Gastbeitrag aus einer Reha-Klinik

29. Jan. 2016 – Reha-Klinik

Gestern habe ich XXX in die Reha gebracht. Die Einladung zu Kaffee und Kuchen umsonst habe ich abgeschlagen. Stattdessen durfte ich mir eine Wertmarke fürs Mittagessen kaufen. Es gibt immer drei Hauptgerichte, darunter ein vegetarisches. „Bandnudeln mit Kräuterpesto und Mandeln“ klang für mich verlockend und lecker. Etwas befremdlich fand ich die Hauptmahlzeit für Donnerstag: Grießpudding mit Pflaumen. Ich denke nicht, dass man es wagt, Nicht-Vegetariern einen Pudding als Hauptspeise vorzusetzen. Abgesehen davon, dass Grießpudding und Pflaumen sicher mit Zucker gesüßt sind. [Anmerkung: XXX ist Diabetiker]

Wir kamen in den Speiseraum. Ein Salatbuffet, daneben winzige Schüsselchen. Da die Hauptessenszeit schon vorbei war, habe ich gefragt, ob ich vielleicht einen richtigen Salatteller bekommen kann? Nö, alle sind zufrieden mit diesen Schüsseln, ich könne ja zwei nehmen. Ich nahm drei..

XXX schloss sich mir bei der Speisenwahl an. Er hatte nur ein Salatschüsselchenileinichen genommen. Wir hatten den Salat gerade angefangen, da kam der Hauptgang: Die Bedienung stellte dampfend vor uns auf den Tisch, was Ihr im Foto seht. Vermutlich mikrowellenerhitzt, denn die Hauptspeisezeit war ja vorbei, nur Neuankömmlinge dürfen später kommen.

Bandnudeln? Wusste gar nicht, dass die so aussehen. Ich probierte. Ölig-glitschig. XXX aß tapfer zwei Gabeln. Ich aß meinen Salat. Zum Nachtisch stand auf dem Plan „frisches Obst“. Toll! Es handelte sich hierbei um Äpfel der Sorte Golden Delicious. Das in der Hochsaison für Äpfel!

MöhneseeKlniik (1) Nudeln

XXX, halb verhungert, aß einen. Ich platzte bald vor Zorn, 8,60 Euro!! Vor dem Speisesaal zwei Riesenautomaten – einer mit Softdrinks und einer mit Süßkram. Nicht mal Salzstangen gab es dort! Wohlgemerkt: Dies ist eine REHABILITATIONSKLINIK.

Ich ging in die kleine Café-Ecke. Ich hatte mir nichts mitgebracht und war vor lauter Rage trotz der drei Fingerhütchen Salat ausgehungert. In der Auslage jede Menge triefig-süßer Kuchen. Darüber im Regal einige Teller mit Brötchen mit Schnitzel, Frikadellen oder anderen Fleischwaren. Nicht einmal ein schlichtes Käsebrötchen, was ich vor lauter Verzweiflung vermutlich noch gegessen hätte. Ich fragte nach einem trockenen Brötchen? Was darf’s sein, war die Rückfrage. Was haben Sie denn? Zum Beispiel Körnerbrötchen.. Ja, da griff ich gierig zu. Mit 50 Cent erstaunlich preiswert und schmeckte auch. Über die Vollwertigkeit habe ich mir keine Gedanken gemacht.

Eine freundliche Dame zeigte uns den Aufenthaltsraum für die „Station“. Auf einem Tisch lagen jede Menge eingepackte kleine Kuchen. Ein Kaffeeautomat, Sprudel (oha) und jede Menge Säfte im Riesenkühlschrank. Kostenlos für die Patienten.

Vom Chefarzt lag ein Buch im Zimmer aus, ein Geschenk des Hauses. Worin er die vollwertige Ernährung (wenn auch mit Milchprodukten und gelegentlich Fleisch) anpreist. Ich habe ihn gefragt, wie das mit meiner Erfahrung zusammenpasst?

Die Klinik gehört zu einer Kette, und diese Menüpläne gibt es jetzt für die ganze Kette, deutschlandweit. Und seit dieses fettige eklige (meine Bezeichnung) Essen eingeführt wurde, sind die Beschwerden auf Null gesunken. Der Arzt isst zu Hause Frischkornbrei… im Krankenhaus hat er ihn mal probeweise eingeführt, er musste ihn eimerweise wegschütten.

