20. Januar 2012: Aus dem Leben einer Preisausschreiben-Veranstalterin
Hinter den Kulissen meiner Preisausschreiben stehen ja immer diverse Verhandlungen mit Herstellern oder Händlern, bei denen ich um gesponsorte Preise bitte. Manche reagieren gar nicht, was ich sehr bedauerlich finde. Ich erwarte von NIEMANDEM, dass er uns etwas schenkt, ich bin da nicht sauer – aber eine Antwort dürfte das doch wert sein? Ich käme zum Beispiel nie auf die Idee, Namen zu veröffentlichen von Firmen, die nicht reagiert oder sich vielleicht auch geweigert haben. Das ist meines Erachtens unfair. Manche mögliche „Sponsoren“ bleiben in Kontakt. Und so erhielt ich vor ein paar Tagen den Anruf eines entsprechenden Mitarbeiters. Sie wollten sich ja immer regelmäßig erkundigen, was sich bei mir so tut. Als wir vor einem halben Jahr miteinander gesprochen hatten, hatte mein Gegenüber behauptet, er verfolge meinen Blog regelmäßig. Wie peinlich – im Gespräch stellte sich heraus, dass er wohl offenbar zwei Preisausschreiben völlig verschwitzt hatte. Da meine Preisausschreiben ja immer über mehrere Wochen laufen, muss man schon SEHR SELTEN lesen, um da nichts mitzubekommen.
Und ob er was für mich tun könne? Ich: „Na, wenn sie so fragen… mein Frühlingspreisausschreiben hat noch nix.“ Er machte dann ein saisonal gebundenes Angebot, was sofort hätte starten müssen. Ich kann aber ein Preisausschreiben nicht aus dem Ärmel schütteln, das bedarf des Nachdenkens für eine schöne Aufgabe und überhaupt viel Vorbereitung. Vor Ende Februar/März ist da nichts drin. Was mir denn vorschwöbe, wollte er wissen. Ich nannte frech ein sehr hochpreisiges Produkt. Ja, dann wollte die Firma eine Gegenleistung. (Was ich verstehe, keine Frage). Werbung auf dem Blog. Darf ich nicht, habe ich ihm gesagt. Er wandt sich, naja, ein Link. Ein Link? Also nicht echt ein Link, wie ich ihn manchmal zu Produkten bringe, die ich vorstelle oder erwähne, sondern quasi ein eingeschmuggelter Link. Dabei setze ich doch im Preisausschreiben immer einen Link, das ist dann offen und für mich fair.
Ein solcher Link wie gewünscht wäre Schleichwerbung, und die mache ich nicht. Meine Glaubwürdigkeit ist für meine Leser das A und O, und für mich selbst auch. Und auf der Website, sagte ich, kann ich keinen Link setzen, da steht schon zweimal Werbung und das ist für mich die Obergrenze.
Auf eine andere Idee kam er nicht. Er wollte dann von mir erst hören, was ich denn für ein Preisausschreiben machen wolle. Herrgott!! (Das habe ich nicht gesagt, nur gedacht). Ich kann mir erst etwas Nettes einfallen lassen, wenn ich einen Preis und eine Firma habe. So etwas nennt man Kreativität, was ich natürlich auch nicht gesagt habe 🙂 Ich mache ja hier die Preisrätsel nicht als Produktwerbung, sondern weil wir, Ihr und ich, Spaß daran haben und ein schöner Preis natürlich auch noch weiter motiviert.
Nun denn, seine Begeisterung nahm laufend ab. Ich solle mich dann melden, wenn ich auf ihrer Website, die ich doch sicher regelmäßig besuche (habe nur was gebrummelt, bin nämlich kaum auf der Seite), etwas entdeckte, was passt. Ach nee, ich kann auch ohne dieses teure Produkt als Preis leben. Meine Seele verkaufe ich dafür nicht. Wobei ich WIRKLICH nicht sauer bin, dass sie mir ohne Gegenleistung sowas Teures nicht geben. Wenn es dann weniger aalglatt wäre…
Morgens checke ich immer den Spam im Blog. Am Tag nach dem Anruf fand ich einen freundlichen Eintrag zu einem zwei Tage alten Artikel. Wer sich bei mir einloggt, erinnert sich vielleicht an die ersten Fragen: Name (Nickname), Email-Adresse und Homepage. Wer eine Homepage angibt, erhält automatisch einen Link. Wer das nicht kennt: Schaut mal bei den Kommentatoren: Alle, deren Nickname blau gedruckt und beim Darüberfahren mit der Maus unterstrichen ist, sind anklickbar und führen zum Blog oder zur Website des entsprechenden Kommentators.
Dieser neue Kommentator mit einer Fantasie-Emailadresse hatte auch eine Website angegegeben: Genau die Website des Unternehmens, mit dessen Mitarbeiter ich am Vortag telefoniert habe. Ich kann bei Blogeinträgen auch die Uhrzeit sehen: Gesetzt war dieser Kommentar etwa 30 Minuten nach meinem Telefonat.
Hahaha. Mache ich einen solch vertrottelten Eindruck? 🙂 Offenbar – wer heutzutage ehrlich ist, muss vertrottelt sein. Theoretisch kann das natürlich völliger Zufall sein. Nee klar 🙂
Da die Firma ja angeblich meinen Blog regelmäßig verfolgt, wird sie sicher auch diesen Beitrag lesen. Dann denken wir uns beide unseren Teil 🙂