Zink, ups

Wer mich kennt, weiß: Ich gehe nur dann zum Arzt, wenn’s brennt. Nachdem ich einige Monate beobachtet habe, wie meine Haarpracht allmählich dünner und dünner wurde, habe ich mich mal zum Arzt bemüht. Blut abgenommen, Schilddrüsenwerte okay. Verdacht: Zinkmangel. Nochmal Blut abgenommen (die Story ist ein bisschen länger, der Arzt ist kein tumber Tor 😉 ) auf Zink hin: Yes! Ein deutlicher Zinkmangel liegt bei mir vor. Der Arzt verschrieb mir Zinktabletten, und zwar in der doppelten Dosis. Ende August neuer Test.

Soweit, so gut oder eben nicht. Ich habe mich natürlich umgelesen. Noch mehr Dinge, die ich bei mir beobachtete und die ich auf anderes Ursachen wie beispielsweise das Wetter geschoben habe (ewig müde), passen bestens dazu. Wie aber komme ich bei meiner Ernährung auf einen Zinkmangel?

Zwar lebe ich nicht mehr 100% vollwertig, aber ich esse immer noch Haferflocken, Vollkornbrot, Nüsse – all die Dinge, die zinkreich sind. Aber eben wenig Käse und sehr, sehr selten Fleisch.

Sagt jemand „Ich bin Veganer“, befragt man ihn gleich nach dem B12-Mangel. Aber dass Zinkmangel eben auch sehr leicht durch eine vegane Lebensweise entstehen kann, ist irgendwie nicht so deutlich im Bewusstsein.

Ich behaupte keineswegs, dass alle Veganer einen Zinkmangel haben. Aber vor allem diejenigen, die einfach nur die Tierprodukte weglassen, ohne sich über den Rest ihrer Ernährung Gedanken zu machen und die ihr Essen nicht Sorgfalt auswählen, sind gefährdet. Und sollten ihren Wert mal testen lassen.

Eine andere Frau, mit der ich die Tage darüber sprach, berichtete Ähnliches. Sie hatte auch niedrige Zinkwerte, hat sich dann angewöhnt, Fleisch in Maßen zu essen und die Werte haben sich gebessert auf normal.

Mir gibt sowas schon zu denken. Vor allem wenn ich daran denke, dass einige Eltern ihre Kinder vegan ernähren. Können sie wirklich abschätzen, was das für Langzeitfolgen für ihre Kinder haben kann?

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Was kommt auf mein Tellerchen?

8. Dez. 16: Seit einiger Zeit…

Wer meine Rezepte regelmäßig verfolgt, weiß es bereits – ich habe kleine Mengen Tiereiweiß und Fett (Butter und Öl) erneut in meine Ernährung eingeführt. Die absolute (oder zumindest fast absolute) Streichung dieser Dinge hat mir keine Vorteile gebracht und ich kenne auch niemanden persönlich-überprüfbar, der wirklich einen Nutzen davon hatte. Wer gewisse Krankheiten hat wie Allergien oder Rheuma kommt um die 100%ige Tiereiweißfreiheit nicht herum, wenn er keinen Auschlag oder Schmerzen bekommen möchte, das ist auch klar.

Meine Überzeugung nach reiflichem Austesten und Lesen entsprechender Seiten trifft das „Mittelmaß“, das heißt, dass ich überzeugt bin, dass für klinisch gesunde Menschen eine extreme Ernährung, die bestimmte „natürliche“ Bestandteile komplett ausschließt, nicht erforderlich oder förderlich ist. Für mich heißt das mehr denn je, dass veganes und Rohkost-Essen reine moralische oder sonstige Entscheidungen sind, die aber nicht wirklich von fundiertem Wissen vom Gesundheitsnutzen geprägt sind. Veganer sind gesünder als Nichtveganer – eine These, die immer noch umstritten ist. Aber selbst wenn es so wäre: Wer hat den Gesundheitszustand von Veganern mit dem von Vollwertlern (nicht einmal tiereiweißfrei) verglichen, wirklich fundiert nachgewiesen? Wer hat vegane Vollwertkost mit tiereiweißhaltiger Vollwertkost in nennenswerten Zahlen verglichen? Meines Wissens niemand. Die einzelnen beziehen ihr „Wissen“ aus persönlicher Erfahrung im kleinen Kreis (was leider häufig zur Überzeugung „Nur das ist richtig!“ wird) oder aus Büchern und YouTube-Filmen einzelner Ärzte oder mit Überzeugungskraft auftretenden Laien.

Esselstyn empfiehlt für Herzkranke völlig fettfreie Ernährung, auch ohne Nüsse. Gemüse habe genug Fett. Ach ja? Ich möchte das nicht ausprobieren (bin eh nicht herzkrank). Vor einigen Wochen sah ich im Interview eine deutsche Ärztin, die unbedingt die Zufuhr großer Mengen Kokosöl empfahl, leider habe ich ihren Namen vergessen. Also wer abnehmen wolle, solle das Kokosöl am besten esslöffelweise zu sich nehmen. Auch das möchte ich nicht ausprobieren.

Auch ich habe die Phase durchlaufen, in der ich die tiereiweißfreie Vollwertkost oder auch die sehr stark fettreduzierte Vollwerternährung konsequent verfolgt habe, weil sie mir plausibel erschien. Das tut sie nicht mehr, zu löchrig sind die echten Beweise. Brukers Erkenntnisse sind teils einfach vom Faktenwissen überholt, die Erfolgsbeispiele von FoK rühren einerseits daher, dass Normalesser nach Ernährungsumstellung gesunden – wer würde das von einer solchen Ernährung nicht?, echte Langzeiterfolge sehe ich dort nicht nachprüfbar. Die Beispielgeschichten sind leider teils medizinisch nicht haltbar. Da rückt der Glaube die Ergebnisse vielleicht wieder einmal zurecht, wie das ja leider in der Wissenschaftsgeschichte häufig so ist, was ich auch durchaus bereit bin, Dr. Bruker zu unterstellen.

