12. Feb. 2016: Gesunde Fertiggerichte … darf ich lachen?
Nach den Supergrannies (Super-Omas) kommen die fast ähnlich lautenden Supergrains 🙂
In der Schrot(t) & Korn 2/2016, S. 30 ff. gibt es einen Artikel, der für mich zeigt, dass diese Zeitschrift zu einem Handlanger der Bio-Industrie verkommen ist. Wie sonst kann ich mir einen Artikel über „Gesundes Fast Food“ erklären?
Unter der Überschrift „BIOWISSEN“ kommt schon gleich die erste Unwahrheit: „Fixgerichte aus dem Bio-Laden sind praktisch, zeitsparend und sogar gesund“. So Frau Annette Sabersky (zu ihrem Lebenslauf mehr hier).
Und dann kommen die Supergrains ins Spiel. „Grain“ ist das englische Wort für Getreide. Sabersky erklärt Supergrains wie folgt „…, Körner, die mehr können als herkömmliche Getreide.“ Wie z.B. Quinoa und Buchweizen, die von Natur aus mit tollen Inhaltsstoffen punkten. So als seien die regionalen Getreide völlig wertlos.
Einer meiner Lieblingsabsätze „Zu den Supergrains zählen Quinoa, Amaranth, Hirse, Buchweizen, Grünkern, Emmer, Einkorn und Chia. Couscous und Bulgur jedoch sind keine Supergrains. Sie bestehen meist aus Weizen der thermisch vorbehandelt wurde. Das macht sie bekömmlicher, was ja auch ein bisschen super ist.“
Ganz ehrlich, wenn ich das lese, kriege ich das Kotzen. Der Weizen wurde für Couscous und Bulgur für die einfachere Verarbeitbarkeit vorbehandelt, ganz gewiss nicht für die Bekömmlichkeit. Man beachte auch, dass die Liste der aufgeführten Supergrains alle teuren Getreide umfasst. Roggen zum Beispiel gehört natürlich nicht dazu…
Wieder zu den toll-biologischen Fixgerichten „Viele Fixgerichte enthalten zwar schon Gemüse und Kräuter….“. Als wenn ein Gemüse in einem Fertiggericht noch irgendeinen Wert hätte! Dies gerade unter der Überschrift Vitamine ist irreführend, denn Vitamine gehen als Erstes baden.
Noch was Tolles dieser Fixgerichte: Nach Packungsanleitung sind die ganz einfach! Ach nee…. welche Errungenschaft. Bloß nicht den Kindern das komplizierte Kochen von Kartoffeln beibringen, besser das Öffnen von Tüten.
Dann räumt Sabersky ein, dass die Bio-Fix-Gerichte „recht salzig“ sind. Aber lese ich weiter, lerne ich, dass das sooo schlimm gar nicht ist: Einfach ein paar Kräuter rein, und schon ist das Problem beseitigt.
Auf Seite 32 finden wir eine Übersicht über solche tollen Dinge. Mit Inhaltsstoffen, leider ohne Preise. Da finden wir: getrocknetes Gemüse, Getreideflocken (ups, auch Dinkel, der gehört doch gar nicht zu Saberskys „Guten“), Reismehl, Rohrohrzucker, Maltodextrin (lecker, lecker), Gemüsesaftkonzentrat (extrem hochwertig!), Parboiled-Reis – aber der ist aus kontrolliert biologischem Anbau, muss dann ja gut sein, Maismaltodextrin, Maisstärke und Hefeextrakt. Super.
Und der Dinkel: „Dinkel und Grünkern zählen ebenfalls zu den Supergrains. Obwohl sie Gluten enthalten, gelten sie als recht bekömmlich….“. Klar, Gluten ist an allem Schuld!
Noch ein Juwel „Die Körner und Gemüse sind teils vorgegart, damit die Zubereitung zu Hause schneller geht. Je nach Sorte werden die Supergrains gedämpft, anschließend zu Flocken gequetscht oder geschrotet und getrocknet.“ Es ist uns allen bekannt, dass solche Vorarbeiten natürlich die Inhaltsstoffe unendlich in ihrem Wert erhöhen.
„Quinoa ist naturgemäß in 20 Minuten gar. Mit Hitze vorbehandelt, schafft er es in 5 Minuten“. Jetzt bin ich echt begeistert, die Gerichte insgesamt haben überwiegend eine Zubereitungszeit von 20-25 Minuten, einige auch kürzer. In 25 Minuten kriege ich auch eine Gemüsepfanne mit Quinoa fertig. Aber das ist natürlich nicht so schick und beschmutzt die eine oder andere Küchenutensilie.
In der Vita von Sabersky steht, dass sie Lebensmitteltests u.a. für Bild am Sonntag erstellt. Das spricht für journalistisch hochwertige Arbeit, oder? Sie schreibt für Öko-Test, auch ein Pseudo-Magazin, und für Schrot(t) & Korn, das ja neue Tiefen erreicht hat, die ich kaum noch für möglich hielt 😉