In der Bäckerei

Vor einigen Jahrzehnten hat es mich nicht gestört, wenn das Personal in der Bäckerei Brötchen usw. mit der „nackten“ Hand anfasste. Das hat sich bei mir geändert. Seit die meisten Verkäuferinnen (und wenigen Verkäufer….) Handschuhe tragen oder Papier zu Hilfe nehmen und ich eine Freundin habe, die es sehr gruselig findet, wenn ihre Bäckereiwaren „pur“ angefasst werden, bin ich achtsamer und auch selbst etwas empfindlicher geworden.

Heute wollten Eric und ich uns belegte Brötchen holen. Die Entscheidung fiel schwer, ah, das ist scharf (nix für Eric, aber für mich). Oh, dies ist mit Remoulade, das ist eher Erics Ding.

Endlich hatten wir unsere Entscheidung getroffen. Ich konzentrierte mich auf die noch vorhandenen Brötchen. Da sehe ich plötzlich, wie die Verkäuferin mit ungeschützter Hand zum zweiten Brötchen greifen will.

„Haben Sie das erste Brötchen auch ohne Handschuhe genommen?“
„Ja, aber ich habe meine Hände gerade gereinigt, die sind ganz sauber!“. Ihre Hand zielte weiter auf Brötchen Nummer 2.
„Könnten Sie dann bitte jetzt Handschuhe nehmen und das erste Brötchen ersetzen?“

Das machte sie. Sie hat nicht öffentlich gemault, blieb freundlich. Immerhin :-). Dann legte sie das bereits per Hand angefasste Brötchen vorn in die Auslage. Zum Weiterverkauf.

Das habe ich nicht mehr kommentiert. Manchmal fällt mir auch nix mehr ein.

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Wir verdauen weiter…

9. Mai 2013: Verdauungsleukozytose Teil 2/2

Mit Stress am Hals (gerne eine Quelle für viel essen) wurde das mit dem Gewicht bzw. dem Passgefühl meiner Klamotten (ich wiege mich schon lange nicht mehr, weil Gewicht meiner Lebenserfahrung nach nicht viel sagt) nicht besser. Ich habe mich lange gefragt, warum ich nicht wieder in die „Ich-bin-satt“-Schiene gelangen konnte.

Irgendwann kam mir ein böser Verdacht. Ich hatte nämlich festgestellt, dass ich abends richtige Berge essen konnte, selbst wenn ich vorher eigentlich nur mäßigen Appetit hatte. Spätestens eine Stunde nach dem Abendessen dachte ich wieder ans Essen. Das ließ sich nicht mit „lebensbedingt“ zur Seite schieben, denn da hat sich praktisch nichts geändert.

Nach einer Weile dachte ich: Ob es die Rohkost ist, die mir den Magen aufschließt? Kann es sein, dass die Verdauungsleukozytose in gewissen Situationen sogar einen richtigen Sinn hat? Schließlich ist sie ja physiologisch.

Es gibt Dinge, die gelten für Gut und Schlecht. Nehmen wir einmal die Hygiene. Die Wohnung sauber zu halten, ist gut. Wenn der Dreck die Wohnung regiert, werden wir krank. Dreck ist also eine krankmachende Sache. Andererseits wissen wir aber auch, dass für Kinder ein gewisses Maß an Dreck förderlich ist, weil sie in Überhygiene aufgewachsen, keine Widerstandskraft gegen Krankheiten entwickeln können und dass sie mehr Allergien entwickeln als andere.

Also habe ich abends mit der Rohkost vor dem Essen aufgehört. Nur mal so zum Test. Was passierte? Ich wurde plötzlich satt. Nicht direkt, wenn ich vom Tisch aufstand. Aber spätestens eine halbe Stunde später fühle ich mich wohlig (!) gesättigt. Eine Stunde nach dem Essen fühle ich mich immer noch nicht-hungrig. Wenn ich zu viel gegessen habe, merke ich das, weil ich im Bett liege und einen schweren Bauch habe. Das kenne ich NICHT, wenn ich vorher Rohkost esse. Ich habe kaum noch das Bedürfnis, abends noch einmal mit dem Knabbern anzufangen. Es ist kein Kampf mehr „Du sollst jetzt nichts mehr essen!“, es ist einfach so. Und in meiner Lebenssituation hat sich Null verändert.