Auch ich habe diese Phase gehabt, wo ich überzeugt war, dass Menschen, bei denen die Vollwertkost nicht die gewünschten Erfolge bringt, eben nicht „richtig vollwertig“ essen. Ich habe da einmal eine Frau sehr mit vor den Kopf gestoßen. Ich denke nicht, dass sie hier noch mitliest, weil sie sehr verärgert war über meine bohrenden Fragen (die sie nur zu gut kannte), aber wenn ja, so möchte ich mich für diesen leichten Starrsinn entschuldigen. 🙂

Vollwertkost ja, „So natürlich wie möglich“, unbedingt. Ich kehre nicht zu den Fleischtöpfen zurück, nicht zu den Sahne- oder Butterbergen, wie sie teils in der tiereiweißfreien Ernährung zelebriert werden. Ich esse deutlich fettarmer als früher, das finde ich gut. Ich esse nicht sehr viel Tiereiweiß (keine Eier, kein Quark oder Joghurt, weil dies Eiweißschleudern sind, keine Milch), aber kleine Mengen heben die Essensqualität einfach an. Schon ein Esslöffel Sahne im Frischkorngericht macht einen Unterschied, den nur ein gehäufter Esslöffel Cashewnussmus annäherend erreichen kann – vom Geschmack ganz zu schweigen.

So stehe ich heute da. Ich bin gespannt, wie es „mit mir“ weitergeht.

Wie mich Björn Moschinski zum K…. bringt

5. März 2015: Köche und Werbung

Köche verkaufen für Werbung ihre Seele, das wissen wir von Lafers und Konsorten, die von gesundem Essen schwafeln und keine Hemmungen haben, für irgendwelche Dosengerichte zu werben. Wo jetzt gerade eine vegane Welle herrscht, möchten auch vegane „Köche“ gerne absahnen – nicht in Form von Sahne, die ja verboten ist, sondern in Form von Geld.

Wohlgemerkt – prinzipiell nehme ich das niemandem übel, der Geld verdienen möchte, von mir aus auch viel Geld. Wer so blöde ist – wenn ich das mal sagen darf – und eine Dose Schrott kauft, weil Herr XYZ dazu lächelt, macht das freiwillig, keiner zwingt ihn dazu. Also sei Herrn XYZ der 1 Cent pro Dose (oder was er umgerechnet verdient) gegönnt.

Dass auch „die Veganer“ Geld verdienen möchten, ist verständlich. Heute steht „vegan“ auf Cashewnüssen, wie wir wissen, Hauptsache, der Kunde grapscht zu. Und ich sehe auch keinerlei Grund sich aufzuregen, weil sich ein Veganer ein dickes Sportmobil zulegt. Auch Veganer sind Männer und können Autos als Verlängerung ihres …. öhm, ja, ihres männlichen Selbstbewusstseins sehen. Wenn die Leut‘ Spaß daran haben – why not? Wenn ich mich andererseits als vegane Kultfigur aufbaue, wäre es schon peinlich, wenn man mich an der Currywurstbude mit 2 Portionen Currywurst in der Hand erwischen würde. So habe ich in Remscheid den dortigen Grünenkandidaten mal an einem Werbestand gesehen, vor ihm eine Schale aus Plastik (!) mit irgendeiner Wurst drin. Da fand ich die Glaubwürdigkeit schon ein wenig geschwächt 😉

Eine dieser selbsternannten veganen Kultfiguren ist Björn Moschinski. Als er noch nicht so bekannt war, habe ich einige seiner Videos gesehen und ein Häckchen dran gemacht. Muss ich nicht haben, ich stehe nicht so auf Selbstbeweihräucherung ohne was dahinter. Wenn ich ein Mützchen auf dem Kopf und ein passendes Outfit inklusive Löckchen am Kopf brauche, um mich selbst zu verkulten… okay, wer das toll findet. Mir egal.

Auch Meister Moschinski möchte am großen Werbebraten teilhaben, der sicherlich aus Tofu gestaltet ist. Für so eine richtig große Firma hat’s wohl noch nicht gereicht, aber Wheaty hat ihn entdeckt und übergießt die Biozeitschriften mit – natürlich grün unterlegten – Werbestreifen. Die beste fand ich auf Seite 92 der Märzausgabe von Schrot(t) und Korn: Der Vegan Headchef empfiehlt. Ich frage mich ja nun, was ein Kopfkoch ist. Wenn ich in leo headchef eingebe, wird mir headache vorgeschlagen. Kopfschmerzen. 🙂 Aber warum den Begriff auch so schreiben, wie es Englisch wäre (head chef)? Aber das ist Sache von Wheaty…. The Vegan Way. Deutsch geht nicht, was?

Aber der vegan Headchef empfiehlt uns etwas. Nämlich ein Schnitzel, das ist vegan, bio, lactosefrei, eifrei, palmölfrei. Leckerfrei. (Letzteres ist ein Zusatz von mir….). Und was ist der Slogän für dieses Schnitzelchen: „Echt fleischig – knusprige Panade“.

