

In Ihren „Bezugsquellen“ Hinweis zu Urgetreide wie Emmer, Einkorn, Dinkel, Gelbmehlweizen und Rotkornweizen findet sich „Granat Rotkornweizen .de“,  diese Webseite ist inzwischen abgeschaltet.
Könnten Sie  nicht  meine  Adresse oder Email nennen? Oder  auch  den Link zu ein völlig neues Korngefühl, diese Zeitungseportage berichtet über unsere Anbauweise. Die Adresse ist:   OT.  Wolfsbuch 2
97993 Creglingen /  BW
T. 07939 – 540;
Email: hermannkleider@web.de

MFG   aus dem Taubergrund
Hermann  Kleider

PS. Dank  Ihrer leckeren Rezepte ist meine Frau zum Vegetarier geworden, jetzt haben wir die „Bescherung“

2528

 

Wo gibt’s alte Getreidesorten?

Kommentar vom 17. September 2010: Alte Getreidesorten

Da ich vor einigen Jahren mal Probleme mit Getreideschädlingen hatte, habe ich meine Getreidevorräte drastisch heruntergefahren, eine Weile gab es nur Roggen, Hafer, Weizen und Dinkel, jeweils in überschaubaren Mengen. Roggen und Weizen bekomme ich in Demeter-Qualität in meinem Bioladen zu einem guten Preis, beide keimen auch hervorragend. Buchweizen, Gerste, manchmal auch Hafer, Dinkel und Hirse beziehe ich von der Birlin-Mühle. Emmer, Einkorn, Kamut, Quinoa usw. kaufe ich nur noch selten, weil es mir dann eben zu viel wird.

Zufällig stieß ich jetzt beim „Schaufensterbummel“ in der Bioinsel auf zwei alte Getreidesorten: weißer Dinkel und Champagnerroggen. Ich habe beide bestellt, genauso wie den keimenden Hafer – der auch wirklich keimt. Weißer Dinkel und Champagnerroggen tragen zwar schöne Namen, sind aber meiner Erfahrung nach weder in den Back-, Keim- noch sonstigen Eigenschaften von ihren normalen Namensvettern zu unterscheiden. Vor allem der Champagnerrogen hat relativ viele Verunreinigungen.

Beim Urkornhof habe ich auch schon mal Wildroggen bestellt. Der ist gekeimt leicht herzhafter und sieht auch wirklich anders aus als der normale Roggen. Urdinkel vom gleichen Anbieter ist jedoch nicht anders.

So war ich dann auch ein bisschen Neu-Getreide-müde, als mir eine Leserin den Hinweis auf Rotkornroggen gab. Eine alte Sorte, so so. Sie war begeistert. Da wurde meine Experimentierlust auch wieder wach, ich suchte im Internet und fand den Anbieter Hermann Kleider, zwar ohne Website, aber mit einer informativen PDF-Datei und Email-Adresse. Dann habe ich eine Testsendung bestellt. Ich erhielt neben dem Rotkornweizen kostenlos noch diverses Infomaterial, 1 kg Dinkel und eine kleine Tüte Backmohn sowie eine echte Ähre von der neuen Ernte. Das fand ich schon mal toll.

Zwar wird Gebäck nicht, wie gelegentlich behauptet wird, „rot“ bei Verwendung von Rotkornweizen – aber ich bin von diesem Getreide restlos begeistert. Die Backeigenschaften sind toll, es mahlt sich schon ganz locker. Und zum ersten Mal habe ich bei diesem Getreide erlebt, was in so vielen Backbüchern steht, mir aber in der Backpraxis bisher nie begegnet war: Der Teig quillt so auf, dass er zum Ausrollen gerade die richtige Konsistenz hat, wenn er nach dem Kneten ein wenig klebrig ist. Man muss ihn also „etwas zu feucht“ ansetzen. Ich habe bisher schon diverse Dinge damit gebacken: ein Brot, einen Kuchen und eine Pizza. Alles sehr lecker, und der Geschmack ist wirklich einmal etwas anderes. Dies wird ganz bestimmt eines meiner Standardgetreide! Wobei Kleider selbst Mischung mit anderen Getreiden empfiehlt, Rotkorn alleine sei zu schwer, was ich jedoch nicht nachvollziehen kann.

Einkorn und Emmer bekommen wir günstig, so fand ein tüftelige Leserin heraus, beim Biolandhof Knauf. Sie hat Keimversuche angestellt – es keimt! Ich selbst habe dort noch nicht bestellt, werde das aber sicherlich tun, wenn mir der Sinn mal wieder nach etwas Einkorn, einem sehr leckeren Getreide steht – 19 Euro für 5 kg einschließlich Porto ist sehr gut. Der Biolandhof präsentiert sich übrigens in Ebay, bei Direktbestellung gibt es nochmals einen Rabbat von 5 %.