19. Juli Juli 2012: Simon Bodzioch im Interview
Simon Bodzioch, uns allen bekannt als Ansprechpartner im Shop Perfekte Gesundheit für Vitamix, Entsafter, Mühlen, usw. hat nicht nur den Vitamix für das letzte Preisausschreiben gestiftet (allgemeines begeistertes Trommeln….), er hat sich auch zu einem Interview bereit erklärt. Drei Tage lang hatte er Zeit, meine kniffligen Fragen zu überdenken 🙂 Aber lest selbst:

Wie lange besteht der Perfekte Gesundheit-Shop jetzt?
Seit Februar 2003.
Was war der Anlass, den Shop zu eröffnen?
Bedingt durch einen Krebsfall in meiner Familie im Jahr 1995 begann ich mich mit alternativen Krebstherapien zu beschäftigen, wie bspw. der Therapie nach Dr. Max Gerson, deren Basis stündlich frisch gepresste Gemüsesäfte und ein Verzicht auf tierische Lebensmittel bildet. Wer mehr darüber erfahren möchte: www.gerson.org. Es folgten Bücher zum Thema Rohkost, das erste Buch war „Die schleimfreie Heilkost“ von Prof. Arnold Ehret, aus dem dann 1998 die Seite www.heilkost.de entstanden ist, eine der ersten deutschsprachigen Informations-Seiten zum Thema Rohkost. Durch die Umstellung der Ernährung auf Rohkost konnte ich, obwohl keinerlei Krankheiten vorlagen, eine deutliche Energiesteigerung und ein Wohlbefinden feststellen, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte. Auch heute bin überzeugt, dass ein hoher Rohkost-Anteil und eine überwiegend pflanzliche Ernährung die beste Vorbeugung für die meisten chronischen und degenerativen Erkrankungen darstellt. In den nächsten Monaten folgte dann die Literatur zahlreicher weiterer Gesundheitsbücher zum Thema. Eine vollständige Liste der Rohkost- und Gesundheitsliteratur findet man auf heilkost.de unter dem Punkt „Bücher“.
Die für die Zubereitung roher und lebendiger Nahrung benötigten Geräte, wie Entsafter, Dörrgeräte und auch Destilliergeräte zur Herstellung von reinstem Wasser waren die ersten Produkte im Perfekte Gesundheit Shop. Das Sortiment ist stetig gewachsen, heute sind es fast 500 Produkte aus den Bereichen Entsafter, Mixer, Wasserreinigung, Nahrungsergänzung, Rohkost, Keimgläser, Getreidemühlen und Dörrgeräte.
Was hast du vorher beruflich gemacht?
Nach dem Abitur habe ich in Frankfurt „Pflege“ studiert, einen in Deutschland damals sehr neuen Studiengang, da die Pflege in Deutschland im Gegensatz zu den USA oder auch einigen skandinavischen Ländern ein reiner Ausbildungsberuf ist. Ich war der zweite Jahrgang, der diesen neuen und innovativen Studiengang belegen konnte. Trotz des Bedarfs an akademischen Kräften im Pflegebereich, sei es für die Forschung, Ausbildung und auch das Management, erwarteten mich und viele meiner Studienkollegen leider keine guten Berufsaussichten, denn es wurde versäumt diesen Studiengang auch in der Praxis entsprechend bekannt zu machen und außerdem stand das Gesundheitswesen damals genau wie heute unter einem enormen Kostendruck. Viele Entscheidungsträger waren der Meinung, dass akademische Pflegekräfte ein unnötiger Luxus seien. Die Verwaltungen der Krankenhäuser und Pflege-Einrichtungen sind historisch bedingt dominiert von Ärzten, die eventuell keine gleichberechtigten Ansprechpartner haben wollten. Daher entschloss ich mich im Anschluss an das Studium in Frankfurt zum Aufbaustudiengang „Master of Public Health“ an der Universität in Bielefeld. Da mein Schwerpunkt im Studium Prävention war, passte der Studiengang zu meinen Präferenzen. Wie das Leben es so will, bekam ich ein attraktives Angebot für eine Weiterbildung im IT-Bereich, in dem damals händeringend Fachkräfte gesucht wurden. Nach einigen Jahren als angestellter Systemadministrator siegte dann aber mein Interesse für die Gesundheit und ich machte mich im Jahr 2002 selbständig.
Was hat sich heute im Vergleich zu den Anfängen im Kundenumgang geändert?