Ich meine, das Wort „fleischig“ ist echt der Hammer. Ich bin keine Veganerin, ich kann gut zusehen, wenn jemand neben mir ein (echtes) Schnitzel isst, aber bei dem Wort „fleischig“ wird mir komisch. Dem veganen Kopfchef Moschinski offensichtlich nicht. Oder schaut der sich nicht an, in was für Slogäns er verkauft wird, reicht ihm der Scheck?

Peinlicher geht nicht. Ich sage ja immer – wer als Veganer das Fleischliche über den Weizenweg zu finden sucht, würde genauso gut Menschenfleisch verkaufen können (ich hatte dazu bereits einen Artikel). Wer als Veganer das Wort „fleischig“ anregend findet, ist kein echter Nichtfleischesser und auch kein echter Tierliebhaber, behaupte ich nach wie vor. Wobei diese Werbekampagne sicherlich von einer Agentur gestaltet wurde, die nicht begriffen hat, worum es bei vegan geht. Aber als Vorzeigefigur einer Anzeige in meinem Namen würde ich mir ein Vetorecht einräumen – alleine wegen der Glaubwürdigkeit.

Mein Wochenendbesuch

2. August 2013: Veganer Besuch

An dem heißen Juli-Wochenende, 26. bis 28. Juli, hatte ich veganen Besuch, meinen 17-jährigen Neffen M. Er ist seit einem knappen Jahr Vegetarier und seit Silvester Veganer. Als ich das mitbekommen habe, lud ich ihn zu einem veganen Kochwochenende ein. Ja, da hätte er Spaß dran… Wir hatten erst Karneval geplant, aber das klappte nicht. Dann hatten wir das obige Wochenende ins Auge gefasst. Auch wenn alle Schicksalsstränge sich dagegen verbunden hatten – die Kunden deckelten uns mit Arbeit zu, die Temperaturen gingen in schwindelnde Höhen -, habe ich den Termin nicht sausen lassen. Es sind jetzt Schulferien, und wer weiß, ob es an einem anderen Wochenende geklappt hätte? Also Temperaturaugen durch und zu.
Um das Ende gleich vorweg zu nehmen – es wurde ein tolles Wochenende und ich hoffe, ich konnte dem jungen Mann ein wenig auf den Veganweg mitgeben zum Überdenken (in Sachen natürliche Lebensmittel). Für mich ist vegan in der praktischen Umsetzung kein Problem, nur mit dem Honig musste ich ein wenig umdenken, denn M. ist da konsequent (für sich selbst). Gleich am ersten Abend hätte ich beinahe einen Missgriff getan, es sollte Salat geben. „Magst du scharfes Essen?“ M. nickte freudig. Ich gab also Hoisan-Soße mit Cashewnüssen usw. in den Mixbecher und ups, da fiel es mir ein: Ich habe ja einen Teelöffel Honig in der Soße. Zum Glück habe ich noch daran gedacht, und konnte so ein neues Dressing herstellen und das halbfertige Dressing für die kommende Woche verwahren.
In einem hat er großes Glück: Er wird von der Familie akzeptiert, ja, sogar unterstützt. Seine Mutter kocht für ihn vegan, die ganze Familie ist schon ein bisschen beeinflusst. Ein wenig lustig finde ich das schon, ich meine…. es ist ja nicht so, als hätte man über die Verwandtschaft mit mir nicht schon einmal über Tiereiweißlosigkeit nachdenken können, oder? 😉 Aber was soll’s… das Ergebnis zählt und das Schicksal des Propheten im eigenen Land ist ja nicht ohne Grund ein gängiges Sprichwort.
Mein Neffe ist als einziger in der Familie sehr schlank. Seine Mutter findet, er braucht dringlich ein paar Kilos drauf. Ich finde das nicht. Klar, er ist sehr schlank, aber gesund, munter und belastbar. Außerdem – 17 Jahre alt…. Da kann noch viel passieren. Als Veganer ist er natürlich auch nicht der Gefahr ausgesetzt, ständig und überall rumzufuttern, das ist ja „gefährlich“. An dem heißen Samstag hat er in der Küche rumgewerkelt, ohne Schwächen zu zeigen, ist zweimal mit mir shoppen gewesen und kein Tröpfchen Schweiß auf der Stirn war zu sehen (bei mir schon eher, aber ich bin auch sicher nicht sehr schlank). Wofür soll er da mehr Kilos mit sich rumtragen? Für irgendwelche theoretischen Vorstellungen?
M. ist auch locker in seinem Veganismus, für andere meine ich, nicht für sich selbst. Ich hoffe, das bleibt so. Als wir Samstag einkaufen waren, habe ich eine kleine Flasche Ahornsirup gekauft. Das ist zum Plätzchenbacken und vor allem für die Herstellung von Schokolade einfach besser als Rosinen- oder Dattelsoße. Da er sonst alles Vollwertige mit viel Freude gegessen hat, käme ich mir dämlich vor, wenn ich da plötzlich die Vollwertigkeit des Honigs ständig ins Spiel bringen muss. Ich muss die Dinge nicht essen und habe ihm auch alles mitgegeben. Im Übrigen schmeckt Ahornsirup im Gegensatz zu Zucker lecker in Plätzchen und Schokolade, probiert habe ich natürlich schon. Er ist gerade mal ein paar Monate dabei, da möchte ich nicht durch übermäßige Linientreue anderen gegenüber der Vollwert ein so unrühmliches Denkmal setzen.
Ich habe auch keine Grundsatzdiskussion über Honig angefangen. Ich persönlich weiß genug aus direkten Berichten und auch aus dem Internet, dass Bienenhaltung und Honiggewinnung nicht mit der Massentierhaltung verglichen werden können – wenn man sich nicht gerade Discounterhonig in die Bude holt. Das wird er eines Tages lernen oder auch nicht. Ich finde, da gibt es wichtigere Dinge im Essensleben, über die es sich zu sprechen lohnt.
„Eigentlich“ frühstückt M. nicht – aber ein kleines Frischkorngericht hat er Samstag trotzdem mitgegessen. Ich hab’s extra mit Flocken gemacht, eingeweichtes Getreide ist eben nicht für jedermann gleich ein guter Einstieg. Weniger als sonst, mit ein bisschen Erdbeer-Bananepüree und ein paar Heidelbeeren oben drauf. Am zweiten Tag – ich bin ja undogmatisch, wer nicht frühstücken will, soll’s bleiben lassen – hat er es quasi „verlangt“. Fein. Die Erinnerung wird bleiben – auch wie schön satt das macht.
Das Tiramisu für die Commitment-Aktion haben wir zusammen gemacht, eine Lasagne, Plätzchen, Knäckebrot, Cracker, bestimmt 5 oder 6-Mal Eis aus dem Vitamix :-). Einen Aufstrich, zweimal Schokolade (mit Ahornsirup), Brötchen gebacken, eine Salatplatte und Suppe vorbereitet für die Familie, die ihn wieder abgeholt hat.
Abends haben wir auf der Terrasse gesessen und den Grillduft (haha) der Nachbarn geatmet. Auch da waren wir uns einig – das ist fies.