Nun ja, ich weiß nicht, wie sie dort das Frischkorngericht zubereitet haben. Wenn das mit derselben Liebe und Sorgfalt geschah wie bei den Hahaha-Bandnudeln wundert mich das nicht 😉

Am Montag kommt ein weiterer Beitrag zum Thema.

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Was die Natur uns sagt

25. Sep. 2015: Rund und gesund

Es gibt Ernährungsrichtungen, deren Vertreter die Qualität ihrer Ansichtungen lautstark verkünden, teils mit wissenschaftlichen Belegen – und sie sind hager und spindeldürr. Mir geht da immer durch den Kopf: Ja, ist das normal? Wenn ich Filme von Naturvölkern sehe, so sind diese Menschen gut gebaut, sie haben Muskeln, sind schlank bis normal, aber keineswegs hager. Wenn schon zurück zur Natur, warum soll mir jemand ein Vorbild sein, der nicht dem natürlichen „Vor-Bild“ entspricht?

Jeder ist Ernährungsexperte

30. Juli 2015: Ernährungswarnungen  in den Medien

Was ist von kritischer Medienberichterstattung in Sachen Ernährung zu halten?

Leider nicht sehr viel. Abgesehen von ein paar wenigen wirklich kritischen Journalisten (wie z.B. Grimm) wird ja kaum recherchiert. Sensationen verkaufen, darum geht es. Und da verkauft sich natürlich besser, dass Phytin im Getreide gefährlich ist, als dass jeder sich eine Getreidemühle kaufen und selbst sein Getreide mahlen soll (das ist lästig für den Zuschauer und Leser).

Immer wieder werden uns natürliche Lebensmittel madig gemacht. Entweder das Getreide mit seinem Phytin, Lieblingskind der Beschimpfungen auch neuerdings der Honig – eines der natürlichsten Lebensmittel überhaupt, das wir noch unverändert in die Hand bekommen. Natürlich kennen wir alle den Aufdruck auf jedem Honigglas, dass Rohkost für Kinder unter 12 Monaten gefährlich ist und deshalb an Säuglinge kein Honig verfüttert werden darf. Herrlicher Blödsinn. Da hat mal wieder vor Jahren jemand einen falschen Zusammenhang in einem Einzelfall hergestellt, und jetzt steht das so da. Auf jedem Glas. Und deshalb muss das stimmen, denn es ist gedruckt!

Diese Beispiele gibt es mehr und mehr. Sprossen sind EHEC-verseucht – das wird dann auch sofort auf die heimischen Sprossenzuchten übertragen, egal was „damals“ wirklich passiert ist.

Eigentlich ist am gesündesten, was industriell bearbeitet wurde, denn in allen anderen Lebensmitteln lauern schreckliche Gefahren: BAKTERIEN allen voran. Nun ja, ich bin offenbar eine Gefährdung für die Menschheit, wie übrigens viele Menschen – denn ich kann ohne Bakterien gar nicht leben. Dann diese schrecklichen Hemmstoffe in Getreide und Nüssen. Nüsse darf man ja auch nur eingeweicht essen, sonst bringen die uns um. Dass die Hemmstoffe in  Nüssen allenfalls für Tiere in Eichhörnchengröße leichte Wirkung zeigen, müssen wir nicht erwähnen.

Aber, aber, nicht kirre machen lassen. Es gibt ja auch eine Positivliste. So fördert Schokolade das Denken, Kaffee ist gesund, wenn wir es nicht übertreiben, auch ein Stück gutes Fleisch schadet nicht (Zitat von einem Arzt), und wer möchte schon ganz ohne Zucker leben?

Genau, wer möchte das denn außer mir?

 

Was ist meine Mission?

23. März 2015: Mission Impossible

Eine Erkenntnis, die ich nicht alleine für mich gewonnen habe, ist: Keine Mission in Sachen Vollwertkost! Die Leute wollen es nicht hören und wir machen uns damit keine Freunde. Wir werden lästig.

