Kommentar vom 9. Juni 2010: „You’ve got mail….“
Die Mailerei ist eine tolle Sache. Viele Menschen, die mir heute wert und teuer sind, hätte ich ohne Internet und Email nie kennen gelernt. Auch das Pflegen von Freundschaften ist viel einfacher. Vom geschäftlichen Vorteil ganz zu schweigen.
Es wäre also wunderbar, wenn es nicht die Spam-Mails gäbe. Wenn ich jedes Mal ein 10-Cent-Stück bekäme, wenn ich wieder ein tolles Viagra-Angebot bekomme, um meine Freundin wirklich glücklich zu machen, oder einen Euro, wenn sich wieder mal ein Nigerianer oder Taiwan-Chinese vertrauensvoll mit seinen Millionen an mich wendet, wäre ich heute reich. Spam-Mails bringen leider nichts außer einem möglicherweise wunden Zeigefinger, weil ich sie wegklicken muss, trotz der mittlerweile recht ordentlichen Spam-Filter der großen Provider.
Es gibt aber noch drei Sorten von Mails, die mich nerven, weil sie wesentlich persönlicher sind als die bekloppten Spammails.
Hoax
Diese Mails spielen mit der Gutgläubigkeit der Menschen und warnen uns vor schrecklichen Gefahren: Computerviren, AIDS-Viren auf einer Stecknadel im Kino usw. Gerne begleitet von dem Text „Ich weiß, du magst solche Mails nicht, aber lies dir das mal durch, besser vorsichtig sein!“ Da es im Internet sehr schnell Infos zu diesen Hoax-Meldungen gibt, sind sie zum Glück seltener geworden. Oder ich habe sie mir rabiat genug verbeten 🙂
Witze oder Fotos als Powerpoint
Wenn mir jemand eine Powerpoint-Präsentation zum ersten Mal schickt, weise ich immer erklärend und freundlich darauf hin, dass ich mir meinen Mailzugang nicht mit diesen riesigen Dateien zustopfen möchte. Dann ebbt das ab… bis zur nächsten Mail „Also ich weiß ja, du magst so was nicht, aber DAS hier ist wirklich TOTAL lustig“ (wahlweise: wunderschöne Fotos…). Und wieder füllt sich mein Email-Fach mit riesigen Datenmengen. Selbst wenn ich Zeit habe, sie zu betrachten, stelle ich immer fest, dass ich offenbar humorlos bin. Wenn ich Glück habe, kann ich mal lächeln. Wirklich schrecklich lustig? Außerdem ließen sich die meisten dieser Scherze auch prima als reiner Text verschicken. Spätestens nach dem dritten „ich möchte bitte keine solchen Dateien!!“ hört es zum Glück auf. Was anderes ist es übrigens, wenn mir jemand Fotos schickt, die er selbst gemacht hat, wo ich wirklich etwas Persönliches sehen kann: Das ist schön und gefällt mir. Wobei man übrigens auch diese Fotos mit wenigen Handgriffen verkleinern kann, ohne dass ihre Qualität für den Bildschirm geringer wird. 2,5 MB, 5 MB für ein Foto sind heute keine Seltenheit mehr. Kein Mensch hat einen Bildschirm dieser Größe, der solche Auflösungen erfordert! Ich verkleinere meine Fotos vor dem Versand immer auf 100-150 KB. Das reicht bestens. Bessere Auflösungen sind nur für den Druck erforderlich. Leider wird dies vom Megapixel-Wahn der Kamerahersteller noch unterstützt.
Aufrufe zum Einsatz für das Gute
Hier wird emotional auf die Tränendrüse gedrückt, dass es nur so kracht. Entweder ist es eine Glücksmail und wenn ich die Kette unterbreche und diese Mail nicht an 20 Leute weiter sende, wird das Unglück mich verfolgen. Übrigens: So viel dieser Ketten wie ich schon unterbrochen habe, müsste ich schon lange tot, verarmt und freundlos sein 🙂 Oder aber es wird etwas ganz Furchtbares aufgedeckt, das wir nur verhindern können, indem wir alle unsere Kontakte in unserem Adressbuch davon informieren, damit diese wiederum mehr Leute informieren und alle unterschreiben, dass das so schrecklich ist. Diese Dinger sind besonders schlimm, weil da wirklich die nettesten Menschen drauf reinfallen. Und ich stehe dann immer als böse Bubin da, weil ich das nicht nur lösche, sondern mich auch immer bei den Absendern beschwere.
Wir brauchen kein Ass in Mathematik zu sein, um uns auszumalen, was passiert, wenn wirklich jeder Empfänger das Zeugs flugs an mindestens 10 oder 20 weitere Leute weiterschicken würde. Das Internet würde den Kollaps erleiden. Und genau das ist es auch, was hinter diesen Mails steckt. Wer wirklich engagiert für das grausame Ermorden von Robben eintreten möchte, schickt doch keine Mails! Hier wird die Gutgläubigkeit von Menschen für Blödsinn ausgenutzt.
Ich denke, die wenigsten machen sich klar, was dieser Versand von riesigen Mengen von Daten bewirkt, nämlich dass die Leitungen überlastet sind. „Ach diese eine Mail macht es nicht“. Jede unnütze und überflüssige Mail macht es schwerer und teurer, das Internet am Leben zu halten. Womit ich natürlich nicht den Spaß an der echten Kommunikation über Emails verderben möchte. Nur diese sinnlose Umherschieben von Daten, das Zustopfen meines Mail-Postfachs mit Dingen, die mich überhaupt nicht interessieren: Das ist auch eine Umweltverschmutzung.