Mein Kind will Wurscht – ist mir doch Wurscht

21. Juni 2012: Wie mache ich aus einem Kind einen kleinen Vegetarier?

Häufig sind Eltern besorgt, wie sie ihre Kinder zum Vegetarismus bringen können. Da werden die spannendsten Lösungen vorgeschlagen. Gerne hört man dann auch: „Nimm sie mal mit zum Schlachthof“. Oder „Zeig ihnen einen der Gruselfilme, wie Küken / Schweine (usw.) grausam geschlachtet werden.“

Na super. So bekomme ich drei mögliche Ergebnisse: Gewünscht: Die Kinder werden selbst überzeugte Vegetarier und rühren ihr Leben lang kein Fleisch mehr an. Oder: Die Kinder essen wirklich kein Fleisch mehr, sind aber durch die Filme ihr Leben lang traumatisiert. Ein hoher Preis, aber offensichtlich ist manchen Eltern der Vegetarismus wichtiger als das psychische Wohlbefinden ihrer Kinder. Oder aber dem Kind ist das egal, weil es – wie das bei Kindern ganz natürlich ist!!! – keine Empathie empfindet, ein vernünftiger Schutzmechanismus der Natur. Übrigens einer der Gründe, warum Märchen für Kinder gar nicht so grausam sind, wie Erwachsene häufig denken.

Ich sehe nur eine Lösung: Konsequent und freundlich vorleben, auf Nachfragen erklären. Niemals drängen, denn das wird spätestens in der Pubertät zu Widerstand führen.

Oder denken wir doch einmal anders herum: Wie sind wir denn zu Vegetariern geworden? Meine Eltern haben munter Fleisch verzehrt, auch meine Großeltern, meine Geschwister tun es heute noch. Ich habe mich gegen den Fleischverzehr entschieden, ohne auch je einen dieser Filme gesehen zu haben – zum Glück. Mir hat es gereicht, dass wir im Biologieunterricht (ich muss da so 15, 16 oder 17 Jahre alt gewesen sein) angebrütete Eier schlachten mussten. Ich habe mich geweigert, da mitzumachen, was mir in dem Halbjahr nicht unbedingt die beste Note einbrachte. Meine Freundin, sicherlich nicht grausamer von Natur aus als ich, hat eine angebrütete Petrischale mit nach Hause genommen, weil sie das spannend fand. Sie wollte Tierärztin werden, ich nicht – weil ich eben in diesen Dingen sehr leicht zu traumatisieren bin, weswegen ich auch heute noch weggehe, wenn mir jemand Wunden, OP-Berichte o.ä. offeriert. Dennoch habe ich mittags nach diesem Biologieunterricht vermutlich Fleisch gegessen, sogar ja bis vor wenigen Jahren noch aß ich Tierprodukte.

Auch ist es zum Glück so, dass nicht alle Kinder so werden, wie ihre Eltern sich das so glühend wünschen und mit allen mehr oder weniger feinen Methoden versuchen, in die Kinder hineinzuerziehen. Wir hätten sonst nur einen Klon nach dem anderen. Viele von uns sind anders als unsere Eltern – und wir sind meist glücklich darüber. Ohne Kinder, die anders sind als ihre Eltern, gäbe es keinen Fortschritt. Womit ich andererseits auch nicht meine, dass Kinder unerzogen bleiben sollen, um Himmels willen! „Bitte“ und „Danke“ sagen, nicht mit offenem vollem Mund reden: Das sind zum Beispiel Dinge, auf die Eltern nicht in der Erziehung verzichten sollten. Das sind Verhaltensweisen. Aber auch diese beruhen auf Vorleben. Gesinnungsfragen kann ich im Gegensatz zu Verhaltensweisen nicht durch Erziehungsmaßnahmen lenken, nur durch Überzeugung und, um mich zu wiederholen: Vorleben.