Das ist so. Ich selbst gebe schon mal einen kleinen Hinweis – einmal, zweimal, dann ist gut. Wenn kein Interesse besteht, sage ich nicht mehr: Du könntest dein Rheuma mit tiereiweißfreier Kost völlig beseitigen. Nein, ich halte das für mich.

„Wir“ schütteln darüber den Kopf. Wir meinen es doch so gut, wir wissen es besser, warum nur wollen die Kranken nicht lernen?

Ein Grund, den viele auch schon erkannt haben, ist, dass manche ihre Krankheit schätzen. Sie brauchen sie. Wobei ich das jetzt nicht so plump meine in dem Sinne von „Sie wollen sich interessant machen, sie wollen dadurch Zuneigung erzwingen“. Nein, ganz so einfach ist es nicht, auch wenn es diese Fälle natürlich gibt. Krankheit ist auch ein Weg, sich selbst auszudrücken, um sich selbst etwas zu vermitteln. Krankheit ist eine Diskussion mit sich selbst. Krankheit kann ein Lehrmeister sein. Wobei wir mit der Interpretation bei anderen vorsichtig sein sollten 😉 Ich finde auch nicht, dass es immer anzuwenden ist. Denn die Frage, warum ein 4-jähriges Kind an Leukämie erkrankt, lässt sich kaum damit beantworten. Wann immer wir krank werden, lohnt aber die Frage: Warum jetzt und warum gerade das?

Warum noch können Menschen „verbohrt“ bei ihrer Ernährung bleiben? Eine interessante These ist, dass gerade Männer in der Entfernung von der gewohnten Ernährung eine Abwendung von der eigenen Mutter sehen und sie daher irrational verteidigen.

Es gibt aber noch einen Grund, der ist ganz einfach: Egal, was wir einem Kranken sagen, er hält seine Ernährung für wichtiger als alles andere. Wie kann das sein? Nun, es gibt für jeden einen Punkt, an dem er sagt: Nee, also da kann ich mit diesem Essen so gesund sein, wie ich will – das ist es mir einfach nicht wert. Das kannst du dir nicht vorstellen? Dann überlege einmal, was du sagen würdest, wenn herausgefunden würde, dass man die beste Gesundheit dadurch bekommt, dass man jeden Tag 3 Liter Weizensaft trinkt, in den mindestens 20 Ameisen verarbeitet wurden. Ich persönlich würde wohl auf die blendende Gesundheit verzichten und die zweitbeste Gesundheit wählen 😉

Dann gibt es auch Leute, die gerade einen Ernährungsstil für sich gefunden haben und nun uns missionieren wollen. Und diese sind das beste Beispiel dafür, wie überaus nervig das ist. Diese Freunde oder Bekannten sind von ihrem Wissen genauso überzeugt wie wir von unserem. Und nun erzählen sie uns beispielsweise dreimal am Tag, dass eine eiweißreiche Kost wirklich Wunder für die Gesundheit tut. Wir „wissen“, das ist Blödsinn… aber sie „wissen“ das auch. Denn dank Internet gibt es heute quasi für jede Behauptung auch Belege aus mehr oder weniger wissenschaftlicher Hand.

Da auch die beste Ernährung kein absoluter Garant für ewige Gesundheit ist, werden diese Missionare sich sofort bestätigt fühlen, wenn wir mal ein Zipperlein bekommen. „Das wäre dir mit 10 Eiern zum Frühstück nicht passiert!“ Und dabei strahlen sie gesund (noch gesund?), denn das Trickreiche und Wunderbare am menschlichen Körper ist ja, dass er gelegentlich auch malträtiert extrem gesund daher kommt. Ich sage nur – Helmut Schmidt und rauchen.

Ich bin nach wie vor überzeugt, dass die tiereiweißarme Vollwertkost – ob mit oder ohne FoK – eine der besten Ernährungsformen ist, weil sie mir (!) geholfen und für mich (!) die besten Argumente hat. Deshalb versuche ich Interessierten auf dem Weg zu helfen. Aber genauso wie ich nicht mit der Eierschlacht bedrängt werden möchte, bin auch ich zurückhaltend geworden – mehr denn je.

