Kommentar vom 23. August 2009: Esprico, damit Kinder schon früh das Doping lernen
Bass erstaunt entdeckte ich vor ein paar Tagen bei einem Schaufensterbummel in einer Apothekenauslage ein neues Produkt: Esprico.
Was tun, wenn Kinder unruhig und unkonzentriert sind?
Mit ESPRICO® lassen sich Aufmerksamkeit und Konzentration auf natürliche Art fördern.
Und die weitere Erklärung:
Ein natürliches Nahrungsergänzungsmittel für eine ausgewogene Ernährung. Für sich und seine Familie ausgewogen zu kochen, ist nicht immer einfach: Im Alltag muss es oftmals schnell gehen – und andererseits schmeckt vieles, was gesund ist, dem Kindergaumen nicht: Seefischöl ist wertvoll, aber Pommes und Eis leckerer. ESPRICO® ist reich an wichtigen Nährstoffen und schmeckt fruchtig gut
Hier werden uns wieder Dinge als Wahrheiten unterstellt: Seefischöl ist wertvoll. Ach ja? Wieso müssen Kinder für eine gesunde Ernährung Seefischöl essen? Da habe ich doch von der Vollwertkost ganz andere Vorstellungen. Außerdem ist nicht alles Gesunde für den Kindergeschmack unerträglich, vor allem nicht, wenn Kinder frühzeitig z.B. vollwertig ernährt werden. Nahrungsergänzungsmittel taugen erstens nicht viel und gerade Kinder schon daran zu gewöhnen, ist ein Verbrechen. Da wird der Griff zur Pille für alles und jedes doch schon ganz früh zur Gewohnheit.
Auch die Zutatenliste lässt mich schaudern:
Zutaten:
Seefischöl (33,5%); Xylit; Feuchthaltemittel: Glycerin; Magnesiumcitrat; Gelatine; modifizierte Stärke; Überzugsmittel: Bienenwachs gelb; mittelkettige Triglyceride; Nachtkerzenöl (2,3%); Orangen Aroma (80-90% Limonen); Emulgator: Lecithine aus Sojabohnen; Zinkgluconat; Säuerungsmittel: Citronensäure; Farbstoffe: Eisenoxid, Titandioxid; Süßstoff: Acesulfam K.
Frei von Konservierungsstoffen, Gluten, Laktose
Hervorhebungen in rot und kursiv sind von mir. Selbst wenn ich einmal die Hauptinhaltsstoffe nicht in Frage stelle – so ist der Rest nur grauenhaft. Lecithin aus Sojabohnen (von genfrei keine Rede), Farbstoffe, künstlicher Süßstoff. Wie hieß es doch oben gleich noch…. „ein natürliches Nahrungsergänzungsmittel“.
Es wird den Eltern auch Hilfe in gesunder Ernährung geben.
Wir essen nicht nur, um unseren Hunger zu stillen – und auch nicht nur, weil es schmeckt: Nährstoffe machen aus bloßen Sattmachern gesunde Lebensmittel, die dem Körper all das liefern, was er für beste Leistungsfähigkeit benötigt. Dass es dabei weit mehr gibt, als nur Kohlenhydrate, Eiweiß und Fett, ist längst kein Geheimnis mehr: Zahlreiche Inhaltsstoffe unterstützen ganz unterschiedliche Körperfunktionen – und so, wie Sie darauf achten, dass Ihr Kind ausreichend Kalzium erhält, das seinen Knochenbau stärkt, können Sie durch die richtige Ernährung auch einen wichtigen Baustein dafür liefern, dass ihm Konzentration leichter fällt.
Soweit – so gut.
Die klassische Ernährungspyramide, die viele von uns im Kopf haben, liefert hierzu allerdings nur wenige klare Aussagen und ist nicht unumstritten. So legt sie überproportionalen Wert auf stärkehaltige Produkte wie Brot, Reis und Nudeln – aber auch auf Weißmehl und Zucker, was Übergewicht begünstigt.
Wessen Ernährungspyramide soll das denn sein?
Andererseits differenziert die Pyramide nicht zwischen „guten und schlechten“ Fetten. Doch gerade Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren können Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit entscheidend unterstützen und sollten Bestandteil ausgewogener Ernährung sein.
Der Aufbau der Ernährungspyramide hat sich grundlegend verändert: Galten Getreideprodukte und Kartoffeln einst als wichtiges Fundament der Ernährung, so sollten nach Ansicht von Experten Weißmehlprodukte nach heutigem Wissen eher die Ausnahme bilden.
Welche unverschämte Unterstellung hier im letzten Satz, wo Getreideprodukte einfach mal schnell mit Weißmehlprodukten gleichgesetzt werden! Und was für „Experten“ sind das denn wieder?
Aber es gibt auch für hilflose Eltern ein Rezept für Grießpudding. Man beachte bitte, dass vorher auf die Gefahren von Zucker und Weißmehl hingewiesen wurde.
– 600 ml Milch
– 100 g Weichweizengrieß
– 2 Eier
– 100 g Zucker
– 1 Prise Salz
– 2 Birnen
– etwas Apfelsaft
– Zimt nach Geschmack
– 2 Esslöffel gehackte Mandeln
Die Liste spricht für sich. Dazu kommt noch, dass die beiden Eier auch noch ROH in den Pudding kommen (schüttel….). Und etwas, das mir auffiel: in den normalen Dr. Oetker-Vanillepudding, den ich noch aus meiner Kindheit kenne, kommt auf 500 ml Milch genau 40 g Zucker. Das war mir als Kind schon immer etwas zu süß. Hier auf dieser Website, wo sich mit Ernährungskompetenz gebrüstet wird, empfiehlt dieselbe Firma, die den Zucker gerade noch verdammte, 100 g Zucker auf 600 ml Milch!
Ich habe hier nur wenig kommentiert, mehr zitiert. Ich denke, mehr muss ich dazu auch nicht sagen. Und wer denkt, das sei eine heitere Satire von mir, schaue selbst bitte auf http://www.esprico.de/