Vegetarier und Veganer

27. April 2102: Warum vegan für mich keine Ernährung, sondern eine Lebenshaltung ist

Wenn ich gefragt werde: „Ach, bist du Vegetarierin?“, antworte ich in der Regel: „Nein, ich esse nur kein Fleisch“. Auf die Frage: „Sollen wir für dich vegan kochen?“ anworte ich: „Nein, bitte nicht, kocht für mich einfach ohne Tiereiweiß.“

Wieso? Wo ist der Unterschied? Ich erkläre das gerne: vegan und vegetarisch sind Lebenseinstellungen. Für mich ist diese Essweise nicht vorrangig eine Frage der Tierliebe, sondern dessen, was ich ernährungsmäßig für vernünftig halte. Dass ich mit fortschreitender tiereiweißarmer oder manchmal -freier Ernährung auch dem rohen Fleisch und der Tierhaltung gegenüber eine andere Einstellung bekommen habe, liegt auf der Hand. Warum ich mich aber vor allem immer noch und immer stärker gegen die Bezeichnung „vegan“ für mich selbst setze, konnte ich letztlich wieder an einer Webseite sehen: hier.

Mich graust, wenn ich dort zu den Milchprodukten lese: Milch wird ganz einfach durch Soja-, Reis- oder Hafermilch ersetzt. Sojamilch gibt es mittlerweile in fast jedem Supermarkt (…). Sojamilch ist vom Geschmack her sehr ungewöhnlich, ich würde jedem empfehlen, mit Vanille oder Schoko anzufangen. Am Anfang muß sich fast jeder daran gewöhnen, aber mit der Zeit – zumindest bei mir war das so – findet man dann normale Kuhmilch eklig und schleimig. […]
Sojamilch kann ganz normal wie Milch verwendet werden, zum Kochen und Backen, über das Müsli oder als Kakao. Sogar Pudding kann man ganz normal damit kochen. Für süße Rezepte verwende ich meist eine Vanillemilch, vor allem bei Pfannkuchen habe ich damit sehr gute Ergebnisse erzielt.“

Hoffentlich werde ich dort nie eingeladen… 😉

Gegen grausame Tierhaltung bin ich auch. Dennoch berührt mich die Grausamkeit gegen Menschen immer noch mehr als die gegen Tiere. Für einen deutlich geringeren Fleischverzehr bin ich unbedingt auch. Aber ganz ehrlich: Ich war hocherfreut, als ich bemerkte, dass mein Frühstück am 1. April (Scheibe Brot mit dick Schinken drauf) von vielen nicht direkt als Aprilscherz erkannt wurde. Es heißt nämlich, die meisten wissen, mir geht es um das Essen, nicht um ein Dogma. Es mag Menschen geben, die glauben (!), dass sie auch kurz vor dem Verhungern ein Stück Fleisch ablehnen würden. Zum Glück sind wir bis jetzt hier in diesen Breitengraden nicht vor die Wahl gestellt, theoretisch können wir alle viele schöne Dinge von uns glauben. Auch wenn es den einen oder anderen überzeugten Nicht-Fleischesser schockieren mag: Ich müsste nicht einmal kurz vorm Verhungern sein, um zu einem Stück Fleisch zu greifen. Richtig deftiger Hunger und nichts anderes zur Hand würden da durchaus reichen.

Da ich mich stets selbst immer wieder teste, habe ich in den letzten Monaten auch hier und dort mal in ein Stück Fleisch gebissen. Und? Fisch schmeckt mir gar nicht mehr. Fleisch schmeckt mir nicht besonders. Ente ging noch. Ich vermisse nichts, wenn ich diese Dinge gar nicht esse. Doch ich weiß auch eins: Würde ich irgendwann einmal darauf angewiesen sein, doch tierisches Eiweiß zu essen, hätte ich damit weniger Probleme, als zum Beispiel etwas Gezuckertes essen zu müssen.

So rein wissenschaftlich ist auch noch nicht entschieden, ob wir nun „von Natur aus“ Omnivoren (Allesesser) oder Vollvegetarier sind. Beide Seiten haben gute Argumente, leider sind nicht beide Seiten immer sachlich. Wobei ich persönlich überzeugt bin, dass der Mensch durchaus ohne Fleisch und Tierprodukte leben kann. Der menschliche Körper ist eben anpassungsfähig, und eine sehr fleischarme bis fleischfreie Kost hat sich immer wieder als günstig erwiesen. Warum der heutige hohe Fleischverzehr für die Gesundheit des einzelnen und für „die Welt“ als Ganzes schädlich ist, brauche ich wohl nicht mehr zu erläutern, dafür gibt es genug Material.

Ich möchte mir die Offenheit bewahren. Für mich ist Vollwerternährung die ideale Ernährungsform, weil sie aufbauend auf nachvollziehbaren und erwiesenen Tatsachen nur Empfehlungen kennt, keine Verbote. Also jemand, der einmal in der Woche oder im Monat Fleisch isst, oder genauso häufig ein Stück Käse, ist deshalb für mich kein schlechterer „Vollwertmensch“. Ich möchte auch kein schlechtes Gewissen haben, falls mich mal der Hunger auf einen Hühnerschenkel überkommt. Denn dieses Getue um das Fleisch entspringt manchmal auch unserem Luxus, in dem wir leben. Nomaden, die vom Fleisch leben, zum Beispiel würden als Veganer eben sterben.

Ich bin eine überzeugte Vertreterin der tiereiweißarmen bis tiereiweißfreien Ernährung. Die Gründe sind rein eine Sache des Wohlbefindens, kein Dogma, keine Weltanschauung. Und nur wenn wir die Vollwerternährung völlig vom Dogma befreien, haben wir auf Dauer die Chance, dass sie sich durchsetzt. Und das ist vor allem mein Ziel: Dass die Menschen nicht mehr Krankheiten als unvermeidliches Übel sehen, sondern als eine Folge ihrer Lebensweise, die sie selbst in der Hand haben. Ob mit oder ohne einem Schnitzelchen, aber „natürlich“ nicht mit einer Eiweiß- oder Steak-Diät.