Ketzerisches zur Essenstoleranz

18. Oktober 2012: Intoleranz ist angebracht!

Tolerant sein ist heute ja unbedingt angesagt. Jede Meinung muss gleichwertig sein, jeder muss ein Individuum sein bis in die letzte Körperzelle, bloß keine Ähnlichkeiten bitte, wir sind alle so verschieden, dass es keine allgemeinen Regeln für alle gibt. Also schon gar nicht bei der Ernährung. Toleranz heißt dann auch, dass jeder die für ihn geeignete Ernährung finden kann.

Dieser Toleranz stelle ich mich völlig intolerant entgegen. Es gibt nicht 500 Ernährungsformen, und schon gar nicht eine für jeden Weltenbürger, die dann nur für diese Menschen richtig sind. Es gibt nämlich so etwas wie Biologie. Das heißt, jeder menschliche Körper besteht aus Zellen, die sich alle von denselben Grundstoffen ernähren, die wachsen und sich teilen, oder manchmal auch nicht mehr teilen.

Wenn ich dann zum x-ten Male lese: Jeder muss für sich die richtige Ernährung finden! kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Wenn jeder von uns eine eigene Ernährung braucht, wieso verdauen wir dann alle gleich? Wieso gibt es nur eine Art, den Darm zu entleeren? Wieso benutzen wir (fast) alle eine Toilette? Wieso wächst niemandem ein Finger nach, der abgehackt wurde? Keiner würde behaupten, dass ein künstlicher Darmausgang einfach eine individuelle Eigenheit eines Menschen ist. Keiner würde behaupten, dass Verdauung bei jedem Menschen anders funktioniert und daher jeder seinen Weg zu seiner eigenen Verdauung, seine eigene Toilette finden muss.

Ich behaupte: Ja, es gibt eine optimale Form der Ernährung. Vielleicht gibt es zwei, vielleicht auch drei Möglichkeiten. Industriezucker und Auszugsmehl, da bin ich sicher, gehört nicht dazu. In anderen Regionen der Erde mag die Vollwertkost vielleicht auch eine Alternative haben. Hier in Europa, hier für uns in Deutschland, gibt es keine Alternative. So unterschiedlich sind wir nicht, auch davon bin ich überzeugt.

Genauso bin ich überzeugt, dass jeder grundsätzlich Vollwertkost verträgt. Wer sie nicht verträgt, macht etwas falsch (das können Kleinigkeiten sein), schleppt noch Altlasten mit sich herum usw. Kleine Varianten – ja. Aber Low Carb, eiweißfreiche Ernährung, Urkost und wie sie sich alle nennen – vergiss es, versuche es mir nicht zu verkaufen. Keine Chance. Null Toleranz 🙂 Mag sein, dass du mit einer anderen Ernährungsweise schneller an Gewicht verlierst. Länger gesund, da gehe ich jede Wette ein, bleibst du mit ihr nicht.

Die Menopause

27. September 2012: Die Wechseljahre

Letztlich fragte hier eine Kommentatorin, inwieweit ich etwas weiß über die Einwirkung der Vollwerternährung auf den Verlauf der Wechseljahre, wie lange vorher man etwa mit einer Essensumstellung beginnen sollte usw. Ich habe dazu keine großen Erkenntnisse, was Bruker dazu sagt, gehört zu den Dingen, die ich bei ihm nicht so recht nachempfinden kann. Von einem bin ich überzeugt: Dass die Ernährung eine große Rolle spielt. Aber gerade beim Umgang mit den Wechseljahren gehört eine große Portion Lebensbedingung dazu – wie geht die Frau im Allgemeinen damit um, wie sehr lässt sie sich von allgemeinen Vorurteilen knechten usw.

Aber wo ich keine großen Erkenntnisse habe, so sagte ich mir, kann ich ja welche sammeln. Daher meine Bitte an alle vollwertig, am besten vollwertig-tiereiweißfrei ernährten Frauen, die in den Wechseljahren sind oder sie bereits hinter sich haben: Schreibt mir, wie das bei euch gelaufen ist, ob Ihr Ernährungserfahrungen gemacht habt usw. an wilkesmann@gmail.com

Je nach Anzahl der Einsendungen werde ich die Berichte zusammenfassend einstellen oder auch – wenn es viele sind – eine große Zusammenfassung erstellen.