Mit ein paar Menschen habe ich darüber gesprochen. Normalesser bringen dann Argumente wie: „Naja, du weißt nicht mehr, wie es ist, sich satt zu fühlen, also denkst du dieses Pappsatt der Verdauungsleukozytose sei das anzustrebende Sättegefühl“. Dem kann ich widersprechen. Denn dann würde ich nicht nachts im Bett den Unterschied zwischen „ich habe zu viel“ und „ich habe genug“ gegessen spüren.

Die ketzerische Frage, die ich mir gestellt habe, lautete: Wird die Verdauungsleukozytose in der Vollwert nach Bruker völlig falsch interpretiert, weil sie nur von Normalessern bewertet wird? Sie werden sowieso „satt“ und können den Unterschied nicht sehen. Ein Normalesser wird zum Beispiel nach einer Rohkost weniger von der Kochkost essen, denn er kennt dieses Gefühl des stetig Essen-Müssens nicht. Auch einige Essgestörte werden es gar nicht merken, weil ihre Essstörung an einem anderen Punkt sitzt und es nicht die Verdauungsleukozytose ist, die ihnen beim Sattsein hilft. Mit Essgestörten meine ich übrigens Menschen, deren Essstörung, egal woher sie rührt, mittlerweile einfach körperlich vorhanden ist, unabhängig von den Lebensbedingungen. Laienpsychologische Erklärungen, warum das angeblich lebensbedingt ist, kann ich nicht mehr hören. Ich vergleiche das einmal mit dem Alkoholismus: Ein Mensch kann zum Beispiel Alkoholiker aufgrund lebensbedingter Ursachen werden. Aber eines Tages ist der Alkoholismus, selbst wenn die Psyche des Patienten „geheilt“ ist, rein körperlich. Selbst ein ausgeglichener Ex-Alkoholiker wird ohne Anlass bei den Lebensbedingungen wieder körperlich in seine Krankheit verfallen, wenn er ein Glas Alkohol trinkt.

Was mich interessiert ist: Gibt es andere, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben? Die gelernt haben, dass die angeblich negative Verdauungsleukozytose auch ein Schutzmechanismus des Körpers sein kann? Oder jemand, der genau andere Erfahrungen im Rahmen eines Übergewichts/einer Gewichtszunahme gemacht hat (und auch wirklich diesen Punkt ausgetestet hat!). Oder: Wer möchte das einmal – vielleicht 6 Wochen ausprobieren – und berichten? Was mich an dieser Stelle nicht interessiert, ist das, was Bruker „vielleicht“ gesagt hat und was vielerorts dann mehr oder weniger reflektiert weitergegeben wird. Nur eigene Erfahrungen sind interessant, denn lesen kann ich selbst und habe es auch eingehend getan 🙂

Ich liebe meine Allergien

Kommentar vom 17. März 2010: „Allergien – nichts Neues“

In der HörZu (vom 26.2.2010) erschien ein Artikel mit dem Titel „Neue Hoffnung bei Allergien“. Und „Rund 20 Millionen Deutsche sind davon betroffen. BESSERE THERAPIEN bringen vielen Patienten jetzt endlich Hilfe“. Ich habe den Artikel gelesen, obwohl ich schon wusste, was mich erwartet. Das Übliche, unter anderem auch der vernünftige Rat, es vor allem bei Kindern mit der Hygiene nicht zu übertreiben, weil sie sonst ihr Immunsystem nicht aufbauen können. Die verschiedenen Allergien werden erklärt vom Allergie-Experten Prof. Tilo Biedermann. „Das Übel an der Wurzel packt aber nur die Hyposensibilisierung“, sagt er. Aha. Wie ist das mit all den tiereiweißfrei lebenden Vollwertlern, deren Allergie verschwunden oder stark zurückgegangen ist? Das ist ja keine Erfindung von mir, ich kenne mehrere persönlich.

Dann, wie sich das für eine Zeitschrift gehört, natürlich auch 10 Tipps zum Vorbeugen:

  1. Stillen hilft
  2. Vor Birkenpollen wird gewarnt
  3. Vorsicht bei zu viel Lichteinwirkung
  4. Feinstaub ist asthmafördernd
  5. Besonders apart: Kinder sollen sich im ersten Lebensjahr in Ställen aufhalten und unbehandelte Kuhmilch trinken
  6. Dreck ist gesünder als zu viel Hygiene
  7. Feinde (er meint Allergene) erkennen und meiden
  8. Pflegen der Haut
  9. Kleidung vor dem ersten Tragen waschen
  10. Staubfänger aus der Wohnung verbannen

Wer außer mir vergisst hier einen ganz wesentlichen Punkt? Genau – tiereiweißfreie Ernährung wird in diesem Artikel überhaupt nicht erwähnt, obwohl selbst Schulmediziner das heutzutage zumindest bei gewissen Allergien ins Gespräch bringen. Da frage ich mich doch, warum das hier fehlt.

