Kommentar vom 28. Mai 2010: „Wechseljahre in der Apothekenumschau“
Nun also nimmt sich die Apotheken-Umschau auch der Wechseljahre an. Zwar wird verbal betont, Wechseljahre seien keine Krankheit, der Text liest sich dennoch so. Am besten finde ich an diesem Artikel, dass uns Frauen nun eingeredet wird, dass wir ALLE irgendwelche Beschwerden haben, und seien sie nur gering.
So ist doch interessant, dass eine Chinesin hier berichtet „Ich merke gar nichts“. Der Arzt Dr. Matthias David kommentiert das „Die Symptome sind die gleichen, aber Asiatinnen geben sie deutlich seltener und in schwächerem Ausmaße an.“ Also für mich ist „gar nichts merken“ 0 und „deutlich seltener und schwächer“ vielleicht eine 1. Demnach kann dieser Arzt nicht zwischen 0 und 1 unterscheiden? Traurig.
Auch Professorin Isabella Heuser tutet ins gleiche Horn: „Jede Frau spürt das Klimakterium“. Auch so ein Satz – wahrscheinlich werden allen Frauen Fragebogen vorgelegt. Und sicher gibt es auch so Fragen wie „hatten Sie in den letzten 20 Wochen mal schlechte Laune?“ Wenn da eine 50-Jährige ankreuzt „Ja“, dann nicken alle beifällig mit dem Kopf: DAS sind die Wechseljahre! Und Frau Prof. Heuser hat natürlich auch insoweit Recht: Natürlich spürt man das Klimakterium, spätestens dann, wenn wir bemerken, dass die Periode ausbleibt 😉 Aber das meint sie natürlich nicht. Dafür empfiehlt sie lieber Hormongaben, wenn auch – oh wie fortschrittlich – nur bei starken Beschwerden.
Im Folgenden ein Beitrag von Florinda (Name frei erfunden) zu dem gerade laufenden Preisausschreiben, der dazu passt:
Die Wechseljahre sind ein Thema, das auch in der Vollwerternährung eine Rolle spielt, wird aber auch dort als Tabu behandelt. Dabei fangen die ersten Zeichen früh an. Damit meine ich nicht Schlafstörungen oder Hitzewallungen. Die ersten Zeichen sind die Dinge, die uns unsere Mitmenschen präsentieren.
Ich war 45 Jahre alt, als mir ein Bekannter mit sorgenvoller Miene eröffnete, ich müsste doch langsam mal was für meinen Eiweißhaushalt tun und mal öfter Soja/Tofu essen, schließlich würde mein Eiweißbedarf in den WECHSELJAHREN ja ansteigen. Allerdings steckte ich damals nicht in den Wechseljahren, aber was soll’s? Ich steckte damals in den Anfängen der Abkehr von der Industriekost, aber Tofu war mir noch positiv in Erinnerung.
Gelegentlich hatte ich damals Erkältungen, da ich noch den Körper von der Zivilisationskost reinigen musste. Ein guter Freund verstieg sich sogar so weit, als ich eine Erkältung hatte, so ganz vorsichtig zu sagen: „Nun ja, ähm, vielleicht sind das ja die WECHSELJAHRE???“
Meine Periode habe ich sehr früh bekommen, ich war gerade 10 Jahre alt, ich habe immer viel Schmerzen gehabt. Besser wurde das erst so ab den 40ern, ich ging viel Schwimmen. Eine Freundin schenkte mir zwei Bruker-Bücher und allmählich begann ich mit der Vollwert, erst nur durch Senken des Anteils der Zucker- und Weißmehlanteile. Auf jeden Fall hatte ich nach Umsteigen auf die tiereiweißfreie Vollwertkost praktisch keine Probleme mehr mit der Menstruation, die dann mit Mitte 50 aufhörte. Keine Hitzewallungen, keine Depressionen, keine Schlafstörungen, ich habe nur eine Weile zugenommen, weil ich mehr gegessen habe. Viele Frauen nehmen ja gerne auch die Wechseljahre als Entschuldigung, um nicht zuzugeben, dass sie aus was für Gründen auch immer einfach mehr essen.
Immer noch den Spruch meines Bekannten im Kopf, dachte ich, es sei vielleicht jetzt doch mal besser, die Tiereiweißfreiheit zu beenden. Auch der Vitamin-B12-Mangel spukte mir durch den Kopf. Also kehrte ich zur normalen Vollwerternährung zurück.
Sowas habe ich davor und danach nicht mehr erlebt. Mir ging es nicht gut, mir war übel nach Quark und Eiern, ich war ständig müde. Aber das Härteste war wirklich der vierte oder fünfte Abend, ich saß vor dem Fernseher und schaute mir irgendso eine Talkshow an. Nach der mit Käse überbackenen Pizza hatte ich als Nachtisch noch ein Joghurt gegessen. Da bekam ich das, was ich bisher nie erlebt hatte: eine Hitzewallung. So muss das sein, ein heißer Kopf, es tropfte von der Stirn, mein Körper glühte…. ich war wie vom Donner gerührt. Meine Tochter kam ins Zimmer und kicherte, „Du bist ja ganz in Schweiß gebadet und hast einen hochroten Kopf!“ Natürlich fiel mir der Zusammenhang mit der Ernährung sofort auf. Der Rest Joghurt und ähnliche Dinge verschwanden im Mülleimer. Nach der Rückumstellung auf Tiereiweißfrei hatte ich nie wieder auch ein nur annähernd wechseljahreartiges Erlebnis. Mittlerweile lebe ich fast vegan, und es bekommt mir blendend.
Was würden Frau Prof. Heuser und Dr. Matthias David wohl zu diesem Bericht sagen, wie würden sie ihn abtun, damit er in ihr Schema passt?.
Dass die Psyche, die Einstellung zu dem Umschwung in diesen Jahren auch eine Rolle dabei spielt, wie heftig wir Frauen diese Zeit erleben, liegt auf der Hand. Aber die Psyche von Florinda hat sicher nicht an einem einzigen Abend plötzlich ein neues Gewand angelegt. Gerne würde ich wissen, ob andere Frauen ähnliche Erfahrungen gemacht haben.