Solche kleinen Erhebungen sind wichtig, auch wenn sie keinen wissenschaftlichen Wert haben. Mir persönlich bedeutet die Erfahrung von vielleicht drei Menschen, denen ich vertraue, mehr als eine Studie bei 9786 Teilnehmerinnen.

Die Wechseljahre sind im öffentlichen Bild lange Zeit mit sehr vielen Vorurteilen und Aburteilungen behaftet gewesen und sind es teilweise noch. Erstaunlich daher ein Bericht gerade auch noch in der Apotheken-Umschau, September A-Ausgabe, der wirklich mit vielen dieser Märchen aufräumt und betont, dass Frauen heute viel selbstbewusster zu dieser Lebenszeit stehen. Lustig an dieser Stelle nur, dass ein Paar im Bett gezeigt wird: Mann ist wohl im Wechseljahrsalter, grauhaarig. Die Frau an seiner Seite – und es geht in diesem Artikel um Frauen in den Wechseljahren! – ist blond, hat glatte Hände ohne Falten oder andere Alterszeichen und ist meines Erachtens maximal Mitte 30. Na gut, bei den Fotografen und Layoutern dieser Zeitschrift ist der Inhalt und das neue Selbstbewusstsein von Frauen wohl noch nicht angekommen 🙂

Wie gesagt, der Artikel liest sich erfreulich – dabei hatte ich schon gedacht: Apotheken-Umschau und Wechseljahre? Das wird ja wieder ein netter Käse werden… Wo wir gerade bei Käse sind: Über die Ernährung und ihren Einfluss auf den Verlauf der Wechseljahre wird kein Wörtchen verloren.

Seniorenkost

23. März 2012: Aufgepasst Senioren!

Ich weiß ja nicht, wie alt meine Leser so im Schnitt sind. Aber ich denke, der eine oder andere wird doch im Zielalter des hochattraktiven Magazins „Der Seniorenratgeber“ aus der Apotheke sein. Ein besonders schönes Stückchen Seniorenratgeber habe ich mir vom Februar aufbewahrt. Da gibt es nämlich 15 Fragen in Rateform zum Thema „Bewusst essen“. Zum Glück ist die Auflösung im selben Heft, ich wäre sonst sicher über die eine oder andere Frage schwer gestolpert.

Manche Fragen bieten Anlass zum Überlegen, die meisten aber sind völlig, sorry, idiotisch, so dass man schon ziemlich dämlich sein muss, daneben zu raten. Soweit gibt das auch einen Einblick davon, was die Redakteure dieses Blättchens von ihren Lesern halten, räusper. Zum Beispiel die hochintelligente Frage Nr. 5 auf Seite 4: „Schneller satt – ohne mehr Kalorien zu sich zu nehmen! Was hilft ganz gewiss dabei? (A) Ein Glas Sekt zur Vorspeise. (B) Ein Glas Bier zum Hauptgericht. (C) Ein Glas Wasser vor dem Essen“. Sehr schwierig, das hat ja Preisausschreiben-Niveau (natürlich nicht die Preisausschreiben von meiner Seite hihi). Also auf dem Niveau sind die meisten Fragen. So auch Frage Nummer 13?

„Krank durch Nahrung. Vor Kurzem erst war der EHEC-Erreger bestimmtendes Tagesthema. Welche Lebensmittel bergen das größte Infektionsrisiko?“

Ich bitte hier schon auf die geschickte Fragestellung zu achten. Angebracht wäre ja eigentlich die Vergangenheit, nämlich „Welche Lebensmittel bargen in diesem Skandalfall das größte Infektionsrisiko“. Aber nein, wir lernen durch diese geschickte Fragestellung als halb oder voll tüddelige Senioren gleich, was gefährlich ist. Hier die möglichen Antworten: (A) Tiefgekühlte, (B) Gebratene, (C) Rohe.

Ich wollte es nicht glauben, aber die Lösung lautet wirklich, ich habe es dreimal nachgelesen: (C) Rohe.

