10. Juni 2013: Wer eine Reise macht, kann etwas erzählen: Das Internet
Von Vornherein war klar: Genau wie für zu Hause geplant, wollte ich mich auch auf der Reise internetfrei halten. Das Cottage hatte weder Telefon- noch Internetanschluss, allerdings einen schicken Fernseher. Ich habe nur ein uraltes Handy (Nokia 6230) mitgenommen, falls Laura und ich getrennte Wege gingen, wollten wir einander erreichen. Und so ganz ohne Telefon für Notfälle ist auch nicht so gut.
Schon zu Hause habe ich es gemerkt und das hat sich dann „fern der Heimat“ bestätigt: Ich vermisse das Internet nicht. Was mich etwas wunderte, bin ich doch aktiv, mache jeden Tag etwas, schicke und lese zig Emails. Kaum war der PC auf „Aus“, also auch innerlich, interessierte mich das alles nicht mehr. Mein Wunder-Handy mit Email-Anschluss kriegte den Zugang gesperrt und blieb dann sogar zu Hause.
Laura schaut eher öfter fern, das weiß ich noch aus der Zeit, als wir mal für eine Weile in einer Art WG gewohnt haben. Als wir in das Cottage kamen, stand im Wohnzimmer ein Flachbildschirm.

Laura versuchte ihn in Gang zu bringen, ich habe mich schließlich mit Geduld der Anleitungen angenommen, sie ist da nicht sehr geduldig. Nach einer Viertelstunde hatten wir ein tolles Bild und ich wusste, wie die Kanäle zu wechseln waren. Ich kenne das Gefühl, wenn ich Zufalls-Fernsehe – mein Magen dreht sich, ich bin sofort genervt. Aber wenn Laura gucken wollte, kein Problem, ich hatte ja einen Raum zum Ausweichen oder könnte Spazierengehen. Aber zu unserer beiderer Verwunderung bliebt der Fernseher ausgeschaltet. Laura wollte nichts mitkriegen von dem Geflimmer – Hauptsache, es funktionierte grundsätzlich.
Im Radio habe ich letztlich gehört, dass 19-jährige Studenten, die in einem Versuch ohne Internet sein sollten, schlimmere Entzugserscheinungen bekamen als Alkoholiker. Vielleicht kann man die Leichtigkeit, mit der ich den Wegfall der Kommunikationstechnologien hingenommen, ja fast genossen habe, die „Gnade der frühen Geburt“ nennen? Ich habe die ganzen modernen Kommunikationsmittel erst kennen gelernt, als ich voll erwachsen war. Ich weiß noch, dass das Leben auch ohne geht. Unseren ersten Fernseher haben wir zu Hause bekommen, als ich 11 Jahre alt war. Dafür bin ich dem Leben dankbar, anders kann ich das nicht sagen. Dass ich etwas, was ich wie das Internet mit all seinen vielen Möglichkeiten eigentlich gerne habe und betreibe, ohne ein Gefühl des Vermissens hinter mir lassen konnte, gab und gibt mir ein gutes Gefühl.
Laura hat einmal ihren Mann angerufen, um ihm zu sagen, dass wir gut angekommen sind. Dann hat sie noch ein paar SMS geschickt, genau wie ich auch. Ich habe auf meinem „alten Knochen“ sogar einige Fotos gemacht, deren Qualität technisch nicht brilliant ist, aber die durchaus einen Eindruck geben. Sie sind auf ihre Weise… atmosphärisch. Hier ein Beispiel

Auch in der Küche – die Ausstattung mit einer Spülmaschine war schon angenehm – gab es keine größere Küchenmaschine. Geht auch 🙂
Es ist einfach herrlich, einmal auszutesten, wie abhängig man von der Technik ist. Warmes Wasser, Heizung ja – das brauche und möchte ich. Spülmaschine ist willkommmen. Internet (und Fernsehen) sind zu Hause phantastische Möglichkeiten, aber für mein Wohlbefinden nicht erforderlich, genau übrigens wie die drei „X“ Thermomix, Vitamix, Magic Maxx… nur eine Mühle würde ich natürlich auf Dauer haben wollen.
Das heißt jetzt nicht, dass ich ohne Internet sein möchte, zu viele schöne Dinge und viele nette Menschen habe ich dort kennen gelernt. Aber es ist ein schönes Bewusstsein, einmal zu erleben, dass es auch ohne geht.