Schnitzelchen allerorten

Kommentar vom 3. Juli 2011: Schrecken manche Hersteller vor nichts zurück?

Leute, die kein Tiereiweiß, überhaupt keine Tierprodukte (also auch keinen Honig) essen und auch ansonsten keine Tierprodukte verwenden, also keine Lederschuhe tragen und keine Bürsten mit Wildschweinborsten benutzen, werden meist als Veganer bezeichnet oder nennen sich auch selbst so. Ich bin dieser Essenshaltung nah, da der Tiereiweißanteil in meiner Nahrung immer geringer wird und da ich immer weniger Gesüßtes, also auch immer weniger Honig, verzehre. Dennoch würde ich mich niemals als Veganerin bezeichnen. Das rührt einmal daher, dass ich in dieser Kostrichtung einige Fanatiker kennen gelernt habe, die das Wildschwein vor lauter Borsten nicht mehr sehen, den Veganismus nicht für sich persönlich entscheiden, sondern ihn äußerst aggressiv vortragen und am liebsten verpflichtend machen würden. In diesem Maß „extreme Vollwertler“ habe ich noch nie getroffen. Bekannt sind die Pudding-Veganer, deren einziges Ziel es ist, alles Tierische zu vermeiden, der Rest ist egal, d.h. ihr Zuckerkonsum ist unvermindert, da wundert mich die Aggressivität bei diesen Veganern nicht :mrgreen: Auch führt der rein von der Einstellung zum Tier verursachte Veganismus dann manchmal zu Auswüchsen, bei denen ich echt nur mit dem Kopf schütteln kann. Soja-Schnitzel zum Beispiel. Ich finde das völlig inkonsequent. Wenn ich kein totes Tier mehr essen möchte, lehne ich auch alles ab, was wie totes Tier schmeckt. Aber so weit geht die Konsequenz nicht und so ist der Markt für Kunstschnitzel, Kunstwürste usw. groß. Es gibt auch vegane Vollwertler, die sich in meiner Erfahrung deutlich von Pudding-Veganern unterscheiden. Andere mögen da andere Erfahrungen gemacht haben. Sei’s drum…

Es sei übrigens hier klar gestellt, dass dies meine persönliche Erfahrung ist, die ich etwas plastisch schildere. Bevor mir jetzt unerträgliche Intoleranz vorgeworfen wird 😉 Ich habe im Freundes- und Bekanntenkreis mehrere Veganer, das geht völlig problemlos.

 

Im letzten Angebotszettel meines Bioladens entdeckte ich dann auch was tolles Neues. Schnitzel für Veganer! Lupinen-Schnitzel. An Lupinen erinnere ich mich gut, als Kind habe ich mit meiner Familie einige Jahre in Delmenhorst gewohnt, dort gehörte zur Wohnung ein Garten, in dem herrliche Lupinen in allen möglichen Farben wuchsen, toll zum Spielen. Und das jetzt als Schnitzel? Lupinen sind Hülsenfrüchte. Vor einigen Jahren, als ich auch noch dem Ersatz-Wahn unterlag, habe ich mir mal Lupinenbohnen gekauft, weil sie ein prima Ei-Ersatz (außer Soja) sein sollen. Das konnte ich praktisch nicht bestätigen, daher habe ich sie irgendwann den Vögeln als Futter in den Garten gegeben.

Zurück zum Lupinen-Schnitzel. Es interessierte mich natürlich, was noch für tolle Zutaten in diesen herrlichen Schnitzeln sind und so suchte ich die Homepage eines Versenders auf, der auch eine Zutatenliste mit veröffentlicht. Mittlerweile ist das Lupinenschnitzel allerdings aus dem Angebot dieser Website verschwunden (hier). Mich nervt ja schon der Begrüßungsspruch „Dein neuer Veganversand im Internet“. Übergriffig finde ich so etwas. Werbung kann auch anders sein! Wer mein Veganversand im Internet ist – wenn ich überhaupt einen suche – bestimme immer noch ich. Das Schnitzel hat köstliche Zutaten, ich dachte es mir schon: Süßlupinen* 40%, Wasser, Weizeneiweiss*, Sonnenblumenöl*, Salz, Gewürze*, Weizenstärke*, Paniermehl*, Kräutersalz* / * = aus kontrolliert biologischem Anbau. Erst einmal schätze ich es sehr, wenn offizielle Websites sich um korrekte Rechtschreibung bemühen. Weizeneiweiss gibt es vielleicht in der Schweiz, in Deutschland heißt es immer noch Weizeneiweiß. Dies nur am Perfektionismus-Rande 🙂  Aber Weizeneiweiß klingt eh schon… so hübsch extrahiert, genau wie Weizenstärke. Paniermehl aus biologischem Anbau, nee klar. Und ob das Sonnenblumenöl das preisgünstige kontrollierte Öl vom Discounter nebenan ist? Niemand verrät es mir. Für mich klingt die Zusammensetzung unappetitlich, labberig und scheußlich. Und ungesund.

Wer konsequent vollwertig-tiereiweißfrei oder auch vollwertig-vegan isst, vermisst kein Schnitzel. Ich höre schon mal, dass die Leute den Käse vermissen, aber Schnitzel? Gibt’s vielleicht, ist mir aber noch nicht zu Ohren gekommen. Tier hin oder her – wenn ich Hunger auf Schnitzel HÄTTE, würde ich ein Schnitzel essen. Und eine richtige leckere Scheibe Sauerbrot ist mir allemal lieber als diese Weizenpampe. Würg.