Es erinnert mich an einen jungen Mann, mit dem wir geschäftlich zu tun haben. Er kommt relativ regelmäßig, leidet an Asthma und diversen Allergien. Was immer er hier vollwertig isst, es schmeckt ihm lecker, inklusive tiereiweißfreiem Kuchen und Plätzchen. Ein- oder zweimal habe ich ihn auf seine Allergien angesprochen. Seine Freundin ist Homöopathin und sie haben schon alles mögliche an Kügelchen probiert, auch andere Methoden. An Kortison etc. möchte er nicht ran, was ich nachvollziehen kann. Und mal die tiereiweißfreie Vollwertkost probieren? Mit der Hand freudig in der Plätzchendose sagt er dann: „Ach nein, so weit bin ich noch nicht, dafür geht es mir noch nicht schlecht genug, dass ich auf so vieles verzichten möchte.“ Und nimmt noch eine Tüte Plätzchen für sich und seine Freundin mit, weil die so lecker sind.

Ich habe ihm nicht gesagt, dass er natürlich auch seinem Körper schadet. Mit jedem Jahr, das er verstreichen lässt, wird es länger dauern, das Asthma und die diversen Allergien ganz wegzubekommen. Ich habe gelernt, wann es besser ist zu schweigen 🙂

Wie weit sollte Hygiene gehen?

Kommentar vom 3. September 2009: Bin ich ein Schweinchen?

Als ich ein Kind war, da wurde wahrhaftig noch einmal in der Woche gebadet, die restliche Körperhygiene erfolgte „unter der Woche“ am Waschbecken. Deshalb genieße ich es heute sehr, dass ich jeden Tag „unter die Dusche springen kann“. Das geht schnell, wenn nötig Haare noch waschen. Mein Duschtuch wechsle ich einmal in der Woche. Was ich bis Montag noch für ein hygienisches Leben hielt.

Am Montag kam meine Putzhilfe aus dem Urlaub zurück. Wie war’s? Super, ihre Tochter war zwei Wochen da und da die beiden sehr einander hängen, hat sie es sehr genossen. „Tja“, eröffnete ich ihr dann, „jetzt haben Sie allerdings von mir hier Berge von Wäsche liegen“ (die sie faltet und in die Schränke räumt). Sie lachte, das machte ihr nichts. Sie hat ja in den letzten Wochen jeden Tag mindestens eine Maschine, wenn nicht gar zwei gefüllt und gewaschen. Ich guckte verduzt. Also ihre Tochter braucht zum Duschen drei Tücher: eins für die Haare, ein großes für den Körper und eins auf dem sie steht. Sie dusche manchmal zweimal am Tag, und jedes Mal nehme sie neue Tücher. Und ihr Freund auch.

Ich war platt, habe noch einmal nachgefragt. Doch, genauso sei das. Und bei sich selbst in der Wohnung mache die Tochter (Anfang 20) das auch.

Dann habe ich nochmal nachgedacht. Bin ich ein kleines Ferkelchen? Eigentlich finde ich das nicht 🙂 Denn wenn ich aus der Dusche steige, bin ich sauber. Warum soll ich dann das Handtuch nicht im Normalfall ein paar Tage benutzen, wie es ja auch schon in Hotels angeboten wird? Ich finde so etwas Verschwendung von Tüchern, Wasser und Haut – mehrmals am Tag duschen ist erwiesenermaßen nicht hautgesund. Und das alles mit Trinkwasser…. (Aber ich gehöre ja auch zu diesen altmodischen Menschen, die den Kühlschrank zwischen zwei Einräumvorgängen schließen.)

Dazu passt ein kleiner Artikel aus der Tageszeitung von heute: „Gebühren für Schulklos – An immer mehr Schulen in NRW müssen Gebühren bezahlt werden, damit die Schüler dort saubere Toiletten benutzen können…. An einigen Schulen entrichten die Schüler vor der Klo-Tür einen Obulus von bis zu 20 Cent.“ Toilettenhygiene gab es in meiner Kindheit allerdings noch umsonst 😉