27. September 2014: Wechseljahre
Gerne schimpfe ich ja über die Apotheken-Umschau (A-U), und letztlich wurde mir noch vorgeworfen, es sei unverständlich, wieso ich mich über eine Zeitschrift ereifere, die von der Pharmaindustrie bezahlt werde und Bild-Zeitungsniveau habe.
Dazu möchte ich erst einmal kurz hier Stellung nehmen. Die Apotheken-Umschau finanziert sich aus Werbung – Werbung von der Pharmaindustrie, richtig – und von den Apotheken, die für jedes Exemplar 50 Cent bezahlen müssen (Quelle: Wikipedia, Stichwort Apotheken-Umschau). Das ist aber etwas anderes, als wenn sie von der Pharmaindustrie bezahlt wird. Natürlich entsteht dadurch eine gewisse Abhängigkeit, aber wer wird denn auch von einer Apotheken-Umschau erwarten können, dass sie gegen Pharmazie eingestellt ist? Das ist so, als würden Leser meines Blogs erwarten, dass ich die Vollwertkost verteufle. Und eine gewisse Einstellung bedeutet auch nicht gleichzeitig ein niedriges Niveau. Ich sehe das also durchaus etwas differenzierter.
Ich lese die A-U regelmäßig und ich habe bisher nicht finden können, dass sie im Niveau unter den üblichen Tageszeiten liegt, die z.B. auch gerne Statistiken und Zahlen ohne Hintergrund oder mit falschen Interpretationen vorlegen. Und auch angeblich niveauvollere Zeitungen und Zeitschriften machen vor solchen journalistischen Patzern keinesfalls Halt.
Gelegentlich tauchen in der A-U auch Reportagen auf, die ich persönlich für erhellend und ausgewogen halte. Nicht immer schreibe ich dann: Aufgepasst, die A-U hat mal wieder einen vernünftigen Artikel. Das macht einfach nicht so viel Spaß, als das Messer der Ironie an einen Artikel anzusetzen oder auch mögliche Neuinterpretationen von Zahlen anzubieten.
Gerade in der Ausgabe vom 15. September 2014, die ich gestern im Briefkasten vorfand (eine Freundin bringt sie mir regelmäßig vorbei), fand ich wieder einen solchen Artikel. Das Thema ist „Wechseljahre“ und ich hatte mich innerlich schon auf Konfliktmaterial eingestellt 🙂 Zu meiner Überraschung fand ich einen wiederum recht ausgewogenen Artikel vor. Schon die Fotos auf der Vorderseite sind nicht so schlimm, wie ich sie bei diesem Thema gewohnt bin (faltenlose Frauen). Okay, natürlich sitzen sie bei einem Milchkaffee und einem Stück Pflaumenkuchen zusammen. Okay, natürlich sind sie zurechtgemacht, haben perfekte Zähne und gefärbte Haare. Aber ihre Gesichter sind nicht völlig aus der Altersgruppe entfernt, und auch kleine Altersflecken an den Händen deuten auf ein „echtes Alter“.
Auch inhaltlich geht das so weiter. Zum ersten Mal habe ich etwas gelesen, was ich selbst so erfahren habe: Dass nämlich nicht die meisten Frauen an Wechseljahrsbeschwerden wie Hitzewallungen usw. leiden, sondern einige. Das ist ja ein großer Unterschied. Ganz ausdrücklich steht dort, dass die meisten Frauen ohne Beschwerden diesen Lebensabschnitt durchlaufen. Ein Zitat als Beispiel: „Jetzt ist es für Frauen besonders wichtig, sich viel zu bewegen und vollwertig zu ernähren.“ Okay, es ist nicht „unser“ Begriff der Vollwertigkeit, aber das Wort wird genannt!
Es gibt einige Dinge, wo ich widersprechen würde. Aber wo würde ich das nicht? 😉 Insgesamt aber hebt sich der Artikel positiv von vielem ab, das ich in den letzten Jahren gelesen habe.