Vegetarier und Veganer

Kommentar vom 24. März 2011: Vegetarier und Veganer

Heute möchte ich euch eine neue Perle der Weisheit aus der Apotheken-Umschau (März) präsentieren. Es geht einmal wieder um gesundes Leben, und speziell um das gesunde Leben von Vegetariern. Es ist zu schön, mal wieder das gesamte Un-Wissen über den Vegetarismus konzentriert in einem kleinen Artikel zu sehen. Schreiben diese Journalisten eigentlich immer wieder und immer wieder voneinander ab, sodass sich gar nichts Neues ergibt?

Vorgestellt wird u.a. eine Diabetikerin, die dank vegetarischer Ernährung ihre Blutzuckerwerte im Schach hält. Ihr Lieblingsgericht ist Paella mit Reis, Gemüse und Tofu. Super, gell? Heute isst sie vegan, und als Vorteil nennt sie: „Ich kann viel mehr essen als früher. Ich mag große Portionen.“ Hmmm. Ich bin ja auch keine bescheidene Esserin, aber mein Ideal ist es eigentlich, bescheidener zu werden, weil ich das Buch „Wir fressen uns zu Tode“ immer im Hinterkopf habe. Damit zu prunken, dass ich große Portionen verdrücken kann, finde ich nicht besonders lobenswert.

Die Experten, so wird uns berichtet, sind sich mittlerweile einig, „dass es gesund ist, auf Fleisch zu verzichten oder seinen Fleischkonsum stark einzuschränken“. Man beachte die Wortwahl. Sprache ist eine der schärfsten Waffen. Ich esse seit Jahren kein Fleisch und habe noch nicht einen Tag darauf verzichten müssen. Ich habe schon lange davor wenig Fleisch gegessen, meinen Fleischkonsum aber nie eingeschränkt.

Der Diabetologe Prof. Hans Hauner weiß noch mehr – dass nämlich eine vegetarische Ernährung eine gute Vorbeugung ist, „gegen ein gelegentliches Stück Fleisch oder Fisch sei aus gesundheitlichen Gründen nichts einzuwenden.“ Schade, dass Prof. Hauner wohl weder Wendt, Bruker noch Schnitzer gelesen hat, keine dahergelaufenen selbsternannten Ernährungsexperten, sondern ebenfalls studierte Menschen, die sehr wohl davon ausgehen, dass zu viel (tierisches Eiweiß) ein ganz wichtiger Faktor bei Diabetesentstehung und -vorbeugung ist. Ob ich ihm zu Weihnachten mal ein entsprechendes Buch schenken sollte? H. weiß auch, warum das so ist: „Schließlich liefern Rind, Huhn und Hering auch wichtige Nährstoffe: zum Beispiel Omega-3-Fettsäuren und Vitamin D (Fisch) oder Eisen (Fleisch).“ Äh, Leinöl fällt mir da spontan als sehr Omega-3-Fettsäure-reich ein…

Hübsch dann auch der Passus zu Mangelerscheinungen, mit denen Vegetariar in der Regel (!) nicht rechnen müssen. Denn sie essen ja Eier und Milchprodukte. Die armen Veganer jedoch haben ein Problem: einige Nährstoffe, etwa Vitamin B12, kommen fast nur in tierischen Produkten vor. Aha. In welchen anderen Produkten denn noch? Das Thema B12 ist ja reichlich abgenudelt. Und interessant das Wörtchen „fast“. Es kommt also auch in pflanzlichen Produkten vor? Aha! Da unser Körper von B12 nur ganz, ganz geringe Mengen benötigt, ist es also nicht nötig, sich jede Woche reichlich mit diesem Vitamin einzudecken. Frische Sprossen, Sauerkraut und eingeweichtes Getreide reichen da völlig aus. Kein Wort auch davon, dass die Darmflora von Nicht-Tiereiweißessern sich ändert. Aber die Apotheken-Umschau weiß Rat:

„… wird Veganern geraten, Vitamin B12-Präparate einzunehmen oder Lebensmittel zu wählen, denen das Vitamin zugesetzt wurde, zum Beispiel Soja-Drinks mit Vitamin B12“. Toll, nicht wahr? Künstlichkeit aller Orten! Wer hat das denn wohl der Apotheken-Umschau ins Öhrchen geflüstert? Das erfahren wir sofort im nächsten Satz: „Besonders wichtig ist das für schwangere und stillende Frauen und für Kinder und Jugendliche im Wachstum“, sagt Ernährungswissenschaftler Claus Leitzmann aus Gießen. Wer jemals den industriegeschwängerten Käse gelesen hat, den Prof. Leitzmann so verfasst, aber im hübsch in hochtrabend-wissenschaftlichem Wortschatz, dreht jetzt endgültig die Ohren ab.

In dem Stil geht’s weiter. Mir rotiert der Magen in seiner Halterung. Wir Vollwertler brauchen uns übrigens keine Sorgen um unsere Eiweißzufuhr zu machen (Überschrift: Vollkorn bevorzugen), denn wir haben ja Sojaprodukte, die enthalten noch mehr Eiweiß als Fleisch oder Fisch! Na, ist das nicht fein? Claus Leitzmann hat mit der Apotheken-Umschau im Arm noch mehr Weisheiten für uns parat: „Essen soll aber nicht nur gesund sein, sondern auch schmecken“. Ich finde diesen scheinbaren Widerspruch schon merkwürdig. Wirklich schmackhaftes Essen ist gesund – denn nur verkorkste Geschmacksempfindungen werden Industriekost schmackhaft finden. „Deshalb tun sich viele Menschen schwer mit dem Gedanken, auf Fleisch zu verzichten.“ Ha, da ist es wieder, mein Lieblingswort !