Gut, dass die Senioren es endlich wissen. Vorher wurde ihnen ja schon lange genug eingebläut, dass ihre alternden Verdauungsorgane vor Rohem wegen der Unverträglichkeit geschützt werden müssen. Aber ein bisschen Unverträglichkeit hat ja der eine oder andere mutige Senior vielleicht noch gewagt. Das wird er nun hoffentlich unterlassen, jetzt weiß er ja dank Seniorenratgeber: Das ROHE Essen ist eine Gefahr fürs Leben. Jawohl. Merkt euch dass, auch wenn ihr noch jünger seid :mrgreen:

Messerschmidt ganz neu

Kommentar vom 23. Juni 2011: Die Firma Messerschmidt in YouTube

Vor einigen Tagen erhielt ich eine „Freundschafteinladung“ der Firma Messerschmidt auf YouTube. Normalerweise nehme ich Freundschaftsangebote an, wenn der Einladende ein Abonnement bei mir hat. Sonst eher nicht, weil das meist kommerziell ist und ich dann mit Werbung überschüttet werde. Auf jeden Fall war die Einladung für mich Anlass, mir die Messerschmidt-Filme einmal anzusehen.

Ich muss dazu vorausschicken, dass ich auch eine Jupiter habe, mit Mahl-, Flock- und Raspelvorsätzen. Für einen Anfänger finde ich die Mühle und den Flocker prima, auf die Dauer habe ich mich dann doch für andere Hersteller entschieden. Vor ein paar Jahren hatte ich mehrmals Kontakt mit der Firma, das war immer sehr erfreulich.

Hat das Management gewechselt? Die Filme sind ja SUPERPEINLICH!

Es handelt sich vorwiegend um reine Werbefilme. Blonde lächelnde Mädchen, glückliche Menschen ums Holzfeuer. Dickes Produkt-Placement von Bionade. Musik aus dem Berieselangebot. Informationswert? Absolut Null. Nicht einmal richtige Infos zu den Produkten, das wäre ja noch etwas! Ich habe dann auch zwei etwas giftige Kommentare hinterlassen, was ich sonst in YouTube unterlasse. Kommerzielle Betreiber müssen das von mir aushalten. Die Rezeptfilme habe ich mir gar nicht mehr angesehen – nette Fleischgerichte. Nee klar, so ein Schinken in Jupiter-geflockter Haferhülle ist sicher köstlich.

Ich verstehe, dass Firmen werben müssen. Ich glaube auch, dass man sich an die Käufer ein wenig anpassen muss, wenn man Bestand haben will. Aber muss man wirklich so weit gehen?

Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen und habe einen dementsprechenden Kommentar unter einen der Filme gesetzt. Was kam von Messerschmidt? Die Behauptung, sie würden in dem Film zeigen wollen, wie man schnell gesund Essen zubereiten kann. Und im Übrigen empfahlen sie mir die Rezepte auf ihrer Website. Lecker, mit Lachs, Speck usw. Ich habe ihnen in einem weiteren Kommentar empfohlen, sich doch bitte erst einmal anzuschauen,WEM sie antworten, bevor sie so einen Satz loslassen. Habe ich doch nur zufällig über 4200 vollwertige Rezepte auf meiner Homepage 😉

Das leidige Abholen

Kommentar vom 20. Juni 2011: Wir müssen die Leute da abholen, wo sie sind….

Es gibt so Floskeln, die auf den ersten Blick klug und besonnen wirken. Wenn wir sie dann zum fünftausendsten Mal hören, haben sie lange ihre echte Wirkung und auch ihren Sinn verloren. So auch der Satz „wir müssen die Leute da abholen, wo sie sind“.

Doch gehen wir erst einmal auf die ursprüngliche Bedeutung zurück.

Wenn ich jemandem, der noch nie einen Computer gesehen hat, die Feinheiten von Winword um die Ohren haue, die ich danke jahrelanger Arbeit mit diesem Programm zu beherrschen gelernt habe, da schafft das Widerwillen gegen Computer und Lernunvermögen bei meinem Gegenüber. Er ist überfordert. Ich muss also schauen, auf welchem Kenntnisniveau mein Gegenüber ist und von dort aus sein Wissen aufbauen, Stück um Stück. Das heißt, ich hole jemanden ab und wichtig: Ich führe ihn von dort aus hin zu einem höher gelegenen Ziel. Oder am praktischen Beispiel: Ein Kind kommt in die Schule und kann nicht schreiben. Daher erhält es jetzt am ersten Schultag nicht die Aufgabe, Shakespeares Werke abzuschreiben, sondern wird langsam in das Lesen und Schreiben eingeführt. Das Ziel ist aber immer klar: Das Kind soll fließend lesen und schreiben können.

