Kommentar vom 4. Juli 2010: „Gesunde Esswaren im Seniorenratgeber“
Im Seniorenratgeber von Juni gab es in der Rubrik Essen & Trinken einen Artikel zu gesunden Lebensmitteln. Diese Themen interessieren mich ja stets. Es ging um diverse Dinge wie Wasser, Tomaten, Ölsamen usw. Das liest sich alles ganz vernünftig, wenn mir auch zu betont gesundheitsbewusst. Ich will doch Dinge nicht nur danach aussuchen, dass sie gesund sind. Vielmehr stelle ich mir meine Ernährung so zusammen, dass ich die Dinge, die ich gerne esse, aus der richtigen Ecke wähle. Das ist für mich ein Unterschied. So bin ich zum Beispiel kein großer Brokkoli-Fan, und wenn ich ihn nicht ab und zu in der Biotüte hätte, würde ich ihn vermutlich nie essen – auch wenn er hier groß herausgestellt wird als ein extrem gesundes Gemüse. Der Absatz zielt aber eigentlich auf Kohl allgemein ab. Was ich wieder interessant finde – offenbar traut sich die Redaktion des Seniorenratgebers nicht so recht, einfach den „Kohl“ zu empfehlen.
Das liegt vermutlich daran, dass die Redaktion dieses Magazins jünger ist als die Zielgruppe. Die über 50-Jährigen haben nämlich noch keine Scheu vor Weißkohl, Rotkohl, Blumenkohl – sie kennen ihn als Gemüse, das für viele Dinge gut ist. Es ist ja eine traurige Erscheinung der Neuzeit, dass die Zahl derer, die hilflos vor einem Weißkohl stehen, ständig wächst. So lässt sich durch die Formulierung eines an für sich ja gar nicht so schlechten Tipps ein schöner Rückschluss auf die Verfassser ziehen 😉
Alles wird uns natürlich auch wieder quellenlos vorgestellt. Dass „gute“ Fette wichtig sind, hätten weltweit Studien ergeben, keine einzige wird genannt. Dies unter der Überschrift „Rapsöl“, das angeblich eine rundherum gelungene Mischung ist. Großzügigerweise werden uns auch noch Oliven-, Nuss-, Soja- oder Leinöl als „auch nicht schlecht“ angeboten. Dass ein gutes Öl kein Billigöl sein kann, wird uns nicht verraten. Stürzen jetzt alle Senioren in die Discounter und kaufen herrlich industriell verhunztes Rapsöl? Ganz abgesehen von der Betonung des Rapsöls. Irgendwie lässt mich die Frage nicht los, warum Rapsöl hier so als besonders gesund angepriesen wird. Dabei steht doch gar nicht „Anzeige“ auf dieser Seite 😉
Auch der nächste Absatz braucht die Überschrift „Anzeige“ (der Fischfangindustrie). Wieder einmal wird uns hier der Fisch als Nonplusultra auf den Tisch geschmissen. Wegen der Omega3-Dingelchen. Aber hatten wir nicht gerade noch vor wenigen Tagen herausgefunden, dass Lein- und Walnussöl viel mehr davon besitzen als Fleisch? Erstaunlich, dass die Redaktion des Seniorenratgebers das nicht einmal in Wikipedia nachgeschaut hat. Wie gesagt, wenn es eine Anzeige wäre…. Nein, nein, natürlich verdächtige ich KEINESWEGS die Redaktion, das sie vielleicht für Rapsöl und Fischfang „geschmiert“ wird. Das würde ich nie tun, denn sicher würde mich dann die Redaktion auf dem Rechtsweg verfolgen. Und wer will das schon auf sich ziehen? Wir bekommen wieder einmal den Rat auf den Weg, „ein- bis zweimal pro Woche Heringe, Makrelen, Thunfisch oder auch Lachs aufzutischen“. Ein toller Tipp, denn dann werden die ganzen Schwermetalle in diesen Fischen an die Senioren verfüttert, und bei denen ist das jetzt nicht mehr so schlimm, oder?
Ups. Was schreib ich denn da Böses. Sicherlich meint es der Seniorenratgeber nur gut mit seiner Leserschaft.
Oh und auf der nächsten Seite entdecke ich dann die Walnüsse, die auch Omega-3-Fettsäuren liefern. Da kommt ein ganz interessanter Satz: „Ihre [der Walnüsse] Omega-3-Fettsäuren sind zwar nicht ganz so hochwertig wie das Fischöl, doch der Mensch ist in der Lage, sie in hochwertige umzuwandeln.“ Ja, wenn ich die Walnussöle in hochwertige umwandeln kann, warum muss ich mich dann voll mit Fisch stopfen? Ach so, damit die Fischfangindustrie nicht am … Ups, sorry 😛
Die Passage zum Fleisch mag ich nicht mehr vorstellen. Die ist so bodenlos dumm, das ich das einfach nicht mehr lesen mag 🙂