Eigentlich hat sich in den zehn Jahren im Umgang mit den Kunden nicht viel geändert. Was sich stark verändert hat und auch in einem ständigen Veränderungsprozess ist, das sind die Rahmenbedingungen und die Situation mit den Mitbewerbern. Das Internet ist ein Wachstumsmarkt, allerdings wird dieses Wachstum dadurch begrenzt, dass immer mehr Mitbewerber auf den Markt drängen, weil viele es für eine einfache und risikolose Möglichkeit halten, sich eine Existenz aufzubauen, allerdings ist der Betrieb eines Onlineshops sehr viel komplexer und aufwändiger als die meisten sich das zu Beginn vielleicht vorstellen können. Unnötige, aber dennoch teure Abmahnungen von Abmahnvereinen oder Mitbewerbern haben stark zugenommen und können leicht die Existenz einer jungen Firma zerstören.
Was hat sich heute im Vergleich zu den Anfängen im Umgang mit Herstellern und deinen Lieferanten geändert?
Die meisten Hersteller und Lieferanten sind sehr zuverlässig, professionell und bieten einen hervorragenden Service für ihre Händler und deren Endkunden an, gelegentlich gibt es Interessenkonflikte, wenn Hersteller und Importeure mit eigenen Onlineshops vertreten sind und wegen des bekannten Markennamens natürlich einen gewissen Vertrauensvorteil genießen. Dann können Hersteller zum direkten Wettbewerber ihrer eigenen Händler werden.
Was bedeutet es für dich, wenn Kunden Geräte zurückgeben? Kannst du den Verlust an deine Lieferanten weitergeben?
Nein, der Einzelhändler hat gegenüber dem Hersteller oder Großhändler keinerlei Rückgaberecht. Das bedeutet, dass gebrauchte Ware nach der Reinigung dann mit einem gewissen Abschlag als Gebrauchtgerät verkauft werden muss, was sich vor allem bei hochpreisigen Artikeln als Problem darstellt. Wir verkaufen qualitativ sehr hochwertige Produkte, die wir durch ausreichend Produktbilder, realistische und ausführliche Beschreibungen, Videos und unsere zahlreichen Kundenbewertungen so darstellen, dass das Risiko eines Fehlkaufs zwar minimiert, aber natürlich nie ganz ausgeschlossen werden kann. Retourware stellt für Internethändler vermutlich die grösste Herausforderung dar.
Hat sich deine Produktpalette im Laufe der Jahre verändert und wenn ja, wie?
Ja, die Auswahl an Produkten ist stark gewachsen, bewegt sich aber nun auf einem stabilen Niveau. Bei der Aufnahme neuer Produkte schauen wir sehr genau hin, ob der Artikel einen Mehrwert für unsere Kunden darstellt und ins Gesamtkonzept passt.
Wie hat sich der technische Aufwand zum Führen eines Shops geändert?
Durch sich ständig verändernde rechtliche Rahmenbedingungen (deutsches Recht, EU-Recht) ist ein Shop nie „fertig“. Es gibt jeden Monat Anpassungen und Verbesserungen in der Funktionalität. Aus diesem Grund sind im Umfeld sehr viele Dienstleister entstanden, die sehr gut von den Shopbetreibern leben.
Wo siehst du den Perfekte-Gesundheit-Shop in zehn Jahren?
Die Zukunft hängt davon ab, ob man trotz des Wettbewerbs in Zukunft weiterhin eine bestimmte Nische besetzen kann. Es wird auch davon abhängen, ob die grossen Player im Onlinehandel den „Kleinen“ die Nische lassen. Vermutlich wird es auch im Internet, wie im stationären Handel schon geschehen, einen Verdrängungswettbewerb geben. Die kleinen „Tante Emma“ Läden sind von der Bildfläche verschwunden und ersetzt worden durch die überall präsenten Discounter, die solange neue Märkte eröffnen, bis auch sie sich gegenseitig das Wasser abgegraben haben.
Was Kunden sich von Shops bzw. Online-Shops wünschen, ist mehr oder weniger bekannt. Interessant, auch hier einmal die andere Seite zu hören, finde ich. Daher meine Frage: Was wünschst du dir von den Kunden?
Die Frage ist natürlich nicht einfach zu beantworten. Aber zum Glück ist der Großteil unserer Kunden sehr nett und umgänglich und wir erhalten auch viel positive Rückmeldungen, Lob oder Dankesbriefe, dass sich durch unsere Beratung und unsere Geräte der gesundheitliche Zustand verbessert hat. Natürlich kann bei einer Lieferung auch Mal etwas schief laufen, wir greifen auch auf Dienstleister und Partner zurück und überall arbeiten nur Menschen, die auch Fehler machen können. Wenn so etwas passiert setzen wir alles daran, den Fehler schnellstmöglich auszubügeln. Was ich mir wünsche in solchen Fällen ist etwas Geduld und Verständnis.