Vermehrt wird der Spruch jedoch als Entschuldigung für eine Senkung des Niveaus verwendet. Es wird jetzt nicht mehr auf jemandem zugegangen, um ihn zu einem Ziel zu führen, das ZIEL wird jetzt gesenkt. Das ist so, als wenn ich sage: „Ich muss einem Kind nur die Buchstaben beibringen, das ist doch schon besser als nichts. Der neue Lehrer ist toll, er bringt den Kindern die einzelnen Buchstaben bei, heißa! Lesen und Schreiben? Das würde die Kinder nur verschrecken, wir müssen die Kinder da abholen, wo sie sind.“

So empfinde ich das, wenn jemand sagt, Tim Mälzer mache das doch richtig, von Bruker wollten die Leute nichts hören, da würden sie gleich abwinken. Aber Tim Mälzer, dem hören sie zu, und dann essen sie wenigstens keine Fertignahrung mehr, sondern kochen [ihre Auszugsmehl-Zuckerpampe] selbst. Na, toll! Der Spruch mit dem Abholen passt hier nicht, denn das Ziel von Tim Mälzer ist es nicht, den Menschen völlig von Zucker und Auszugsmehl abzubringen. Er will sie nur zum Buchstabieren bringen, nicht zum Lesen – weil er nämlich selbst nur buchstabieren kann. Leute wie Tim Mälzer und auch Sarah Wiener nutzen meiner Meinung nach eher den vorhandenen Gesundheitstrend, um sich zu profilieren. Ich weiß, dass ich hier möglicherweise einigen Anhängern auf die Füße trete 🙂

Sarah Wiener bringt zusammen mit dem Stern in Videos den Leuten das Kochen bei. Zum Beispiel Pfannkuchen mit Schokokreme (hier). Ist das abholen, um zu gesundem Essen zu kommen? Für mich nicht. Für mich heißt das: Frau Wiener wird vom Stern bezahlt, damit beide unter dem Deckmäntelchen des „Abholens“ Pseudogesundheit verkaufen. Was ist denn wirklich gewonnen, wenn jemand statt Fertigpfannkuchen jetzt selbst Ungesundes in die Pfanne haut? Weder Sarah Wiedner noch Tim Mälzer haben sich jemals als Vollwertler geoutet. Das heißt, ihr Ziel ist es überhaupt nicht, Menschen zu wirklich gesundem Essen zu führen, so wie „wir“ es wissen. Sie wollen sie nur bis zum Kochtopf bringen. Das heißt, das Ziel ist nicht wirkliche Gesundheit, sondern nur etwas weniger Lethargie. Würde Sarah Wiener verkünden: „Ich mache jetzt erstmal Palatschinken, damit ich im nächsten Zug dann die Vollwert aufbauen kann“, dann würde das Sprüchlein vielleicht noch passen.

Leute abholen, ohne sie mit Brukerwissen zu erschlagen, kann andere Formen annehmen. Zum Beispiel auf Zusatzstoffe hinweisen, auf die Schädlichkeit des Zuckers. Abholen heißt für die Ernährung nicht, den Zucker zu akzeptieren, weil die Leute mir sonst nicht zuhören. Wer mir nicht zuhört, weil ich den Zucker aufgrund meiner Kenntnisse als größten Übeltäter der Zivilisationskost anprangere, dem habe ich nichts zu sagen, denn da wird kein Leben ausreichen, um denjenigen von seinem Standpunkt bis auch nur brukernah zu führen. Wenn ich einen „Normalo“ abhole, dann benutze ich vielleicht mal Vollkornmehl aus dem Supermarkt, oder ich würde sogar Ahornsirup akzeptieren – für eine Übergangsfrist. Nie und nimmer aber würde ich Palatschinken mit Schokocreme machen! Das ist so, als würde ich wieder mit dem Rauchen anfangen, damit ich einem starken Raucher beibringen kann, nur noch 10 Zigaretten am Tag zu rauchen.

