Essen nach Lebensalter

12. November 2012: Sag mir wie alt du bist, und ich sage dir, was du essen sollst/darfst

In der HörZu vom 19.10.2012 (Nr. 43) gibt es einen Artikel, der sich um das Essen nach Alter dreht. So gesehen also nach Lebensjahreszeiten. Es ist wieder eine solch wunderbare Sammlung von Vorurteilen und Ernährungsunfug, dass ich euch das nicht vorenthalten möchte. Die genannten Experten kommen natürlich von der Universität oder hochkarätigen Instituten, wie z.B. Karen Franz vom Institut für Ernährung und Prävention Dr. Gola in Berlin. Dieses Institut wird geleitet von Sabine Nitsche, Professorin und Diplom-Psychologin. Äh ja, gut. Weiter finden wir Angaben zu einer Diplom-Wissenschaftsorganisatorin und einer Kauffrau. Da habe ich doch gleich Vertrauen. Der zweite Experte ist Arved Weimann, Professor und Chefarzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie, also ein Chirurg. Ein Chirurg hat natürlich absolute Kenntnisse in Ernährung, denn schneiden müssen wir alle: Das Essen oder eben die Därme. Öhöm.

Gut, das war jetzt ein bissers fies und unsachlich, das weiß ich wohl. Nur: Mir fallen so Dinge einfach auf…

Im Einzelnen will ich gar nicht wiedergeben, was hier verbraten wird. Ich muss dann immer an Bruker denken, der für mich nachvollziehbar meinte, dass es völlig unverständlich sei, warum wir im Alter anders essen sollten. Schauen wir in die Natur… isst da, mal abgesehen von möglichem Zahnmangel, irgendein Lebewesen im Alter anders oder in einer bestimmten Altersgruppe anders als in der Jugend?

Ein paar kleine Perlen möchte ich als Zeichen dafür zitieren, welche negative Einstellung die Autorin Maike Petersen so vom durch-die-Jahrzehnte-Wachsen hat.

Ab 30: Folatsäure muss her für die Kinderproduktion. Immerhin weiß Franzen: „Zwar ist die Eisenaufnahme aus pflanzlichen Quellen schlechter als aus tierischen, doch bei dauerhafter vegetarischer Ernährung gewöhnt sich der Körper daran, das Eisen besser zu verwerten, so Ernährungswissenschaftlerin Karen Franz“. Ach, sie ist Ernährungswissenschaftlerin? Wenigstens eine in diesem Institut 😉

Interessanter wird es in der Altersgruppe ab 40: „Auch wenn man sie noch nicht spürt: Die ersten Check-ups beim Hausarzt (ab 35, alle 2 Jahre) decken körperliche Schwachstellen auf.“ Ich mag diese kleinen Botschaften, die hier eingebaut werden: Mit 40 sind wir ja schon fast Krücken, daher regelmäßig Werte checken lassen! Viel Avocado sollen die Ab-40-Jährigen essen 🙂

Jetzt kommen wir zu den Menschen ab 50: Fettfisch, Hülsenfrüchte und Bulgur sind angesagt. Guten Appetit 🙂 Warum ist hier kein Vollkornbrot genannt? Immerhin gibt Karen Franzen wieder Vernünftiges in Bezug auf angereicherte Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmitteln von sich: „Eine gesunde Vorsicht bei Werbung für Lebensmittel ist immer angebracht.“ Ansonsten findet natürlich der Abbau statt 😉

Und ab 60? Ey, da ist es ganz vorbei. Auf dem dazugehörigen Foto sehen wir natürlich Menschen, die die 60 weeeeit überschritten haben. Aber das ist so, wenn Autoren noch weit entfernt von einem bestimmten Alter sind. Ihnen fehlt dann die Einschätzungskraft fürs Alter. Und wir lernen: „Zugleich mehren sich aber auch gesundheitliche Einschränkungen. … Übergewicht und Gelenkschmerzen machen Bewegung beschwerlicher und damit auch das Einkaufen frischer Lebensmittel.“ Ey, hier wird einem das Älterwerden aber so richtig schmackhaft gemacht 😉

Krampfhaft wird sich bemüht, hier ein paar Vorteile des Älterwerdens aufzuzeigen, die aber natürlich stets von den körperlichen Unzulänglichkeiten, so scheint es durch, mehr als aufgewogen werden. Ich verstehe das nicht, wenn wir uns doch mit 30, 40 und 50 HörZu-gemäß ernährt haben – sollten wir dann nicht mit 60 topfit sein? 😉

Hübsch auch die Werbung rechts daneben (au au, das muss teuer gewesen sein, diesen ausgesuchten Platz zu bekommen): „Äterwerden ohne ernste Gedächtnisprobleme“. Ja, genau das hatte ich vor …. allerdings auch ohne diese Pillen 🙂