Kommentar vom 6. März 2010: „Bruker und Rheuma“
Meine neueste Bruker-Lektüre war das Buch „Rheuma: Ursache und Heilbehandlung“ (ISBN 978-3-8989-010-3).
Auch hier habe ich zwiespältige Gefühle. Das Thema Rheuma über Muskeln bis zu vermeintlichen Wirbelschäden handelt Bruker so ab, wie ich das von ihm kenne und schätze: Prägnant, er kommt auf den Punkt, ich verstehe alles. Ein paar Dinge wusste ich schon, anderes war mir neu. Zum Beispiel, dass die meisten Rückenleiden auch eine Folge falscher Ernährung sind, nicht nur das Rheuma, so wie ich es als Begriff kenne. Wirbelsäulenschäden zählen auch zum Rheuma. Wichtig auch, dass er keine Heilung durch Vollwerternährung verspricht: Schäden, die wir uns körperlich zugezogen haben, kann die Vollwerternährung nicht immer wett machen. Wer also bereits Gichtknoten an den Händen hat, wird diese behalten. Auf jeden Fall aber wird eine konsequente Ernährung für weniger Schmerzen und einen Stillstand der Erkrankung sorgen, manchmal auch zum völligen Rückgang. Ich erinnere mich da noch an eine junge Frau, die ich im Grundlagenkurs in Lahnstein kennen gelernt habe: Sie erzählte sehr plastisch, wie ihre chronische Polyarthritis ihr Leben so stark beeinträchtigt hatte, dass sie während der Schübe nicht einmal mehr in der Lage gewesen war, sich alleine anzuziehen. Schübe hatte sie ein- bis zweimal pro Woche. Seit sie die Ernährung umgestellt hatte – und ich traf sie fünf Monate nach der Umstellung -, hatte sie noch genau einen Schub erlitten.
Soweit ist das Buch also hervorragend. Allerdings hätte das Ganze wesentlich gestrafft werden können, die Ausführungen und Erklärungen Brukers zur richtigen Ernährung finde ich nicht mehr spannend. Nun kann man natürlich sagen, dass jemand, der nur wegen Rheuma zu diesem Buch greift, diese Erläuterungen braucht? Jein. Wer die Argumente Brukers nachvollzieht, braucht nur wenige Punkte zur Vollwertkost und den Verweis auf weitere Literatur. Ich bin ja auch über ein Bruker-Buch mit einem Krankheitsthema (Leber und Galle) zur Vollwert gekommen. Es waren nicht die Texte zum Frischkornmüsli, die mich weiterbrachten, das fand ich anfangs noch „albern“. Es waren Erkenntnisse, die mich zum Nachdenken brachten und mich dann später das Hauptwerk „Unsere Nahrung, unser Schicksal“ lesen ließen. Und dann erst war ich auch bereit, konsequent meine Ernährung umzustellen.
Was mich aber wirklich ärgert ist der fast ein Viertel des Buchs umfassende Teil mit Rezepten von Ilse Gutjahr. Ob Rezepte wirklich heute noch in so ein Buch gehören, ist eine Sache. Aber dass Frau Gutjahr Rezepte nimmt, die sie auch an anderer Stelle veröffentlich hat (ich kann sie teilweise auswendig rezitieren), finde ich einfach frech, sorry. Wenn dann jemand weitere Rezeptbücher von Gutjahr kauft, bezahlt er dieselben Rezepte noch mal. Das muss nicht sein! Außerdem wäre es gerade heute, wo es das Internet fast in jedem Haushalt gibt, Sache des emu-Verlags, dafür zu sorgen, dass auf der GGB-Homepage kostenfrei Rezepte zur Verfügung stehen, die Lesern dieser Bücher weiterhelfen. Und ich meine nicht die lächerlichen paar, die jetzt dort zu finden sind. Es kann doch wohl nicht so schwer sein, Anfängern 200-300 Rezepte dort anzubieten?
Es gibt auch ein Kapitel, das mich ganz besonders beeindruckt hat. Das sind Brukers Ausführungen zu dem ungesunden Schuhwerk, das wir tragen. Einen Satz möchte ich zum Schluss zitieren, der mir wieder einmal zeigt, warum ich Bruker so bewundere: Er hat nämlich nicht nur Sinn dafür, dass wir gesund leben müssen, sondern auch dafür, dass alles Spaß und Freude machen muss, er war kein Vertreter von asketischem Leben:
„Es mutet wie eine Ironie an, dass der technisch perfektionierende Mensch auf den Mond fliegen kann, aber nicht imstande ist, eine passende Umhüllung für den Fuß zu schaffen, die zugleich schön ist.“
Und weiter führt er aus, dass es eben wichtig ist, dass sich Modemacher finden, die gesunde Schuhe modefähig machen. Ist das nicht toll? Bruker verteufelt nicht den Wunsch vieler Menschen, sich modisch zu kleiden, sondern setzt ganz woanders an: Die Mode soll gesund sein.