Ich habe gelernt, nur solche Menschen abzuholen, die auf mich warten – um im Bild zu bleiben. Alles andere ist vergebene Liebesmüh. Und wer abgeholt werden möchte, verkraftet auch mehr als die Distanz vom Foilenpfannkuchen zum Zuckerpfannkuchen aus der heimischen Pfanne.

Arthrose droht!

Kommentar vom 19. August 2010: Hilfe bei Arthrose

Der Remscheider Generalanzeiger, kurz „RGA“, hat ja so viele wundervolle und hilfreiche Rubriken. Da gibt es auch häufig Gesundheitstipps. Am 16. August beglückte uns ein echter Orthopäde, Doktor seines Zeichens, mit einem kleinen Beitrag über Arthrose. Gleich der erste Absatz strahlt vor Optimismus: „Wer über 50 Jahre alt ist, hat sie wahrscheinlich schon – die Arthrose.“ Sofort überprüfte ich schreckensbleich die Symptome und konnte dann erleichtert feststellen: Uff, noch keine Zeichen. Wobei Dr. Thieme mich sicherlich davon überzeugen würde, dass ich bei entsprechenden Messungen schwer arthrosekrank bin. Ätsche-Bätsche, lieber Doktor, mit tiereiweißfreier Ernährung wird das nix mit der Arthrose.

Im Übrigen erinnert mich dieser erste Satz an einen Optiker. Als ich im forschen Alter von 42 Jahren den Optikerladen zwecks Überprüfung meiner Augen betrat (ich bin seit dem 17. Lebensjahr kurzsichtig und trage beim Autofahren eine Brille), schaute er auf mein Geburtsjahr und meinte kurz und knapp: Jeder über 40 braucht eine Lesebrille! Er vermaß meine Augen akribisch, ja, auch ich brauche quasi eine. „Aber ich lese doch noch ohne Brille gut?“ Na, besser wäre es schon…. das ist jetzt schon mehr als 10 Jahre her: Ich lese immer noch prima ohne Lesebrille 🙂 Vermutlich wird es mich in den nächsten 5 Jahren auch erwischen, das mag schon sein. Aber den Optikern mit ihren Weisheiten zeige ich eine lange Nase. Ich möchte nicht wissen, wie viele Menschen über 40 sich, von solchen Scheinweisheiten beeindruckt, eine Lesebrille aufschwätzen lassen – und dann wirklich ohne Brille nicht mehr lesen können – übrigens auch eine Tatsache, die Augenärzte und Optiker vehement abstreiten, mir aber viele Menschen aus der Praxis bestätigen.

So auch hier mit der Arthrose. Da ist es: mit 40 die Lesebrille, mit 50 bald die Gehprothese? Aber Dr. Thieme weiß auch echten Rat. Neben den alten, wenig hilfreichen Mitteln, macht er uns Hoffnung. Nicht mehr nur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung stehen uns demnächst zur Seite, es gibt zwei Therapiemöglichkeiten mit großen Chancen. Ich bin ja schon fast aufgeregt, sollte hier wirklich mal ein Arzt was von Vollwertkost gehört und gesehen haben?

Nee, das war wohl nix. Hyalonsäure und Orthokin-Therapie sind die Wundermittel, Hyalonsäure verbessert die Knorpelernährung (Vollwertkost übrigens auch) und Orthokin injiziert wirkt als Antikörper zu einem Arthrose-auslösenden Stoff. Was das kostet? Keine Ahnung. Welche Nebenwirkungen das hat? Keine Ahnung. Wieder können die Kranken ihr Heil von außen suchen, müssen nicht an sich selbst arbeiten. Eine Brille ist einfacher als die Augen zu trainieren, eine Injektion vermeintlich einfacher als die Umstellung der Ernährung. Und wenn dann wirklich mal so ein Arthrosekranker aufgrund einer Ernährungsumstellung Besserung zeigt, dann zum Arzt geht und glaubt (haha), der sei nun beeindruckt, wird bald eines besseren belehrt. Die Ärzteschaft zuckt die Schultern: „Tja, da sehen wir wieder mal eine Spontanheilung vor uns!“

Es ist sehr bedauerlich, dass es keine Stelle gibt, die Zahlenmaterial zu den Ergebnissen der Vollwerternährung sammelt in unserem Zeitalter, wo nur Statistiken zählen.