13. Juli 2012: Empfehlung für Olivenöl
Olivenöl mag bzw. mochte ich nicht besonders. Ich habe etliche probiert und fand eigentlich nur eine „erträgliche“ Sorte. Das hat sich nun endlich geändert!
Im Mai erhielt ich die Anfrage einer Leserin, ob ich Maroulia kenne. Maroulia? Nie gehört. Ich schaute mir die Website an: hier. Ich mag kleine Eigeninitiativen, Maroulia kommt sympathisch herüber. Ich habe (bereits auf Rohkost) eine Bestellung aufgegeben: eine Flasche Olivenöl und eine Packung Oliven. Ich hatte vorsichtshalber nachgefragt, ob die Oliven wirklich Rohkost sind. Ich erhielt prompt Antwort. Der Kontakt mit dem deutschen Ansprechpartner Klaus Erhardt ist insgesamt sehr erfreulich, informativ, engagiert.
„Zu den Oliven: die sind tatsächlich lediglich traditionell entbittert, da wird nichts erhitzt. Das sollte insoweit Rohkost sein, wenn nicht der Entbitterungsprozess bei den Rohköstlern eine nicht gewünschte Verarbeitung darstellt. Wirklich ‚roh‘ vom Baum wären die Oliven ungenießbar!“
Wenige Tage später traf mein Paket ein. Die Flasche ist eine Metallflasche, das erstaunte mich erst. Ich probierte das Olivenöl, ungefiltert und naturtrüb: Ja, endlich der ersehnte Geschmack eines Olivenöls, das auch mir gefällt! Die Oliven sind ein Traum! Das bestätigten mir auch Freunde, denen ich eine Packung Oliven als Gastgeschenk mitbrachte. Die Oliven befinden sich in einer Öl-Essig-Wasser-Tunke, die man auch weiterverwenden kann. Oliven lassen sich nicht im Zehnerpack bestellen, auch da habe ich nachgefragt, hier die Antwort von Herrn Erhardt:
„In der Tat habe ich gegen Ende der Saison eher ein ‚Nachschubproblem‘. Die Fangemeinde unseres Olivenöls wächst per Mundpropaganda beständig, und in einem schwächeren Jahr, wie wir es heuer haben, wird’s knapp… Trotzdem sind mir natürlich alle herzlich willkommen, die mithelfen, ein Stück Kultur da unten zu erhalten und im Gegenzug ein unverfälschtes Produkt genießen dürfen. Da müssen dann zur Not eben alle ‚zusammenrücken‘ und teilen. 😉 Auf einen schwächeren Jahrgang folgt übrigens erfahrungsgemäß wieder ein stärkerer. :)“
Auch zur Aufbewahrung bekam ich einen Tipp:
„Das frische Olivenöl ist ein sehr stabiles Lebensmittel, unter zwei Voraussetzungen: nicht zu warm lagern und vor allem: kein Licht! Da hält das Öl auch im angebrochenen Gebinde monatelang. Es sei denn, Sie habens vorher aufgegessen… 🙂 Ich selber „lebe“ nur aus dem Kanister, ohne Probleme.“
Mir fiel auf, dass das Öl kein Biosiegel trägt. Ich bin mittlerweile kritisch genug, um zu wissen, was ein Biosiegel bzw. sein Nichtvorhandensein bedeutet, dennoch habe ich nachgefragt. Auch hierzu war die Antwort ausführlich:
Wir spritzen nicht wie wild. Wir spritzen gar nicht! 😀
Wir wollen nicht mal spritzen, und selbst wenn wir wollten, könnten wir nicht: das gibt das Budget nicht her. Spritzen können sich nur noch die absoluten Monokultur-Großbauern leisten (von denen es in unserer Region nur sehr sehr wenige gibt), da die Abnahmepreise für Olivenöl praktisch auf dem Niveau von vor 20 Jahren verharren, gedrückt von den spanischen Monokulturen. Dasselbe kann man von all den Nebenkosten nicht behaupten, dass sie auf damaligem Niveau verharren würden. Außerdem hat sich rumgesprochen, dass Spritzen fast nichts bringt, jedenfalls nicht für den Nebenerwerbsolivenbauern.
Eigentlich sind wir längst nicht mehr konkurrenzfähig bei der überwiegenden Handarbeit, durch die Selbstvermarktung geht’s grade noch. Aber das alles ist jetzt, in den Zeiten der Krise, immer mehr ein Ritt auf dem Pulverfass. Viele in der Nachbarschaft haben aufgegeben wegen mangelnden Nachwuchses oder mangelndem Interesse/Sachkunde desselben. Manche versuchen nun aus purer Not, längst verwilderte Haine aus dem Familienbesitz wenigstens für die Selbstversorgung wieder zu bewirtschaften. Eieiei.So gesehen, ist das Öl aus unserer Region faktisch „bio“.
Als Kleinproduzenten haben wir uns übrigens vor langer Zeit nach einem Versuch gegen den Beitritt in einen „Bio“-Verband entschieden. Es machte für uns keinen Sinn, da der Kostenfaktor für uns überproportional war zum möglichen Zugewinn. Das ist, als wenn Sie mit alten Obstwiesen hier „Bio“ werden wollen. Es zeichnete sich damals schon ab, dass „Bio“ ein großes Geschäft werden würde – allerdings nicht für uns, sondern für die Verbände und Großerzeuger. … Ich hoffe mal, aus unseren Webseiten geht die Problematik ausreichend hervor.
Herr Erhardt flog im Mai für ein paar Wochen nach Griechenland. Immer hin und her, ein echtes Engagement für eine gute Lebensmittelsache! Und er bat mich noch folgenden Absatz aufzunehment:
Der aromatische Vorteil unseres Olivenöls gegenüber handelsüblichen Öl liegt auf der Hand: durch Verzicht auf Kunstdüngung und Bewässerung bleibt das Öl aromatisch. Es ist frisch gepresst, nicht verschnitten mit minderwertigen oder anderen Ölen, und nicht zuletzt: es ist ungefiltert. Auch beim Filtern gehen Aromastoffe verloren. Der Verzicht auf die Filterung macht fast ein Alleinstellungsmerkmal unseres Öles aus.