Warum tun sich eigentlich so viele studierte Menschen schwer, die einfachsten Zusammenhänge zu verstehen?

Gastbeitrag: Meine Vollwertgeschichte

Kommentar vom 10. August 2010: „Gastbeitrag: Meine Vollwertgeschichte“

Die Verfasserin dieses Beitrags kenne ich aus einigen Telefonaten und weiß daher, welche Schwierigkeiten sie hat – die sie ja im Folgenden auch schildert -, die Vollwert, vor allem die vegane Variante, konsequent zu leben. Als Angestellte in einer normalen Küche, unter Druck von vielen Seiten: Viele kennen das und werden mir ihr fühlen können.

Ich liebe Tiere, es schmerzte mich immer wenn es zum schlachten gebracht wurde. Aber es hat schon immer zum Leben dazu gehört, also habe ich das auch immer akzeptiert und was für mich jetzt am schlimmsten ist , ich habe mitgemacht.  Erst mit dem Abschied von Zuhause habe ich mich getraut etwas in meinem Leben zu ändern. Ich wurde Vegetaria. Ich aß immer noch Fisch, Eier, Käse und Milchprodukte, aber irgendwie fühlte ich mich besser (seelisch), trotz meinen ständigen Erkältungen,  schmerzenden Gliedern, schlechten Zähnen und sämtlichen anderen Wehwehchen.

Ich hatte immer irgendwelche Diäten ausprobiert, aber ohne einen längerfristigen Erfolg.  Zuletzt, dieses Jahr war es die F.X. Mayer Semmeldiät. Sie war mit Abstand die beste, die mir geholfen hat, meine Magen- und Verdauungsprobleme in den Griff zu bekommen. Aber die Umstellung auf normale Kost erwies sich als sehr schwer. Mich überkamen andauernd Heißhungerattacken auf Süßes.  Ja ich muss zugeben ich bin ein Zucker-Junkie. Ein zwei Tafel Schokolade waren auch schon drin, und das an einem Tag.   Ich war eine „Puddingvegetaria“) kein Fleisch, dafür sehr viel Zucker, Auszugsmehlprodukte, Pommes, lauter ungesunde Sachen) und wie ich jetzt weiß, hat es meiner Gesundheit ziemlich geschadet. Eines Tages habe ich im Internet geschaut was ich so machen könnte, was ändern, so ging es nicht mehr weiter, ich war jetzt schon fast zwei Monate am Stück erkältet. Da stieß ich auf den Begriff Vollwertkost, ich gab es ein. Es kam unter anderem auch ein paar Videos. Ich schaute mir die an, darunter auch Utes Vollwertecke, ich war begeistert wollte mehr. Durch sie wurde ich auf Dr. Bruker gelenkt, ich fing an zu lesen, und tue es immer noch. Dazu sind sämtliche andere Autoren gekommen, auch sehr viele die über Rohkost schreiben. Aber Ute ist mir ans Herz gewachsen vielleicht auch, weil man sie anrufen kann und mit ihr über dieses Thema sprechen kann (und viel mehr), das kannte ich nicht. Denn ich kenne nicht viele Vegetaria. Ok zwei kenne ich, aber eine   habe ich seit gut 10 Jahren nicht gesehen und die andere sehe ich höchstens einmall im Jahr. Oder weil ich durch Utes Rezepte das erste mal im meinem Leben Vollwert gekocht habe und es schmeckte, das war das ausschlaggebend, so hat mich Vollwert für sich gewonnen.

Mir fehlt es manchmal schwer, da ich in der Küche arbeite, wo keine Vollwert gekocht wird, Vollwertkost durchzuhalten. Ich treffe ständig auf Vorurteile. Da ich immerzu kränklich war, meinen alle, dass es durch meine Ernährung kommt. Und das stimmt eigentlich auch. Streitereien mit mütterlichen Arbeitskolleginnen, die sich eigentlich nur sorgen, sind an der Tagesordnung.  Ich habe immer wieder Zweifel, da mein Mann nur Fleisch isst und gar kein Gemüse oder Obst und er ist kerngesund. Wenn er eine Erkältung hat, dann nur zwei Tage Schnupfen und das wars. Na ja, das Leben ist schon manchmal seltsam. Und so leben ein reiner Würstchenfleischesser und eine Vegetarierin /Veganerin zusammen und versuchen sich gegenseitig zu überzeugen, das gerade das eine das bessere ist, auf die eine oder andere Weise.

Wie heißt es so schön? Man soll niemals von jemandem verlangen, dass er so bleibt wie er ist, den es geht nicht, wir lernen jeden Tag dazu, wir lernen uns kennen und die anderen, wir verändern uns und unsere Meinungen. Nichts bleibt bestehen, so wie wir es jetzt sehen (wahrnehmen), alles ist relativ. Und das ist gut so.

Ich bin jetzt auf dem Weg  Vollwertveganerin zu werden und werde das auch immer sein, denn jeden Tag stelle ich mich neuen Herausforderungen. Und auch wenn ich mal „sündige“, weiß ich doch, ich bin auf dem richtigen Weg.

Ich sehe Vollwert nicht nur als Ernährungsweise, ich sehe es als Einstellung, als Lebensart, als eine Entdeckungsreise durchs Leben.